Castrop-Rauxel. .

Herten macht es. Marl nicht. Recklinghausen prüft – und die kleinen Städte im Kreis winken unisono ab: Das Thema Berufsfeuerwehr sorgt derzeit kreisweit für Gesprächs- und Zündstoff.

Die Vorteile der Berufsfeuerwehr liegen auf der Hand. Geringere Versicherungsbeiträge – in Herten um die 20 000 Euro pro Jahr. In Recklinghausen würde es etwa 30 000 Euro pro Jahr ausmachen – ohne Einstellung neuer Kräfte.

Hört sich gut an, ist es aber nicht. Denn die Rechnung geht nur mit der Freiwilligen Feuerwehr auf. In Herten steht sie in weiten Teilen hinter der Idee. Doch völlig geräuschlos konnte die Berufsfeuerwehr in der vergangenen Woche nicht aufgestellt werden. Eine Handvoll Ehrenamtler machte ihrem Unmut laut Luft.

Der Konflikt

Der Konflikt: Ehrenamtliche Feuerwehrleute fühlen sich durch eine Berufsfeuerwehr degradiert, können nicht mehr so mitreden und entscheiden. Die Einsatzleitung liegt nicht mehr bei der Freiwilligen, sondern bei der Hauptamtlichen Feuerwehr.

Genau das ist der Grund, weshalb sich in Castrop-Rauxel vor sechs Jahren schon eine aufkeimende Diskussion über die Einrichtung einer Berufsfeuerwehr schnell erledigt hatte. „Wir wollen eine solche Diskussion auch nicht neu führen“, sagt der zuständige Dezernent, Beigeordneter Michael Eckhardt. Zwar brächte das eine Ersparnis von zwischen 10 000 und 15 000 Euro an Versicherungsbeiträgen, die aber wären durch die Einstellung nur eines weiteren Hauptamtlichen weit mehr als nur aufgezehrt. Weil aber eine Berufsfeuerwehr den Brandschutz quasi alleine sicherstellen müsste, wären zusätzliche Personaleinstellungen unausweichlich.

Lieber mehr Freiwillige

„Wir brauchen die Freiwilligen und wollen sie nicht vor den Kopf stoßen“, sagt Eckhardt, der auf eine besondere Castrop-Rauxeler Konstellation verweist: „Bei uns ist mit Jürgen Schmidt der Leiter der Feuerwache gleichzeitig auch der von der Freiwilligen Wehr gewählte Wehrführer.“ Das System funktioniere gut, habe sich bewährt und sei für die Stadt auch günstiger als eine Berufsfeuerwehr.

Konflikte wie in Herten werden auch in Recklinghausen befürchtet. „Wir prüfen derzeit nur und werden auch mit den Freiwilligen darüber reden. Entschieden ist noch nichts“, sagt die Beigeordnete der Stadt, Genia Nölle.

Die Situation in den anderen Städten

In allen kreisangehörigen Städten gibt es bereits hauptamtlich besetzte Feuer- und Rettungswachen. Aber lediglich drei – Herten, Marl und Recklinghausen – sind personell schon jetzt so gut besetzt, dass sie die Kriterien des Notfalleinsatzes als Berufsfeuerwehr erfüllen, zum Beispiel binnen acht Minuten mit neun Leuten am Einsatzort zu sein. Fünf Minuten später müssen es sechs mehr sein.

Andere kreisangehörige Städte sehen das ähnlich wie Castrop-Rauxel: Halterns Stadtsprecher Georg Bockey: „Wir denken nicht an eine hauptamtliche Feuerwehr.“ Ähnliches sagt auch Dirk Lehmanski, Sprecher der Stadt Datteln.

Das Zusammenspiel zwischen hauptamtlicher Wache und freiwilliger Feuerwehr funktioniere in allen Städten gut, wie auch Kreisbrandmeister Robert Gurk bestätigt. Es müsse gut überlegt werden, bewährte Strukturen zu verändern. Die gibt es überall da, wo Hauptamtliche auch in der Freiwilligen aktiv sind und eng zusammenarbeiten.