Kirchhellen. Isabelle Bömmer hat gerechnet. Sie hat gemessen, Tische hin und her geschoben und dann entschieden: Ihr kleines Café macht wieder auf.
Die Vorgaben könnten günstiger sein. Nur unter scharfen Hygieneauflagen und mit deutlich weniger Plätzen dürfen Gastronomen ihre Läden öffnen. Vor dem „Kleinen Engelseck“ an der Schneiderstraße richten Bauarbeiter, auch das noch, den dritten Abschnitt der Kanal-Großbaustelle ein. Dennoch öffnet Isabelle Bömmer am Dienstag wieder ihr uriges Café. „Mein Team und ich, wir wollen durchhalten“, sagt sie und strafft die Schultern.
Seit 2014 betreiben Isabelle Bömmer und ihr Team das Café, das neben dem Pfarrheim und im Sommer dem Hans-Söller-Platz zu einem zentralen Treffpunkt im Ortskern geworden ist. Geburtstage, Taufen, und andere Familienfeiern hat sie ausgerichtet, Feiern von Vereinsmannschaften und vor allem Veranstaltungen wie „Paules Nacht“, bei der das kleine Café jedes Mal aus den Nähten platzte und die Leute durchs offene Fenster die Show verfolgten, weil Sitzplätze weder für Geld noch für gute Worte zu haben waren. Am Sonntag hätten die Grafenwälder zu ihrem Trödelmarkt kommen sollen. Vorbei: Alles abgesagt seit Mitte März.
„Kleine Karte, reduzierte Öffnungszeiten
Deshalb hat sie genau kalkuliert, als das Land die Wiedereröffnung der Gastronomie ab dem 11. Mai erlaubte. Schnell war ihr klar: Wenn das „Kleine Engelseck“ wieder öffnet, wird es eine Light-Version werden. 20 statt wie früher 42 Plätze, reduzierte Öffnungszeiten nur bis mittags und eine kleine „Corona-Karte“: „Ich mache jetzt auf eigentlich nur mit Frühstück.“
In der neuen Karte hat sie versucht, die beliebtesten Frühstücks-Favoriten unterzubringen, ohne beim Wareneinsatz zu sehr ins Risiko zu gehen. Ihre Außengastronomie hat sie jetzt nebenan auf dem Garagenhof aufgebaut: Zwölf Plätze an sechs Tischen, demnächst wohl beschallt von Baulärm. „Wir müssen sehen, wie laut das wird und ob mir dann die Außengastro wegbricht.“ Ihr Plan B wäre in diesem Fall das Umschalten auf einen Nachmittags- und Abendbetrieb nach dem Feierabend der Bauarbeiter. Plan C: „Sobald wir wieder dürfen, will ich während der Bauarbeiten das Kulturprogramm wieder hochfahren.“ Sie hofft, das könne ab September wieder möglich werden: „Das wäre mein Joker.“
„Hier steckt Herzblut drin“
Aufgeben ist für Isabelle Bömmer keine Option. „Ich will durchhalten. Hier steckt Herzblut drin. Ich werde auf Teufel komm raus zusehen, dass ich hier wieder die gewohnte Atmosphäre schaffe.“ Das könnte ihr großes Plus sein: Stammgäste, die genau dieses Ambiente schätzen, schwören ihr Treue in den sozialen Medien. Deshalb wird vor dem breiten Tresen, jetzt mit Plexiglas-Durchreiche und Abstandswarnung, auch künftig der „Tisch der einsamen Herzen“ stehen. Wer hier als einzelner Gast Platz nimmt, der kann darauf hoffen, dass die Chefin zu einem Plausch Platz nimmt. Unter Beachtung der Abstandsregeln, versteht sich.
„Die Gäste sollten reservieren“
Das Café Engelseck an der Schneiderstraße 99 ist ist bis auf Weiteres geöffnet von 9 bis 12.30 Uhr mit einer neuen, kleinen Frühstückskarte. Die Chefin bittet die Gäste um Reservierung, damit sich keine Warteschlangen vor der Tür bilden: (02045) 4148 440, Mail: KleinesEngelseck@gmx.de, Internet: www.cafekleinese ng elseck.de
Die Hygienespielregeln hat Isabelle Bömmer an den Fenstern ausgehängt, wird ihre Gäste aber selbst darin einweisen beim persönlichen Empfang: „Das A und O ist, dass die Gäste sich hier sicher fühlen.“