Castrop-Rauxel. .

Seit über 16 Jahren steht Ulrike Abendroth in einer Pommesbude hinter der Theke, jetzt hat sie ihre eigene aufgemacht. Ihre Kunden schätzen die lockere, urige Atmosphäre.

Ulli ist fröhlich, sie wirkt locker, sie lacht gerne. Und Ulli liebt das Scherzen. „Ein Tag ohne Lachen ist doch auch ein verlorener Tag“ sagt sie. Doch eine Sache mag Ulli gar nicht. Da hört der Spaß auf. Immer dann, wenn sie die Wurstzange aus der Hand legt, sich aus ihrem Büdchen lehnt und ruft: „Nich anne Pommes packen!“ Dann ist es wieder soweit.

Eine umfunktionierte Doppelgarage

Vor „Ulli’s Pommesbude“ am Westring steht nämlich eine nagelneue stahlblaue XXL-Pommestüte mit dem Logo eines Lieferanten. Sieht schmuck aus, hat aber einen entscheidenden Nachteil: „Die Pommes sind nur geklebt“, erklärt Ulli. Was so stabil aussieht, ist es also gar nicht.

Seit genau drei Wochen brät, frittiert und kocht Ulrike Abendroth in ihrer rot-weißen zur Pommesbude umfunktionierten Doppelgarage samt Kühlhaus. Sie ist hier die Chefin. „Es läuft wirklich gut. Ich kann mich nicht beklagen“, sagt sie.

Ihr Mann verkauft Mandeln, sie verkauft Fritten

Über 16 Jahre lang war sie zuvor in einer Frittenranch in unmittelbarer Nachbarschaft beschäftigt. Die Selbstständigkeit ist ihr nicht fremd, sie kennt die Vor- und Nachteile. Ihr Mann ist Schausteller auf Weihnachtsmärkten und Kirmesplätzen, er verkauft unter anderem gebrannte Mandeln.

Reich werden will Ulli mit ihrem Imbiss gar nicht. „Es muss natürlich ein bisschen was übrig bleiben. Sonst müsste ich ja hier nicht den ganzen Tag stehen“ sagt sie. Während sie beherzt in die Bratwurstdose greift, erklärt sie: „Ich brauche keinen Porsche, keine Segelyacht und auch kein Schloss.“

Pommesverkäuferin und Seelsorgerin

Über 16 Jahre Pommesbude prägen. „Man ist nicht nur Pommesverkäuferin sondern auch Seelsorgerin“, sagt die 47-Jährige. „Was hab ich schon heulende Menschen vor der Bude stehen gehabt“, sagt sie. Dann hebt sie den Zeigefinger: „Aber nicht, weil es ihnen nicht geschmeckt hat.“

Bestimmt nicht. Ihre Kunden schätzen die lockere, urige Atmosphäre. Vorbeifahrende Autos hupen und grüßen reihenweise. „Ich glaube schon, dass die Kunden gerne zu uns kommen. Schließlich habe ich zur Eröffnung der Bude mehr Blumen gekriegt als zu meiner Hochzeit“, sagt sie.

Ihre Schwester Monika unterstützt sie meistens bei der Arbeit, die 42-Jährige fühlt sich in der neuen „Heimat“ am Westring pudelwohl. Sie kann sich auch gar nichts anderes mehr vorstellen, als hinter der Theke einer Pommesbude zu stehen. „Wenn ich den ganzen Tag im Büro sitzen müsste. Ich würde bekloppt werden“, sagt sie. Und das, obwohl es am Karpaltunnel am Handgelenk häufig schmerzt. „Das kommt vom Pommesschütteln. Eindeutig“, erklärt sie.

Nach wie vor der Renner: Der Mantateller

Sechs bis sieben Minuten bei 170 Grad - dann sind gute Pommes garantiert. Doch was macht gute Pommes eigentlich aus? „Sie müssen knackig sein. So wie wir beiden früher auch mal knackig waren“, sagt Ulli und lacht. Wie eigentlich immer.

Der Renner war, ist und bleibt das Urgericht aller Pommesbuden: Die gute alte Pommes-Currywurst mit dem Klecks Mayo obendrauf. Im Fachjargon auch als „Asischale“, „Mantateller“ oder “PCM“ bekannt. An „Ulli’s Pommesbude“ übrigens bevorzugt als „Wie immer Ulli“ bezeichnet.

Natürlich hat die frisch gebackene Unternehmerin auch Ziele. Gerade jetzt. Wo der Laden so richtig läuft. „Ich gebe ja zu“, sagt Ulli und atmet tief durch. „Ich würde es schon gerne in den Pommesführer Ruhr schaffen.“