Bottrop/Oberhausen. Der Bernepark wird ab dem Wochenende zum großen Zeltplatz. Zur Eröffnung der “Emscherkunst“ sind alle Zelte des chinesischen Künstlers Ai Weiwei ausgebucht. In den kommenden Wochen des 100-Tage-Kunstspektakels sind jedoch noch viele Zelte und Plätze verfügbar.
Wenn am Wochenende in Oberhausen das 100-Tage-Kunstspektakel „Emscherkunst“ eröffnet wird, ist am Bernepark kein Zeltplatz mehr zu haben. Die Plätze am Deich der ehemaligen Kläranlage, auf denen Kunstfreunde eine Nacht in den eigens für die Triennale geschaffenen Zelten des chinesischen Künstlers Ai Weiwei verbringen können, waren schon einen Tag nach Beginn der Online-Buchung vergeben. Bis jetzt meldet die Emschergenossenschaft 250 Reservierungen, hinter denen aber nicht nur Einzelpersonen stecken, sondern auch Gruppen, die sich zum Rudelzelten verabredet haben: Bis zu 30 Zelte können im Bernepark pro Tag aufgestellt werden.
Mit der bisherigen Buchungsfrequenz zeigen sich die „Emscherkunst“-Veranstalter zufrieden. „Unter der Woche sind noch viele Zelte und Plätze verfügbar“, sagt Emscherkunst-Sprecherin Patricia Bender. Das wird auch daran liegen, dass die Sommerferien noch nicht begonnen haben. Deshalb bietet die Emscherkunst allen Interessierten an, auf Nummer sicher zu gehen und Zelt-Termine vor den Ferien zu buchen.
„Ich wollte einen Weg der Kommunikation“
Zelte-Schöpfer Ai Weiwei wird am Samstag bei der Eröffnung am Besucherzentrum am Oberhausener Kaisergarten per Videobotschaft erklären, was er sich bei dem Projekt gedacht hat. Die „Emscherkunst“ zeigt den Streifen mit deutschen Untertiteln, weil Weiweis Englisch, sagen wir: gewöhnungsbedürftig daher kommt.
Weiwei attestiert dem Ruhrgebiet, es werde „zu einem neuen Boden für Leben und Kultur“. Als er gebeten wurde, eine Skulptur oder Installation für die „Emscherkunst“ zu schaffen, sei sein erster Gedanke gewesen. „Ich wollte keine feste, monumentale Struktur, sondern einen Weg der Kommunikation.“ So sei die Idee mit den Zelten entstanden, die sowohl einen praktischen Nutzen hätten als auch Menschen verbinden könnten. Es sei eine Form der temporären Kunst: „Zelte kann man immer mitnehmen und es erscheint, als ob dort niemals etwas war.“
Weiwei-Zelte knüpfen an Documenta-Projekt an
Nach Einschätzung des Künstlers knüpfen die Zelte an sein Projekt „Fairytale“ (Märchen) bei der Documenta 2007 in Kassel an: „Leichte Strukturen interessieren mich immer. Und wir haben die Zelte mit vielen Details versehen.“ In der Tat lassen sich aus den zehn verschiedenen Mustern Beziehungen herstellen zu früheren Werken, aber auch zu früheren Ereignissen wie den Gerichtsprozess gegen Weiwei.
Die Videobotschaft schließt ein wenig romantisch und nicht ohne Sehnsucht: „Ich wünsche mir, dass die Leute ein Zelt mitnehmen und einen Ort finden, an dem sie mit ihren Jungs oder Mädels einen Moment teilen können. Sie sollen den Ort verstehen, ihm Respekt entgegen bringen und einen Moment mit einander teilen.“
Und dann sagt der Künstler, der 2011 für Monate von der Bildfläche verschwunden war, wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde und nach eigenen Angaben bis heute nicht aus China ausreisen darf, voller Doppelsinn: „Ich wäre sehr froh, das zu sehen.“