Kirchhellen. Messungen widerlegen Befürchtungen, wegen der Einbahnregelung könnte sich das Tempo erhöhen. Die Zahl der Laster ist deutlich gesunken.
Es kommt nicht oft vor, dass sich Bezirkspolitiker einig sind - und dann auch noch mit der Verkehrsbehörde. Hier ist so ein Fall: Die Einbahnstraßenregelung an der Hauptstraße hat sich bewährt. Und die Stadt kann das sogar beweisen.
Der bevorstehende Engpass durch die beiden gegenüberliegenden Baustellen von Wohn- ud Geschäftshäusern am alten Marktplatz waren der Anlass für den Verkehrsversuch, die das Straßenverkehrsamt im Dezember 2018 eingerichtet hatte. Seither rollt der Verkehr einspurig von Ost nach West durch eine Einbahnstraße.
Befürchtung: Mehr Verkehr, höheres Tempo
Das war eine gute Idee. Darüber waren sich SPD und CDU schnell einig, obwohl sie ansonsten für die Verkehrsführung an der Hauptstraße gegensätzliche Ansichten vertreten. Die SPD will die Straße zu einer Fußgängerzone machen; die CDU will den Geschäftsleuten die Möglichkeit zum Parken vor der Tür erhalten. Die Einschätzung des Handels über die Einbahnstraße ist uneinheitlich, über die Fußgängerzone entschieden dagegen.
Zwei Befürchtungen standen allerdings im Raum: Die Einbahnregelung könnte zusätzlichen Verkehr produzieren, weil Autofahrer jetzt Umwege fahren müssen, wenn sie etwa von der Schulstraße Richtung Bottroper Straße fahren wollen. Und: Durch die jetzt breitere Fahrbahn könnten mehr Autofahrer schneller als das erlaubte Tempo 20 fahren.
Messungen mit deutlichem Ergebnis
Das ist beides nicht der Fall. Diesen Schluss zieht die Verkehrsbehörde aus Zählungen und Vergleichsmessungen vor und nach Einrichtung der neuen Regelung. Sowohl die Zahl der Pkw als auch die der Lkw ist deutlich zurückgegangen, die Zahl der Fahrräder hat sich fast verdoppelt.
Das ist natürlich zum Teil der Jahreszeit der Messungen geschuldet, ordnet die Verkehrsbehörde ein. Im November entscheiden sich im Zweifel deutlich mehr Bürger gegen das Fahrrad und für das Auto als im Juli. Dennoch zeigt ein Rückgang aller Fahrzeuge von 41 Prozent: Auf keinen Fall erzeugt die Regelung mehr Verkehr.
Kontrolleure fanden keinen Temposünder
Und die Sorge vor einer Tempoverschärfung? Ist ebenfalls unbegründet, sagt die Verkehrsbehörde. Bei den Tempokontrollen im November 2018 waren fast 7,6 Prozent aller Fahrer ein Kandidat für ein Knöllchen, weil sie mit Tempo 29 und mehr unterwegs gewesen waren. Im Juli 2019 ist diese Quote auf 1,1 Prozent gesunken. Und als die Behörde an zwei Tagen im März insgesamt drei Stunden lang Tempokontrollen mit dem Laser-Stativ durchgeführt hat, da ist ihnen kein einziger Temposünder vor die Linse gekommen. Schlussfolgerung: „Die Befürchtungen, dass sich durch die Einspurigkeit hier eine Erhöhung ergeben würde, zeigen diese Messungen nicht.“
Baustelle im Endspurt
Diese Einschätzung teilen auch Autofahrer und Anwohner. Weil Fahrräder trotz der Einbahnstraße nach wie vor in beide Richtungen unterwegs sein dürfen, fahren Autofahrer dort im Zweifel noch vorsichtiger. Ein weiterer Grund zur Vorsicht: Anliefernde Laster stehen nicht mehr auf dem Gehweg, sondern halten auf der Fahrbahn. Weil die Fahrbahn jetzt breit genug ist, kommt es kaum noch zu Rückstaus: Autofahrer können das Hindernis umkurven.
Der Engpass an der Schulstraße wird sich in den nächsten Wochen ein wenig weiten, weil die Bauarbeiten auf dem ehemaligen Dieckmann-Kessler-Gelände in den Endspurt. Dennoch will die Verkehrsbehörde aufgrund der guten Erfahrungen die Einbahnregelung mindestens bis Jahresende beibehalten.