Castrop-Rauxel. .
Während im Bund heftig über ein Bildungspaket für sozial schwache Familien gestritten wird, gibt es vom Castrop-Rauxeler Solidarfonds bereits Nachhilfe-Gutscheine für Schüler aus Hartz-IV-Familien. Das Projekt macht jetzt auch in der Region Schule.
In ihrem Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit hatte die Solidarfonds-Stiftung NRW im Frühjahr ein Pilotprojekt gestartet. 12.000 Euro wurden bereitgestellt, um 40 Schüler der Klassen 9 und 10 in Castrop-Rauxel mit Gutscheinen für örtliche Nachhilfeinstitute auszustatten (je 300 Euro für 30 Stunden). Die Auswahl traf die Bezirksstelle der Vestischen Arbeit, die insgesamt 380 Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren betreut. Mitarbeiter Georg Soegtrop: „Wir haben mit den Eltern genau geschaut, für wen eine Nachhilfe Sinn macht. Wir sind dankbar, dass 40 Schüler von dem Projekt profitieren konnten. Nachhaltigen Bedarf hätten wir für mindestens die doppelte Zahl.“
Die Auftaktbilanz fällt positiv aus: Von den 40 Schülern, die seit März nachmittags und in den Ferien paukten, gelang 25 die Versetzung. 13 Jungen und Mädchen schafften den Schulabschluss. Nur bei zwei Jugendlichen hieß es: „Klassenziel nicht erreicht.“ Soegtrop: „Diese Resultate sind zum großen Teil auf die Gutscheine zurückzuführen. Die Schüler und ihre Familien hätten die Nachhilfe nie aus eigener Tasche zahlen können.“
Eltern einbinden, Stigmatisierung verhindern
Zielgenau helfen, bevor es zu spät ist, die Eltern von Beginn an einbinden, eine Stigmatisierung verhindern: „Das ist uns wichtig“, freut sich Dr. Michael Kohlmann, Vorstandsvorsitzender der Solidarfonds-Stiftung, über den gelungenen Beginn. Georg Soegtrop erkennt sogar Modellcharakter: „Nachhilfe wird immer bedeutsamer. Schüler aus Hartz-IV-Familien dürfen dabei nicht außen vor bleiben.“ So, wie es in Castrop-Rauxel gelaufen sei, könne man sich eine Förderung auch bundesweit vorstellen.
Die „Investition in Bildung“ (Dr. Kohlmann) wird im Frühjahr 2011 in Castrop-Rauxel fortgesetzt. Dank des Engagements von Partnern aus Wirtschaft, Sport und Show wird das Nachhilfe-Projekt möglicherweise aufgestockt und in der zweiten Schuljahreshälfte auch in Witten aufgelegt.