Bottrop. Wo in Bottrop lässt es sich gut alt werden? Da liegen der am besten und der am schlechtesten platzierte Stadtteil räumlich eng beieinander.

In welchem Stadtteil lässt es sich auch im Alter gut leben? Wie beurteilen die Bottroper die Seniorenfreundlichkeit in ihrem Viertel? Das wollte die Lokalredaktion beim Stadtteil-Check Bottrop wissen. Und bei dieser Frage liegen der Gewinner und der Verlierer - wenn man so will - räumlich eng beieinander.

Am besten schnitt in dieser Frage Kirchhellen ab. Die Teilnehmer vergaben hier eine Gesamtnote von 1,7. Schlecht bewertet wurde dagegen die Situation im benachbarten Feldhausen. Mit einer Gesamtnote von 3,83 ist der Stadtteil Bottrop-weit das Schlusslicht.

Stadtteile mit schwieriger Infrastruktur landen am Ende der Wertung

Aber auch Grafenwald (2,3), Stadtmitte (2,54), Eigen (2,61) oder Lehmkuhle (2,7) schneiden noch weitestgehend positiv ab. Anders dagegen Ebel (3,75), Welheim (3,68) und die Welheimer Mark (3,6). Kennt man sich in Bottrop aus, so fällt auf, dass am Ende der Tabelle vor allem die Stadtteile stehen, in denen es generell Schwierigkeiten mit der Infrastruktur gibt. Sprich: Es fehlt an Einkaufsmöglichkeiten, und in Ebel und Feldhausen gibt es auch keine Hausarztpraxis.

Doch gerade solche Einrichtungen werden mit zunehmendem Alter auch wichtig. Das fällt insofern besonders stark auf, weil Feldhausen bei der Gesamtnote, also der Frage, ob die Bottroper gern in ihrem Stadtteil leben, stadtweit noch auf Rang zwei landete.

Seniorenbeirat fordert für Bottrop ein Konzept der offenen Altenhilfe

Kirchhellen punkte beim Thema Seniorenfreundlichkeit mit einer Infrastruktur, die kein anderer Stadtteil - abgesehen von Stadtmitte - zu bieten hat. Doch das sei eben nicht alles, sagt Jutta Pfingsten, die Vorsitzende des Bottroper Seniorenbeirats. In Kirchhellen komme eben noch die besondere Sozialstruktur zum Tragen. Im "Dorf" gibt es viele Vereine, ein reges soziales Leben und eine gute Nachbarschaft. Auch das sind Dinge, die das Altwerden in einem Stadtteil erleichtern.

Und deshalb sieht der Seniorenbeirat die Struktur in Kirchhellen ein Stück weit auch als Vorbild an. In seiner letzten Sitzung hat das Gremium die Stadtverwaltung aufgefordert, ein Konzept zur offenen Altenhilfe in den Stadtteilen zu entwickeln. "Als Vorbild schwebt uns da die offene Kinder- und Jugendarbeit vor. Die gibt es in allen Stadtteilen und wird seitens der Stadt abgesichert durch Leistungsvereinbarungen mit freien Trägern", sagt Jutta Pfingsten. Denn eins sei auch klar: "Um eine seniorenfreundliche Stadt zu gestalten, bauchen wir viele Menschen."

Vieles in der Seniorenarbeit lastet allein auf den Schultern Ehrenamtlicher

Die freien Träger wie der Bund der katholischen Jugend (BDKJ) mit dem Abenteuerspielplatz, die evangelische Kirche etwa mit der Arche Noah oder der Kinderschutzbund mit seinem Ladenlokal an der Prosperstraße halten überall offene Angebote parat. Dort engagieren sich Ehrenamtliche, unterstützt von Hauptamtlichen. Ein ähnliches Modell kann sich Jutta Pfingsten auch in der Altenhilfe vorstellen.

Denn schon jetzt gebe es viele Angebote in den einzelnen Stadtteilen, aber: "Die ganze Seniorenarbeit im präventiven und im Freizeitbereich lastet oftmals auf den Schultern Ehrenamtlicher." Und die seien in vielen Fällen auch nicht mehr die jüngsten und stießen trotz der Unterstützung durch Wohlfahrtsverbände und Verwaltung immer wieder an Grenzen.

Auch Pflegeeinrichtungen tragen zur Seniorenfreundlichkeit bei

Dem Seniorenbeirat schwebt eine Struktur vor mit verlässlichen Angeboten vor Ort. Ein positives Beispiel sei das Seniorencafé, das schon seit vielen Jahren ein regelmäßiger Anlaufpunkt in Stadtmitte ist. Daraus habe sich inzwischen ein Ableger entwickelt. Ehrenamtliche Helfer des Cafés in Mitte bauen ähnliches auf dem Eigen auf. Dort trifft man sich regelmäßig in der Cafeteria des Ernst-Löchelt-Seniorenzentrums.

Überhaupt helfen Pflegeeinrichtungen dabei, einen Stadtteil seniorenfreundlicher zu machen. Jutta Pfingsten verweist auf das Beispiel Vonderort. Dort wurde vor wenigen Jahren das Malteser-Stift gebaut. Das habe auch positive Auswirkungen auf das Umfeld. "Die Cafeteria und die Einrichtungen dort sind auch zu einem Treffpunkt im Stadtteil geworden."

Das Ideal wäre eine generationenübergreifende Quartiersarbeit

Allerdings sei der Bau von Seniorenheimen jetzt kein Patentrezept. Denn er orientiert sich streng am Bedarf, der in der Kommunalen Pflegekonferenz ermittelt wird. Und demnach gibt es ausreichend Plätze in Bottrop gedeckt. Neubauten wird es erst einmal nicht geben.

Jutta Pfingsten geht es sowieso auch um niederschwellige Angebote vor Ort geht. "Der Idealzustand wäre eine entsprechende Quartiersarbeit in allen Stadtteilen, die am besten generationenübergreifend arbeitet."

Arbeitskreis in Bottrop achtet auf seniorenfreundliches Bauen

Einrichtungen für Freizeit und Hilfestellungen sind sicherlich ein Merkmal einer seniorenfreundlichen Stadt. Doch die bauliche Infrastruktur gehört auch dazu. Die Klagen über das senioren- und rollatorunfreundliche Kopfsteinpflaster sind Teilen der Fußgängerzone ist da nur ein Beispiel.

Schon seit einigen Jahren gebe es deswegen bei der Stadt einen Arbeitskreis "Barrierefreies Bauen", dem auch Vertreter des Senioren- und des Behindertenbeirats angehören. "Jede von der Stadt geplante Maßnahme wird dort besprochen", sagt Jutta Pfingsten.

Fußgänger-Checks zeigen Probleme im öffentlichen Raum auf

Aber auch die Fußgänger-Checks, die zuletzt mit Senioren und Schulkindern in Stadtmitte angeboten wurden, seien eine sinnvolle Maßnahme, um Probleme zu erkennen und nach Lösungen zu suchen.

>>> Stadtteil-Check Bottrop: Kurz und kompakt

Der Stadtteil-Check Bottrop hatte 3078 Teilnehmer.