Kirchhellen. Mit seiner Kamera und bunten Strahlern setzt Thorsten Pfister nachts Industriebauten ins Licht. Auch Schacht 9 hat er schon erleuchtet.

Alles begann mit einer Pfadfinder-Disco. 1997 baute der heute 41-jährige Kirchhellener Thorsten Pfister im Herner Urbanus-Haus, dem Sitz der Pfadfinder von der Pfarre Peter und Paul, seine erste Licht- und Tonanlage. „Mich hat einfach die Technik fasziniert,“ sagt Pfister. Inzwischen zieht er mit seiner „Lichtkunst Ruhr“ durch das Revier, um alte Werkshallen, Brücken, Gasometer und auch Schachtgerüste zu illuminieren.

Nach dem Schulbesuch machte der junge, technikbegeisterte Herner zunächst eine Ausbildung zum Informationstechnischen Assistenten. Später wechselte er in die IT-Branche. Seine Liebe zum alten, zum Teil vom Abriss bedrohten Revier, entdeckte Thorsten Pfister als 18-Jähriger. „Nachts durchstreifte ich damals mit dem Auto das Revier zwischen Duisburg und Hamm. Eine Kamera hatte ich immer dabei,“ verriet der Kirchhellener.

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Bekenntnis zur Montangeschichte des Ruhrgebiets: Schlägel und Eisen zieren die Radkappen von Thorsten Pfisters Auto.
Bekenntnis zur Montangeschichte des Ruhrgebiets: Schlägel und Eisen zieren die Radkappen von Thorsten Pfisters Auto. © Friedhelm Wessel

Erste Nachtaufnahmen wurden nichts

Seine ersten Nachtaufnahmen, es war noch das Zeitalter der analogen Fotografie, gingen sprichwörtlich in die „Hose“. Von nun an beschäftigte sich der junge Student intensiv mit dem Thema „Fotografie und Licht.“ Bald wurde daher die technische Ausrüstung erweitert. „Meine erste wirklich gelungene Nachtaufnahme entstand am Oberhausener Zauberlehrling, dem bekannten Strommasten am Ufer des Rhein-Herne-Kanals. Zur Ausleuchtung setzte ich eine sehr starke Taschenlampe ein,“ erzählt Pfister.

Wenn der Kirchhellener heute auf seine nächtlichen Fototouren geht, muss er schon mal eine 30 Kilogramm schwere Ausrüstung schleppen. Dabei hat Thorsten Pfister einen Teil seiner umfangreichen Lampen-Armada selbst gebaut. Sie werden inzwischen per Handy oder Mobiltelefon gesteuert.

Einige Motive gibt es schon nicht mehr

Einige Gebäude, denen Thorsten Pfister einst einen schönen, bunten Lichtanstrich verpasste, gibt es schon nicht mehr. Zum Beispiel das Kraftwerk Gustav Knepper in Castrop-Rauxel, Teile eines Bergwerkes in Gelsenkirchen oder den alte Güterbahnhof in Duisburg.

n Bottrop hat er Prosper II, eine Brücke in Ebel oder das Amphitheater auf der Haniel-Halde illuminiert. „Die schwere Ausrüstung auf die Halde zu bringen, war nicht ganz einfach,“ erinnert sich der Lichtkünstler aus dem Dorf. Seine Lichtkunst entsteht eigentlich ganz spontan, Pfister sucht sich ein lohnendes Fotoobjekt aus, fährt mit Anbruch der Dunkelheit dort hin, setzt seine steuerbaren Lampen und fotografiert.

Licht lockt Nachtschwärmer an

Probleme mit den Eigentümern gibt es kaum, dennoch tauchen schon mal interessierte, neugierige Nachtschwärmer oder gar die Polizei auf. „Aber bisher verlief alles ohne Komplikationen,“ sagt Thorsten Pfister, der Lichtkünstler, der den alten Charme des Revierindustrie in bunten Bildern für die Nachwelt erhalten möchte. Wenn es um Schachtgerüste ehemaliger Bergwerke im Revier geht, wird der Kirchhellener Künstler etwas zurückhaltender: „Sie zu Illuminieren, setzt sehr viel Arbeit, Schweiß und auch Genehmigungen zur Besteigung der jeweiligen Revierwahrzeichen voraus. Ich habe mich daher mehr auf andere oft noch unentdeckte Revierindustrierelikte spezialisiert“.

Schacht 9 in buntem Licht

Die Arbeiten von Thorsten Pfister sind unter www.lichtkunst.ruhr abrufbar. Dort ist auch ein Frühwerk zu sehen: das Stahlwerk Phönix-West in Dortmund-Hörde, mit einer Taschenlampe beleuchtet.

In Kirchhellen hat der Lichtkünstler bisher nur den Schacht 9 in Grafenwald illuminiert. Er könnte sich aber vorstellen, das Schloss Beck, wo er vor ein paar Jahren seine Hochzeit gefeiert hat, mal mittels mobiler Halogenstrahler in buntes Licht zu tauchen.