Kirchhellen. Ein Stadtkind radelt über Land: Andreas Pläsken, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, hat den Olympiarundweg erkundet.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Das Wetter ist etwas durchwachsen, aber beste Fahrbedingungen, das Fahrrad steht abfahrbereit in der Garage. Also rauf auf den Drahtesel und ab nach Kirchhellen zum Wappenbaum in der Ortsmitte neben St. Johannes. Hier ist der Start des Olympiarundweges, der anlässlich der 6. Kirchhellener Bauernolympiade eingerichtet worden ist.
Um 10.30 Uhr geht’s los auf die 36,8 Kilometer lange Rundtour, vorbei am beeindruckend großen Olympiahof Steinmann Richtung Norden. Ich muss ein wenig abbremsen, denn vor mir taucht ein Kind hoch zu Ross auf, die Mutter führt die Zügel. Die Strecke nach Feldhausen windet sich zwischen Windrädern und Getreidefeldern durch. Landluft beschäftigt die Nasengänge.
Laster an den Höfen
Die Tour, das zeigt sich jetzt schon zu Beginn, wäre in weiten Teilen auch per Auto zu machen, doch stehen mir nun schon zum zweiten Mal Liefer-LKW an den Höfen im Weg. Da ist man mit dem Rad schnell vorbeigehuscht, mit dem Auto würde es schwierig…
Am Haus Repel geht es links, ein mächtiges Kaltblut erregt zwischen kleineren Pferden die ungeteilte Aufmerksamkeit. An der „Rocky-Ranch“ wird angebaut, der Schölsbach überquert. Unerwartet stehe ich vor einer geschlossenen Eisenbahnschranke.
Im Rücken des Movie Park
Überraschend für mich als Stadtkind ist auch die Anlage der Rentierfreunde Feldhausen, die ich links liegen lasse, weil die Rentiere leider nicht zu sehen sind. Nun führt der Weg in den Rücken des mir bestens bekannten Movie Park, wobei die Perspektive vom Rad aus doch eine neue ist: Rechts tauchen die Holzachterbahn, die Wilde Maus und eine Parkplatzausfahrt auf.
Wald hat die Felder abgelöst. Viele Besucher kommen mir auf der Warner-Allee entgegen. Fachwerkhäuser zeigen an: Feldhausen ist erreicht mit der Kirche Mariä Himmelfahrt, dem Gasthof Berger und dem Schloss Beck, an dessen Haupteingang der Weg direkt vorbei führt. Hoch geschossene Pflanzenteile auf den typischen Hügel-Feldern zeigen an, dass „Spargel-Silvester“ vorbei ist. Ich traue meinen Augen nicht: auf einer Wiese steht ein hölzernes Trojanisches Pferd – wo ist Odysseus?
Von Feldhausen nach Overhagen
Ade Feldhausen, auf nach Overhagen! Am Hagelkreuz stehen einladend Bänke, aber ich will ja weiter zum Rastplatz Schimmelsruh. Ich nehme gerne Platz, doch der weit schweifende Blick nach Kirchhellen-Mitte ist durch Baumgrün verdeckt, nur der Turm der Johannes-Kirche lugt über die Baumwipfel.
Die erste richtige Steigung zur Brücke über die A31 geht in die Beine. Rechts in der Abfahrt sieht man Haus Brabeck, eines der historischen Gebäude in Kirchhellen. Der Wald hat mich wieder an der Hohen Heide. Ich biege ab in die Töfflinger Straße, benannt nach dem Revierförster Paul Töfflinger, der am 30. Mai 1914 durch „Wildererhand“ getötet wurde und für den ein Gedenkstein hier errichtet wurde.
Mittagspause in Grafenwald
Mittagspause: Das „Kleine Engelseck“ am Wegesrand in Grafenwald war leider gerade vor der Mittagsruhe, weshalb ich einen Kilometer Umweg ins „Herzblut“ an der Grafenmühle gemacht habe. Zurück zum Sensenfeld. Am Dännekamp steht ein Elch im Garten (mannshoch, aber aus Plastik), wenig später klebt ein lebensgroßer „Spiderman“ neben einem Dachfenster.
