Castrop-Rauxel. Wolfgang Horsthemke geht arbeiten. Weil er wenig verdient, müssten Zuschüsse fließen, doch die werden hinausgezögert. Horsthemke spricht aus, was viele denken: „Mit Hartz IV ging es uns besser.”

Was viele denken, sagt Wolfgang Horsthemke: „Mit Hartz IV ging es uns besser.” Der 35-Jährige hat zwei Jahre lang Unterstützung bezogen, sich aber stets um Arbeit bemüht. Seit August arbeitet der fünffache Familienvater wieder, seitdem hören Sorgen und Ärger nicht auf. Dass er nun malocht, macht im Portmonee kaum einen Unterschied. Warum soll man dann arbeiten gehen?

Den Kindern ein Vorbild sein

„Weil ich meinen Kindern ein Vorbild sein möchte”, sagt Wolfgang Horsthemke. Als die Horsthemkes ihre Großfamilie gründeten, hatte der gelernte Fleischer eine gute Festanstellung. Auf eine lange Krankheit folgte Hartz IV. „Wir bekamen 1738,75 Euro von der Arge und 888 Euro Kindergeld”, sagt Wolfgang Horsthemke. Das machte gut 2600 Euro zum Leben (minus Miete, die die Arge direkt abzieht). Damit kam die Familie gut zurecht. „Unsere Kinder haben gute Anziehsachen. Es ist hier vernünftig und sauber, wir haben einen Lebensstandard im mittleren Bereich.”

Um wieder Fuß zu fassen, nahm der Familienvater einen 1,10-Euro-Job beim EUV an. Er lehnte seine Bewerbung ab – wie so viele. Fast wöchentlich sei er bei der Jobvermittlung gewesen. Schließlich, auf eigene Initiative, habe er Arbeit in einem Waschcenter gefunden. Sein Lohn: 1168 Euro. Plus Kindergeld macht 2056 Euro. Bei diesem niedrigen Lohn stehen den Horsthemkes Wohngeld und ein Kindergeldzuschlag zu, was weitere 800 Euro wären. Beides beantragten die Horsthemkes Anfang September. Überwiesen wurde bis heute nichts. Zusätzlich stellte die Arge die Unterstützung ein.

Behörden vertrösten

Die zuständigen Behörden vertrösten: Das Wohngeldamt peile Mitte Dezember an, weil das Amt unterbesetzt sei. Die Kindergeldstelle hat noch Klärungsbedarf wegen eines Umzugs. Derweil laufen die Kosten der Familie weiter, nun schickte RWE eine Mahnung. „Die in den Behörden können das nicht nachvollziehen. Die kriegen ja ihr Einkommen.”

Praktisch „leiht” die Arge den Horsthemkes die fehlende Summe. Doch dazu ist allmonatlich ein neuer Antrag nötig. Formulare ausfüllen, nach der Arbeitsschicht in Bürofluren warten müssen, nervt. Horsthemke: „Ich habe schon zu meinem Chef gesagt: Wenn er nicht so nett wäre, hätte ich längst gekündigt. Und würde wieder Hartz IV machen.”