Gladbeck.Bottrop.
Der Mann hat etwas gesehen von der Welt. Als Polizist vor Ort wie als Planer hat Arno Langanke UN-Friedensmissionen auf mehreren Kontinenten mitgestaltet. Zweimal war er in Ex-Jugoslawien im Einsatz, dreieinhalb Jahre lang in der Zentrale der Vereinten Nationen in New York. In jungen Jahren war er Chef der Polizeiinspektion, die bundesweit die meisten Castor-Atommülltransporte abgewickelt hat. Außerdem hat der neue Chef der Polizeiinspektion West (Bottrop, Gladbeck, Dorsten, Marl und Haltern) eine Polizeikarriere gemacht, wie sie heute gar nicht mehr möglich ist.
"Das System der Vereinten Nationen funktioniert"
Hinter Langankes Schreibtisch an der Gladbecker Straße stapeln sich noch die Umzugskisten. Um alles aufzustellen, was er von seinen drei UN-Einsätzen mitgebracht hat, würde der Platz vorn und hinten nicht ausreichen. Bisher beschränkt er sich deshalb auf Erinnerungsfotos, eine Vitrine mit Kopfbedeckungen aus mehreren Ländern und sein blaues UN-Barett. „Das System der Vereinten Nationen funktioniert“, sagt der Polizeidirektor im Rückblick auf seine UN-Missionen. „Das ist so ziemlich das Beste, was die Menschheit in den letzten hundert Jahren erfunden hat.“ Aber der Reihe nach.
Bei der Polizei angefangen hat der gebürtige Gelsenkirchener 1977 in Selm-Bork als einfacher Schutzpolizist (diverse Polizeireformen später gibt es den gar nicht mehr) bei der Bereitschaftspolizei (gibt es noch, heißt aber jetzt Einsatzhundertschaft). Nach Stationen in Bonn (damals noch Bundeshauptstadt) und Gelsenkirchen sowie einem Sprung in die Kommissars-Laufbahn kam er als Schichtführer an die damals berüchtigte Gerlingwache im Schatten des Essener Rathaus-Turmes („eine sehr interessante Zeit“). Noch einen Karrieresprung später wurde er Inspektionsleiter in Ahaus, wo der Atommüll aus NRW einst eine sehr lange Zeit zwischengelagert wurde.
Immer wieder Balkan
1998 führte ihn seine erste UN-Friedensmission nach Bosnien, 2002 seine zweite nach Prizren, die umkämpfte Stadt im Kosovo, 2006 die dritte zum Stab des UN-Sicherheitsrates. Dort organisierte er dreieinhalb Jahre lang den Einsatz von Polizeihundertschaften, entwickelte Dienstvorschriften und begleitete die Übergabe der Kosovo-Mission von den Vereinten Nationen auf die Europäische Union. Eine spannende Aufgabe, eine sehr lohnende zumal, wenn auch manchmal zermürbend angesichts des „UN-Verwaltungs-Wahnsinns: Ich werde mich nie wieder über eine deutsche Verwaltung beschweren.“ Die ausufernde Bürokratie hat nach seiner Einschätzung aber durchaus ihre Berechtigung: Bei Einsatzorten an allen Ecken der Welt und immer wieder wechselnden Kooperationspartnern vor Ort müssen jede Menge Sicherheitseinrichtungen eingebaut werden, damit UN-Gelder nicht versickern.