Bottrop. Immer mehr Fische tauchen in den Nebenläufen der Emscher auf. Sogar die sensible Forelle ist schon wieder gesichtet worden.

Sie kommen zurück. Von ganz allein. Immer mehr Fische tauchen in den Nebenläufen der Emscher auf, deren Wasser nach Jahren des Umbaus inzwischen wieder sauber dahinplätschert. Die Weichen sind gestellt, dass sich auch in der hiesigen, noch toten Abwasser-Autobahn Emscher in wenigen Jahren wieder Leben ansiedelt. In Dortmund fließt der Fluss schon ein paar Jahre sauber dahin und wird von ebenfalls gereinigten Nebenarmen gespeist. Siehe da - sogar die sensible Forelle siedelte sich an.

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Wenn 2020 der Umbau des Flusssystems beendet ist, erwarten Experten die Rückkehr nicht nur der Forelle, sondern einer Reihe weiterer Fischarten. Einige werden angesiedelt wie etwa die Emschergroppe, die im Oberlauf der Bottroper Boye das industrielle Zeitalter überlebt hat. Seit ihrer Entdeckung vor sechs Jahren wird sie als Urbewohner des Flusssystems in die renaturierten Abschnitte gesetzt und entwickelt sich bestens. Andere Arten dürften über den Rhein zuwandern. Diese Immigration hat schon begonnen: Angler des Vereins Petri Heil fingen kürzlich im Heidhofsee Glasaale, die aus dem Rhein über den Rot- und Schwarzbach in den See gelangten.

Hohe Stufe an der Emscher für Fische unüberwindbar

„Die alljährliche Rückkehr der Wanderfische ist keine Selbstverständlichkeit“, erinnert NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Seit 1998 kooperiert das Ministerium mit dem Fischereiverband des Landes, um Fließgewässer ökologisch wieder so herzustellen, dass geeignete Lebensbereiche für ehemals heimische Wanderfische und Neunaugen entstehen. Die Emscher wird absehbar dazu gehören.

Allerdings stürzt der Fluss bei Dinslaken gegenwärtig noch sechs Meter tief in den Rhein. Selbst wenn die Emscher demnächst von ihrer Schmutzlast befreit ist, stellt diese hohe Stufe für Fische eine unüberwindliche Barriere dar. „Die wird aber verschwinden“, kündigt Ilias Abawi an, Sprecher der Emschergenossenschaft. „Wir bauen eine Mündungsaue. Damit ist der Weg frei für eine natürliche Fischbesiedlung des Flusses.“

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Kanalisierung der Emscher fast abgeschlossen

Wie weit fortgeschritten das Projekt Emscher-Umbau in Bottrop ist, zeigt nicht nur die abgebildete Grafik. Auch ein paar Zahlen verdeutlichen, wo die Emschergenossenschaft zurzeit steht. Von den geplanten 27 Kilometern Kanalisierung neben den Wasserläufen sind 26 Kilometer fertig. Für die Regenwasserbehandlung lautet das Ziel 54 000 Kubikmeter, fertiggestellt sind 11 500. Beide Bereiche kosten am Ende 264 Millionen Euro. Investiert wurden bereits 225 Millionen Euro.

Für die Wasserlaufgestaltung und Rückhaltung sind 36 Millionen Euro veranschlagt. Ausgegeben wurden bislang 21 Millionen Euro. Und schließlich die Kläranlage in der Welheimer Mark: Für ihre Aufwertung sind 325 Millionen Euro erforderlich, investiert wurden schon 324 Millionen. In Summe belaufen sich die bisherigen Ausgaben auf 570 Millionen Euro, bis 2020 werden es schließlich 625 Millionen Euro sein. Die Profiteure: Mensch und Tier.