Essen. Nachdem im Januar der Duisburger Satudarah-Boss Ali O. sechseinhalb Jahre Haft bekam, startete am Freitag vor dem Landgericht Essen ein weiterer Prozess gegen Mitglieder des aus Holland importierten Rockerclubs. Handel mit Marihuana, Kokain und Amphetamin wirft die Anklage zwei Mitgliedern vor. Der Kronzeuge aus Bottrop brach erst zusammen, sagte später dann aber doch noch aus.
Der Parkplatz des Südring-Centers und eine Wohnung in der Nähe des Bottroper Hauptbahnhofes sollen Umschlagplatz für Drogen gewesen sein. Über diese „Vertriebswege“ soll der holländische Motorradclub Satudarah im vergangenen Jahr versucht haben, sich einen Markt mit Marihuana, Kokain und Amphetaminen in Deutschland aufzubauen. Vor dem Landgericht Essen müssen sich seit Freitag zwei Mitglieder der Rocker verantworten.
An Tätowierungen besteht kein Mangel, als der Holländer Doy S. (32) und der Duisburger Emram U. (26) den von Polizei und Justizwachtmeistern schwer gesicherten Gerichtssaal betreten. Doy S. hat neben zahlreichen Ornamenten sogar seinen Namen auf den Unterarm tätowieren lassen. Emram U. zeigt das Motto der Satudarahs am Hals: „Pride and Honour“, Stolz und Ehre.
Probleme mit der Ehre
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Anders als bei alteingesessenen Motorradclubs scheinen die vor drei Jahren nach Deutschland eingewanderten Satudarahs aber bei einigen ihrer Mitgliedern Problem mit dem Begriff Ehre zu haben. Zwei von ihnen, ein Bottroper und ein Recklinghäuser, haben ihre Kameraden im Ermittlungsverfahren belastet und stehen jetzt der Justiz als Kronzeugen zur Verfügung.
Mitte vergangenen Jahres, der bereits verurteilte Präsident der deutschen Satudarahs saß bereits ein, sollte laut Anklage Doy S. dabei helfen, in Nordrhein-Westfalen neue Strukturen aufzubauen, um mehr Drogen gewinnbringend zu verkaufen. Ein 45 Jahre alter Bottroper, jetzt im Zeugenschutzprogramm untergebracht, bestätigt das am Freitag, Rauschgift im Kilogrammbereich sei in seine Wohnung geliefert worden und dort in kleineren Mengen von mehreren Rockern abgeholt worden.
Zeuge bricht zusammen
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Während er souverän aussagt, zeigt der 32 Jahre alte frühere Betreiber der Table-Dance-Bar „Miami Beach“ in Recklinghausen deutlich seine Nervosität, als er von Zeugenschützern der Polizei in den Saal geleitet wird. Ob es der Anblick des muskulösen Doy S. mit seinem Totenkopf auf dem T-Shirt ist, der sein Blut sacken lässt? Die Polizisten tragen ihn in den Beratungsraum, ein Notarzt kümmert sich um ihn.
Später sagt er doch aus. Er erzählt, wie sein Partner und er 2013 Schutz für ihre Bar mit Bordellbetrieb suchten. Naiv sprachen sie die Satudarahs in Duisburg an, doch diese verlangten erfolgreich Geschäftsanteile. „Feindliche Übernahme“, nennt Richter Martin Hahnemann diesen Akt. Denn ihre Forderung untermauerten sie mit einer Machete, die sie dem Recklinghäuser durchs Gericht zogen. Danach war der 32-Jährige zwar Mitglied der Satudarahs, hatte aber auch Doy S. als ständigen Teilhaber bei sich einquartiert.