Nach rechts führt die Strecke durch das Naturschutzgebiet am Schlehdorn. Hinter Miermanns Scheune grast Damwild auf einer saftigen Wiese; was für Getier ich wohl heute noch zu sehen bekomme? Doch hauptsächlich sind an der ganzen Strecke Pferde zu sehen, auch in Holthausen und erst recht in Hardinghausen mit Reitzentrum, Reitbahn, Ställen und Parcours.
Pferde, Pferde, Pferde
Ich gelange zu einer Attraktion auf dem Olympia-Rundweg, der Bodensonnenuhr. Doch ein Ehepaar mit ihren Rädern an der Hand fesselt genau wie mich etwas anderes noch mehr: Direkt links neben der Uhr steht ein scheinbar intaktes Motorflugzeug und es sieht aus, als wenn die D-EXIQ gleich über das gegenüber liegende Feld starten könnte, wenn denn der Mais dort geerntet wäre… Erst abends habe ich von der Notlandung gehört!
Pferde, Pferde, Pferde – Kühe habe ich fast nur im Stall gesehen. Da verwundert einen das Hinweisschild „Schaufel für Pferdeäppel“ plus Utensil am Wiesenrand nicht mehr wirklich. Richtung Ekel geht es vorbei am Modellflugplatz und dem Golfplatz Schwarze Heide (der Parkplatz ist so gut wie gefüllt zur Kaffeezeit) mit gepflegten „Putting Greens“ links und der „Driving Range“ rechts des Weges.
Erinnerung an die Dringenburg
An der Einfahrt zum Mühlenpatt liegt eine zierliche Kapelle, eine Sitzgruppe lädt zu einer kleinen Pause ein. In Höhe des Abzweiges an der Bräuke 51-55 steht eine hölzerne, überdachte Hinweistafel auf Veranstaltungen in Ekel mit der Inschrift „Naes van de Nobers ut de Bräuke un van Berg“. Hinter dem Hof Steinmann zweigt links die Straße An der Dringenburg ab, die auf die leider nicht mehr existierende alte Burganlage dort verweist. An der Straße liegen auch einige Kreuzwegstationen. Und noch mehr Getier: Ziegen mit mächtigen Hörnern. Gewerbegebiet und Friedhof zeigen an, dass ich mich wieder dem Dorfkern nähere.
Wege in allen Güteklassen
Über die Loewenfeldstraße fahre ich direkt auf den Kirchturm von St. Johannes zu. Dann noch die gar nicht mehr so neue Sekundarschule passieren und ich bin um 17 Uhr wieder am Ausgangspunkt – unter dem Wappenbaum! Hinter mir liegt eine schöne, abwechslungsreiche Route, die Wege in allen Spielarten und Güteklassen bot: vom Waldweg und Trampelpfad über Stock und Stein bis zum glatten Fahrradweg, vom Ackerrain-Begleitgrün und furchiger Schotterpiste bis zu (allerdings kurzen) Abschnitten auf Hauptverkehrsstraßen ohne Radwegabtrennung.
Wer auf Architektur steht, bekommt neben Sonderstücken wie Schloss Beck und Haus Brabeck noch viel anderes zu sehen: altehrwürdige Bauernhöfe mit Fachwerk bestückt und modern Ausgebautes, Einfamilienhäuser verschiedenster Stile und Baumaterialien, Bungalows und Villen.
Die Ausschilderung ist eigentlich gut, wenn nicht an wenigen, aber manchmal wichtigen Stellen die grünen Hinweisplaketten fehlen würden. Da hat die neue Karte des Vereins „Natürlich Kirchhellen“ beste Dienste erwiesen. Ein gut investierter Euro!
Neue Karte, neue Schilder
Neu aufgelegt hat der Verein „Natürlich Kirchhellen“ die Karte zum den Kirchhellen-Rundweg. Zu haben ist sie für einen Euro etwa an der Total-Tankstelle Josten.
Die Alten Herren der Landjugend kennen die leisen Klagen über die fehlende Ausschilderung. Deshalb werden sie verschwundene und beschädigte Schilder ersetzen.