Bottrop. . Es sind wieder Ferien und das heißt aus, dass derzeit wieder viele Tiere von ihren Besitzern einfach irgendwo ausgesetzt werden. Hildegard Tüllmann von den Tierfreunden Bottrop bedauert das Leid, dass den vielen Katzen und anderen Haustieren zugefügt wird, wenn man sie einfach irgendwo abstellt.

„Das passiert neuerdings sehr, sehr oft“, klagt Hildegard Tüllmann und könnte schier ausrasten ob der vielen armen Tiere, die von ihren Besitzern einfach irgendwo ausgesetzt werden. Hildegard Tüllmann ist die Vorsitzende der Tierfreunde Bottrop, die an der Wilhelm-Tell-Straße das Tierheim betreiben. Nur allzu oft hat sie hier mit dem traurigen Schicksal von ausgesetzten Tieren zu tun, die ihren Besitzern zu viel geworden sind. Ein Problem vor allem immer dann, wenn Ferien sind.

Die Herbstferien haben begonnen, die Reisewelle ging bereits am letzten Donnerstag los. Auf jeden Fall hat das Tierheim schon seit Tagen wieder viel zu tun mit ausgesetzten Tieren. Hildegard Tüllmann schildert die Fälle: In einer Transportbox an einem geparkten Auto abgestellt, wurde auf der Bauerstraße eine Katze gefunden. Ebenfalls in einer Transportbox hockte die Katze, die man am Tetraeder fand, eine andere wurde an der Gartenstraße aufgegriffen. Eine Kaninchenfamilie mit drei Kindern fand man in einem Karton. Und der Collie „Hollister“ befand sich plötzlich abends um 22 Uhr in einem Hausflur auf der Mühlenstraße.

Nicht mal einen Zettel mit Infos gibt es zu den Tieren

Allen Tieren gemeinsam ist, dass es keine Spur gibt von ihrem Besitzer und dass sich auch kein Zettel fand, mit Erklärungen: Der Name würde helfen und auch der Hinweis, ob das Tier männlich oder weiblich ist und kastriert, wie alt es ist oder ob es an einer Krankheit leidet. Solche Angaben würden dem Tierheim helfen, die ohnehin immensen Kosten, die Fundkatzen verursachen, im Rahmen zu halten. Grundsätzlich werden alle Katzen im Tierheim kastriert, bei Katern sieht man das, bei Katzen nicht, eine OP ist also immer fällig, aber womöglich überflüssig.

„Leider spielt das Tier in unserer Gesellschaft keine Rolle mehr“, bedauert Hildegard Tüllmann. Wie anders ließe sich sonst erklären, dass man sein einst geliebtes Haustier einfach so kommentarlos „entsorgt“. Wie beispielsweise auch zu Beginn der Sommerferien eine Katze in einem verschnürten Karton auf der Autobahnraststätte Bottrop oder immer wieder in einsamen Waldstücken.

Irgendwann zu unüberlegt ein Tier angeschafft

Wie kommen die Menschen dazu, sich so zu verhalten? „Ich weiß es nicht“, verzweifelt die oberste Tierfreundin allmählich. „Das Tierelend nimmt immer mehr zu. Früher habe ich immer gedacht, das hört irgendwann mal auf.“ Es sei wohl so, dass viele Leute sich zu schnell und zu unüberlegt ein Tier – gerne ein niedliches kleines Kätzchen – anschaffen, über Anzeigen in der Zeitung oder das Internet. Zu spät stellen sie dann fest, dass Tiere Geld kosten, dass sie Dreck machen und manchmal auch Sachen kaputt. Und dann müssen sie weg. . .

Ausgesetzte Tiere fassen nur schwer wieder Zutrauen 

Dabei muss niemand sein Tier aussetzen, wenn er es – aus welchen Gründen auch immer – abgeben will. Zwar kann das Bottroper Tierheim derzeit keine Katzen mehr aufnehmen, weil das Katzenhaus hoffnungslos überfüllt ist nach dem Fund vieler ausgesetzter Babykatzen. Aber, anders als in anderen Tierheimen, gibt es in Bottrop Abgabelisten, erklärt Hildegard Tüllmann. Sobald wieder Platz da ist, werden die Tiere aufgenommen, manchmal ergeben sich im Gespräche mit dem Tierhalter auch ganz andere Lösungen. Denn für Katzen ist es schlimm, ihr Zuhause und ihre gewohnte Umgebung zu verlieren. Sie seien oft tagelang verstört und fassten nur schwer neues Zutrauen. Besonders schlimm sei es, wenn sie irgendwo in einer Box und womöglich ohne Futter und im Regen ausgesetzt wurden, erzählt Tüllmann.

Ein Platz wird im Katzenhaus immer dann frei, wenn es gelingt, ein Tier neu zu vermitteln, vorherige ausführliche Gespräche sind eine Voraussetzung. „Unsere Klientel ist eine andere“, sagt Hildegard Tüllmann, nämlich auch bereit, Geld zu bezahlen. Denn bei der Abgabe einer Katze wird eine Vermittlungsgebühr von 120 Euro fällig, dafür sind die Katzen dann gechipt, geimpft, kastriert.

Kontakt: Tierheim Bottrop, Wilhelm-Tell-Str. 65, Tel. 93848 oder Internet: www.tierheim-bottrop.de