Oberhausen. Die Stahlskulptur am Rhein-Herne-Kanal musste wegen Statikmängeln abgebaut werden. Mit einem Fest wurde der neue „Zauberlehrling“ nun eingeweiht.
Er tanzt wieder, der „Zauberlehrling“, die riesige Stahlskulptur auf der Wiese zwischen Haus Ripshorst und Rhein-Herne-Kanal. 2018 musste der geschwungene Strommast nach nur fünf Jahren wegen statischer Probleme wieder abgebaut werden. Aber er erstand neu. Bei einem Spätsommerfest an Haus Ripshorst wurde das Emscherkunst-Wahrzeichen am Samstagnachmittag, 28. September, offiziell eingeweiht.
Während das Original 35 Meter hoch in den Himmel ragt, überreichte Professor Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft (EG), das Kunstwerk an Karola Geiß-Netthöfel, der Regionaldirektorin des Regionalverbands Ruhr (RVR), im Miniaturformat. Wegen des wechselhaften Wetters hatten es die Veranstalter, EG, RVR und Urbane Künste Ruhr vorgezogen, die Übergabe in einem Zelt am Haus Ripshorst zu feiern.
Drei Emscherkunstwerke in Oberhausen
„Er war in Reha, hat einen neuen Anstrich und einen etwas veränderten Hüftschwung“, freute sich Oberbürgermeister Daniel Schranz. Damit beherbergt Oberhausen neben der Regenberger-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal am Kaisergarten und dem Jugendzentrum „Play Land“ in Holten wieder drei der bislang 17 Freiland-Kunstwerke entlang des Emscherkunstwegs in seinen Stadtgrenzen. Schranz deutete das Werk der Künstlergruppe „Inges Idee“ ganz aktuell: „Eine witzige Idee, den Wandel zu beleuchten, auch die Energiewende: Der Mast, der aus der Reihe tanzt.“
Das Ruhrgebiet als Kunst-Attraktion
„Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass das Ruhrgebiet auch wegen dieser Kunstwerke einmal zum Tourismusziel wird“, freute sich RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel. Uli Paetzel erklärte, wenn schon die Emschergenossenschaft mit dem Fünf-Milliarden-Euro-Projekt der Renaturierung der Emscher bis 2021 für neue Ordnung in der Wasserwirtschaft sorge, dann sei es Aufgabe der Kunst, Chaos in diese Ordnung zu bringen, um eine andere Sicht auf die Dinge zu ermöglichen.
Mal mit Draht etwas gebogen
Von zeitweisen Ausstellungen zum Dauer-Projekt
Die urbane Landschaft des Ruhrgebiets künstlerisch in Szene zu setzen, das geht auf das Kulturhauptstadtjahr 2010 zurück. In der Nachfolge hat Urbane Künste Ruhr insgesamt drei Emscherkunst-Ausstellungen veranstaltet. Sie führten dazu, dass in unterschiedlichen Abschnitten auf insgesamt 80 Kilometern Strecke bis heute insgesamt 17 Kunstwerke entstanden sind.
Für die Emscherkunst-Ausstellung 2013 entwarfen die Bildhauer Hans Hemmert, Axel Lieber und Georg Zey und der Maler Thomas Schmidt den „Zauberlehrling“.
Einzelne Ausstellungen wird es in Zukunft nicht mehr geben. Stattdessen verfolgt Urbane Künste Ruhr künftig das Ziel, die Sammlung von Kunst im öffentlichen Raum ständig zu pflegen und behutsam zu erweitern. Britta Peters, Künstlerische Leiterin, kündigte schon für Frühjahr 2020 eine Neuproduktion an.
Wie das Künstler-Kollektiv „Inges Idee“ schon vor 2013 an die Umsetzung herangegangen ist, machte der Maler Thomas Schmidt deutlich. Er habe mal mit Draht angefangen, etwas zu biegen, erklärte er den etwa 30 staunenden Zuhörern. Die vielen Strommasten in der Nähe hätten den Ansatz geliefert. „Das hat ja etwas Monumentales“, sagte er. „Wir hielten das gar nicht für realisierbar. Aber dann haben wir gemerkt, das funktioniert sehr gut.“ Der Wiese an sich fehle ja jede Besonderheit.
Für Schmidt stellt der neue „Zauberlehrling“ eine völlig neue Skulptur dar. „Sie hat einen anderen Ausdruck, eine andere Materialität.“ Das Künstler-Kollektiv wollte den Neuaufbau aus einer Versicherungsleistung finanzieren.
Das Familienfest rund um die feierliche Einweihung der tanzenden Skulptur lief wegen des Wetters am Nachmittag allerdings nur schleppend an. Die aufgebotenen Imbissstände und Zauberworkshops für Kinder hatten anfangs wenig zu tun. Dabei hatten die Veranstalter mit dem einfühlsamen Duo Liz & Taylor, Folk-Sänger Alexx Marrone und dem Royal Street Orchestra viel Live-Musik engagiert. Wortreich wurde das Fest zum Abschluss mit einem Poetry Slam beendet, bei der sich junge Poeten selbst auch auf der Bühne ausprobieren konnten.