Bottrop. .
Bisher bekamen 29 Jugendeinrichtungen Geld von der Stadt. Künftig werden es nur noch 19 sein, denen solche Mittel zufließen. Das ist ein Ergebnis der Beratungen zum neuen Konzept der offenen Kinder- und Jugendarbeit in dieser Stadt.
Wie berichtet hatte der Jugendhilfeausschuss beschlossen, eine Lenkungsgruppe einzurichten, in der Vertreter der Träger, der stimmberechtigten Fraktionen im Ausschuss und der Verwaltung ein Konzept erarbeiten. Ein Entwurf der Verwaltung hatte keine Zustimmung in der Politik gefunden.
Das, was die Verantwortlichen in der Sitzung am kommenden Dienstag zur Abstimmung stellen, ist eine komplette Neuordnung der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Bottrop. Darauf hat sich die Lenkungsgruppe einmütig verständigt. Würde der Ausschuss ihr Konzept nun ablehnen - es wäre eine arge Überraschung. Neben den Trägern, der SPD und der CDU haben auch ÖDP und Grüne zugestimmt.
Die Verantwortlichen haben vier Netzwerkgebiete für die Stadt definiert. In ihnen soll jeweils ein Mitarbeiter der Stadt als „Netzwerker“ eingesetzt werden. Dazu werden die drei Streetworker-Stellen umgewandelt, und zumindest für zwei Jahre ist der „außerplanmäßige Einsatz eines Mitarbeiters“ – so heißt es im offiziellen Behördendeutsch – für die vierte Netzwerker-Stelle geplant. Aufgabe dieser Kräfte ist es, Verbindungen zwischen den Einrichtungen in ihren Gebieten, den Schulen und den Vereinen zu knüpfen. Sie sollen – ihre Bezeichnung sagt es ja bereits – Netzwerke herstellen. Und zwar über die Jugendeinrichtungen hinaus auch in die weiterführenden Schulen und den offenen Ganztag. Sie sind die „Schnittstelle“ in ihrem Gebiet. Ihre Aufgabe sei auch eine „Abstimmung der Angebote, so dass nicht mehr so viele doppelte Angebote gemacht werden,“ sagt Anja Kohmann, SPD-Sprecherin im Jugendhilfeausschuss. „Ein solches Konzept, wie wir es erarbeitet haben, gibt es nirgendwo anders“, sagt der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Bastian Hirschfelder. Ausdrücklich lobt er auch die Bereitschaft der Verwaltung, sich darauf einzulassen.
Es bleiben Einrichtungen, die nicht mehr weiter automatisch gefördert werden, darunter auch die traditionsreiche Casa der evangelischen Jugend. Deren Förderung wurde „in Absprache mit dem Träger“ eingestellt, heißt es in der Vorlage für den Ausschuss. Auch kleine Einrichtungen in der Boy erhalten kein Geld mehr. Das große Jukos im Jugendkombihaus bleibt bestehen. In Welheim konzentriert sich die Arbeit auf einen Standort.
Etwas überraschend: Das Juca bleibt bestehen, obwohl es im Vorfeld harsch kritisiert worden war und nur Einrichtungen mit hauptamtlichen Personal künftig finanziert werden sollen. Doch mit dem Aus der Casa entsteht neuer Bedarf für eine Einrichtung in der Innenstadt. Da das Juca nun mit dem Alfred-Delp-Haus kooperiert – betrieben von der Pfarrei St. Cyriakus – hat diese Einrichtung Zugriff auf hauptamtliches Personal. Die Kirche stockt ihre Stellen auf.
Es fallen keine Stellen weg
1,1 Millionen Euro können für die Jugendarbeit ausgegeben werden. Erste Gespräche über die automatische Förderung mit Trägern habe es bereits gegeben. Offizielle Verhandlungen und Vereinbarungen können erst getroffen werden, wenn der Ausschuss die Pläne billigt. Viele kleine Einrichtungen wie Hevalti, die Naturfreunde, Radio Kaktüs oder die TOT St. Johannes fallen nun aus der automatischen Förderung heraus. Doch zusätzlich soll es Projektförderungen geben. Die darf auch dieser Kreis der Anbieter beantragen. Die Prozedur soll einfach gestaltet werden, so dass auch Ehrenamtliche dies ohne großen Aufwand bewältigen könnten, kündigt Dirk Scherer vom Jugendamt an. Stellen bei den Trägern fielen mit diesem Konzept übrigens nicht weg, heißt es von den Mitgliedern der Lenkungsgruppe.
Sie betrachten das Konzept als großen Wurf. Scherer gibt zu, dass wenn die Politik es nicht so geregelt hätte, die Verwaltung kaum auf diese Lösungen gekommen wäre. Für Hirschfelder ist aber auch klar: „Die Chance auf so grundlegenden Veränderungen haben wir nur jetzt.“
Gruppe will Prozess weiter begleiten
Wird das Konzept so verabschiedet, „dann beginnt die Arbeit erst richtig“, so die Einschätzung der Mitglieder der Lenkungsgruppe. Die Umsetzung brauche Zeit, und es sei auch denkbar, dass Korrekturen erforderlich werden. Bisher sind zwei Standorte für die Netzwerker vorgesehen. Der für den Bereich Stadtmitte wird im Juca sitzen, ein zweiter im Jukos in der Boy. Die anderen Standorte sind noch offen. Bewusst habe man diese Netzwerker nicht bei der Stadt angesiedelt. Sie sollen unabhängig agieren.
Doch mit den nun vorgelegten Plänen wird es sicher auch auf Seiten der Träger zu Veränderungen kommen – auch hier müssen möglicherweise Konzepte angepasst werden. All diese Prozesse will die Lenkungsgruppe begleiten.
Überhaupt, so betonen alle Seiten, habe sich mit den Beratungen die Kommunikation zwischen Verwaltung, Politik und Trägern verbessert. Dieser Gesprächsfaden dürfe nicht abreißen, so der Vorsatz. Gleichzeitig stellt Jennifer Behrendt vom Jugendamt klar, dass es auch künftig Überprüfungen geben werde.