Bottrop. . Er erhebt Vorwürfe gegen den Kreisverband und dessen Verantwortliche. Man habe ihn „ignoriert und „isoliert“. Linken-Ratsherr Christoph Ferdinand reagiert überrascht. Zumal der Landesverband zuletzt vermittelt habe.
Ratsherr Sahin Aydin verlässt die Ratsgruppe der Linken und wird sein Mandat in Zukunft als Einzelperson ausüben. Das teilte er in einem Schreiben mit. Dann benennt er mehrere Gründe für seine Entscheidung. So habe ihn der Kreisverband zunehmend „ignoriert und isoliert.“ Außerdem beklagt er eine immer stärkere Einmischung des Kreisverbandes in die Arbeit der Ratsgruppe. Sein Fazit: Es habe kaum noch Möglichkeiten gegeben, „frei zu arbeiten“. Weiter heißt es in dem Brief: „In zunehmendem Maße erfuhr ich von Initiativen und Aktionen, die die Ratsgruppe und somit mich als Ratsherrn betrafen, aus der Presse.“ Nach eigener Aussage engagiert sich Sahin seit 17 Jahren in der Linkspartei beziehungsweise deren Vorgängerorganisationen. Jetzt kommt er zu dem Schluss: „Insgesamt habe ich das Vertrauen verloren, dass die Personen, die zurzeit die Richtung innerhalb des Kreisverbandes Bottrop vorgeben, mit mir partnerschaftlich zusammenarbeiten wollen.“
Ganz überraschend kommt die Trennung nicht. Schon vor einigen Monaten hatte Aydin gemeinsam mit Gökhan Kiziroglu, dem Vertreter der Linken im Bezirk Süd, den örtlichen Kreisverband verlassen und sich den Linken in Oberhausen angeschlossen. Schon damals war von einem Konflikt die Rede, offiziell bestätigen wollte ihn jedoch niemand.
Bei der Stadt ist man noch zurückhaltend. Laut Stadtsprecher Andreas Pläsken muss Aydin seinen Austritt aus der Ratsgruppe formal erklären und unterschreiben. Das sei bisher nicht geschehen. Sollte Aydin diesen Schritt tun, wäre es das Ende der Ratsgruppe der Linken. Christoph Ferdinand wäre dann allein Ratsherr der Linken, Aydin, der sein Mandat behält, wäre ebenfalls allein. Zuwendungen, die bisher an die Ratsgruppe gingen, müssten in so einem dann von den Einzelratsherren neu beantragt werden und sie wären geringer, als für eine Gruppe. Ausschusssitze seien an die Person gebunden, auch die könnte Aydin also behalten.
In seinem Schreiben betont er jedoch, man habe ihn aus einem Ausschuss „entfernt“. Auf Nachfrage erklärte er, dass es sich dabei um den BEST-Verwaltungsrat handelt. Pläsken klärt auf. Linken-Vertreter im Verwaltungsrat war bisher Ratsherr Christoph Ferdinand, sein Vertreter in dem Gremium Sahin Aydin. Aus Zeitgründen habe Ferdinand das Mandat im Verwaltungsrat niedergelegt. „Auf Vorschlag der Linken hat der Rat am Dienstag Bezirksvertreter Dieter Polz zu seinem Nachfolger gewählt.“ Den Stellvertreterposten behalte Aydin jedoch, so Pläsken.
Die Linkspartei nimmt Aydins Schritt mit „großer Überraschung“ zur Kenntnis, heißt es in einer Presseerklärung von Ratsherr Christoph Ferdinand. Darin heißt es auch: „Wir fordern Sahin Aydin auf, in die Ratsgruppe zurückzukehren. Wir sind in der Sache auch weiter gesprächsbereit.“ Die Vorwürfe Aydins weist Ferdinand jedoch zurück. Die Umbesetzung des BEST-Verwaltungsrats sei seit längerem bekannt gewesen und in den regelmäßigen Montagskreisen der Partei auch besprochen worden. „Herr Aydin hat an diesem sowie an weiteren Montagskreisen in Folge nicht teilgenommen“, schreibt Ferdinand. Aydin habe ihm seine abweichende Auffassung in dieser Frage erst am 27. November mitgeteilt.
Schon zu Beginn des Jahres habe Aydin die Partei überrascht, als er sich ohne vorherige Rücksprache dem Kreisverband Oberhausen angeschlossen habe. Seitdem habe er an den Mitgliederversammlungen in Bottrop nicht mehr teil genommen, obwohl sie „parteiöffentlich für alle Mitglieder bundesweit“ seien. Auch an den Montagskreisen habe Aydin nicht mehr teilgenommen, so Ferdinand weiter. Er verhehlt nicht, dass es Konflikte gegeben habe, das seien jedoch „Differenzen gewesen bezüglich formaler Fragen, etwa der Abstimmung von Presseerklärungen oder seiner zuverlässigen, regelmäßigen Teilnahme an den Montagskreisen.“ Deshalb habe Landesgeschäftsführer Sascha Wagner im November ein Vermittlungsgespräch mit allen Beteiligten geführt. Darin habe man das weitere Vorgehen vereinbart und schriftlich fixiert. Das Schriftstück sei allen Teilnehmern zugestellt worden. „Niemand, auch Sahin Aydin nicht, hat diesem Schriftstück widersprochen“, schreibt Ferdinand.
Für ihn und den Kreisvorstand seien die beschriebenen Differenzen damit ausgeräumt gewesen“, betont Ferdinand, zumal Aydin unmittelbar danach sogar seinen Wiedereintritt in den Bottroper Kreisverband der Landesgeschäftsstelle mitgeteilt habe.
Ferdinand schließt mit der Bemerkung, dass die Linke in jedem Fall ihre Arbeit „für ein soziales Bottrop ebenso konsequent wie bisher fortsetzen“ werde. „Das sind wir unseren Wählerinnen und Wählern schuldig.“
Am Nachmittag, so Stadtsprecher Andreas Pläsken, habe Aydin seinen Austritt aus der Ratsgruppe der Linken auch formal gegenüber der Stadt bestätigt.