Bottrop. Gerade im Bottroper Süden erhalten Politik und Verwaltung enttäuschende Bewertung. Dabei stehen viele Projekte kurz bevor, sagt Bernd Tischler.
Rund 34 Millionen Euro investiert die Stadt Bottrop in diesem und im nächsten Jahr in den Bottroper Süden. Projekte, die politisch beraten und beschlossen sind, für die das Geld im Haushalt für dieses und nächstes Jahr eingeplant ist. Oberbürgermeister Bernd Tischler – selbst übrigens Batenbrocker – sieht in diesen vielen Projekten einen Beleg dafür, dass die Stadt den Bottroper Süden eben nicht vernachlässigt.
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Doch der Eindruck bei vielen Menschen – gerade in der Welheimer Mark, in Welheim oder auch in Ebel – ist ein anderer. Das zeigen auch die Ergebnisse des Stadtteil-Checks. So wird der Einsatz von Politik und Verwaltung für die Stadtteile im Bottroper Süden besonders schlecht bewertet.
Im Bottroper Süden nahm die Industrialisierung ihren Anfang
Tischler wirbt dafür, zunächst einen Blick auf den Bottroper Süden und die Voraussetzungen dieses Bezirks zu werfen. Hier wurde nun einmal im 19. Jahrhundert der Grundstein für die Großstadt Bottrop gelegt, hier begann mit den Zechen die Industrialisierung Bottrops. „Der Bottroper Süden ist das klassische Ruhrgebiet, dagegen steht mit Kirchhellen ein ländlicher Raum“, sagt der OB und verweist auf ein weiteres Problem aus der Vergangenheit, was bis heute nachwirke. Denn damals wurden zunächst die Zechen gebaut, dann die Eisenbahnlinien und schließlich die Siedlungen. „Stadtplanung, so wie es heute üblich ist, gab es nicht.“
Doch vom Blick zurück nun zum Blick nach vorn. Allein vier Millionen Euro fließen in den nächsten Jahren in die Gestaltung von Freiflächen im Bottroper Süden. Der Welheimer Park wird ebenso erneuert wie der Volkspark Batenbrock mitsamt dem Bürgerhaus in dem Park. Projekte, über die lange gesprochen und um die lang gerungen wurde – hauptsächlich auch wegen der dafür nötigen Fördermittel. Die sind inzwischen bewilligt.
Die Abhängigkeit von Fördermitteln verlängert die Planungsphase vieler Vorhaben
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Gerade die Suche und das Beantragen von Fördermitteln zieht solche Projekte noch zusätzlich in die Länge. Tischler: „Für die Beantragung und die Bewilligung von Fördermitteln muss man noch einmal ein bis anderthalb Jahre einkalkulieren.“ Eine mögliche Folge davon: Vor Ort wächst die Ungeduld und am Ende mag manch einer schon denken, dass das Projekt nun doch nicht realisiert wird.
Auch beim Straßen- und Kanalbau liege der Schwerpunkt auf dem Bottroper Süden. Noch in diesem Jahr wolle man beispielsweise endlich mit dem Bau der neuen Bernebrücke in Ebel beginnen. Verzögert hat es sich unter anderem, weil die Emschergenossenschaft dort noch den Abwasserkanal Berne baut. Überhaupt der Emscherumbau, der ja in zwei Jahren fertig sein soll, von ihm verspricht sich der OB einen weiteren Schub für den Süden. Gleiches gelte für die Freiheit Emscher, wo ja bewusst nicht nur Gewerbe- sondern auch Grünflächen eingeplant seien. „Letztlich entwickelt sich die Situation dort von einer Art Hinterhof zu einem Vorgarten“, so die Überzeugung des Oberbürgermeisters, wohlwissend, dass es noch etwas Zeit brauche.
Oberbürgermeister räumt Fehler im Bottroper Süden ein
Stadtteil-Check Bottrop: Kurz und kompakt
Der Stadtteil-Check Bottrop hatte 3078 Teilnehmer.
- Unsere Umfrage ist nicht repräsentativ. „Der Stadtteil-Check liefert wegen der großen Beteiligung ein gutes Stimmungsbild“, sagt Dr. Ana Moya, Statistik-Expertin der Funke Mediengruppe. „Es wurde darauf geachtet, dass in jedem Stadtteil eine ausreichende Teilnehmerzahl erreicht wurde, um aufschlussreiche Aussagen treffen zu können.“
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Tischler räumt aber auch Fehler ein, etwa bei den Kanalbauarbeiten in der Welheimer Mark. Ein Bombenfund und daraus folgend notwendige Sondierungsbohrungen sorgten für monatelange Verzögerungen, aufgerissene Straßen und Belastungen bei den Bürgern. Mahnungen der Bezirksvertretung wurden nicht gehört, erst als der OB persönlich vor Ort war, änderte sich die Situation, wurden die Straßen zumindest provisorisch asphaltiert. Tischler: „Daraus haben wir gelernt.“
Doch welche Rückmeldungen bekommt der Oberbürgermeister, wenn er mit den Bottroper spricht? Hier müsse man unterscheiden, so Tischler. Bei den regelmäßigen Bürgersprechstunden kämen die Leute schon mit konkreten Anliegen und Problemen, bei zufälligen Gesprächen in der Stadt gebe es aber durchaus auch Zuspruch. Trotzdem, mit der Benotung für Verwaltung und Politik ist der OB nicht zufrieden. Er sehe es als Ansporn, hier besser zu werden. „Vielleicht müssen wir unsere Projekte und Vorhaben auch noch besser erklären.“
Stadt kann Dinge beim Thema Nahversorgung allenfalls Dinge anstoßen
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Doch wie sieht es aus bei den Themen Nahversorgung, Deutsche Bahn oder auch Straßen NRW, also Bereich, wo die Stadtverwaltung keinen direkten Zugriff hat, die den Menschen aber auch unter den Nägeln brennen? Es gebe die Möglichkeiten, als OB bei Straßen NRW oder der Bahn Dinge anzustoßen. „Doch die Mühlen mahlen dort langsam“, so Tischlers Erfahrung. Zur Nahversorgung kann Tischler sich vorstellen, neue Konzepte anzustoßen, wonach etwa auf Bestellung die Waren zu einem zentralen Ort im Stadtteil geliefert werden. Aber auch das sei nichts, was die Stadt verantwortlich tun könne.
OB nimmt Verwaltung in Schutz
Zuletzt gab es immer wieder auch Unstimmigkeiten zwischen den Kommunalpolitikern und der Verwaltung. So hatten zuletzt die drei Bezirksbürgermeister geklagt, dass Anregungen und Aufträge der Bezirksvertretungen an einigen Stellen innerhalb der Verwaltung nicht entsprechend beachtet würden.
Dem widerspricht Bernd Tischler, nimmt die Verwaltung ausdrücklich in Schutz. Manche Dinge ginge aber nun einmal nicht von Heute auf Morgen. Vor allem dürfe man nicht vergessen, dass über viele Jahre lang bei der Verwaltung Personal eingespart worden sei. Erst in den vergangen zwei Jahren sei die Verwaltung auch personell wieder verstärkt worden.