Bottrop / Essen. Vor dem Essener Landgericht muss sich ein Schüler wegen mehrerer Straftaten, darunter sexuelle Nötigung, vor dem Richter verantworten. Innerhalb von drei Monaten soll es zu acht Taten gekommen sein. Dabei waren die Opfer meistens ältere Frauen, darunter eine 71-Jährige.
„Er weint ganz viel. Ist sehr traurig“, sagt Verteidiger Manfred Gregorius. Der Junge könne sich nicht erklären, wie das alles passiert sei. Der Anwalt spricht von seinem Mandanten aus Bottrop. Der ist 17 Jahre alt, sitzt in Untersuchungshaft und muss sich in nicht öffentlicher Sitzung unter anderem wegen sexueller Nötigung in vier Fällen vor der Jugendstrafkammer des Essener Landgerichtes verantworten.
Ein „ ganz normaler Junge“, so wie ihn der Verteidiger beschreibt. Behütet aufgewachsen in einer kinderreichen Familie. Offenbar bis zum 25. September vergangenen Jahres: Laut Anklage versucht der Hauptschüler aus Batenbrock an diesem Tag eine Frau an der Bushaltestelle Horster Straße in ein Gespräch zu verwickeln, er will eine Zigarette schnorren. Er folgt der Frau bis zu ihrer Haustür, drückt sie in die Wohnung. Dort soll er sie vergewaltigt und ihr anschließend 120 Euro aus der Geldbörse genommen haben. Innerhalb von drei Monaten soll es zu acht Straftaten gekommen sein. Die bevorzugte Zielgruppe sind ältere Frauen. Eine Serie mit meistens häufig derselben Masche: An einer Bushaltestelle soll der Schüler die Opfer gesucht haben und ihnen dann zu ihrer Wohnung gefolgt sein.
17-Jähriger zum Teil geständig
Nach der ersten Tat folgt eine Pause bis zum 12. November. Gegen ein Uhr soll er einer Frau im Hausflur ihrer Wohnung an der Germaniastraße aufgelauert haben. Laut Anklage ergriff er sie von hinten und bedrängte sie sexuell. Als sie um Hilfe schrie, flüchtete er. Zehn Tage später soll er sein nächstes Opfer an der Straße Am Lamperfeld getroffen haben. Wieder soll er der Frau unbemerkt in den Hausflur gefolgt sein. Sie wehrte sich, stürzte die Treppe hinunter, verletzte sich dabei zum Glück nur leicht.
71 Jahre alt war das Opfer, dem er am 26. November zu einem Haus auf der Kirchhellener Straße gefolgt sein soll. Nach den lauten Hilfeschreien der Frau soll er mit deren Handtasche geflüchtet sein. Vier Tage später soll er eine 84-Jährige laut Staatsanwaltschaft gebeten haben, die Toilette in ihrer Wohnung benutzen zu dürfen. Die Frau ließ ihn ein. Es soll zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Vor seiner Flucht soll er 75 Euro gestohlen haben.
Die Polizei fahndete intensiv nach dem Täter. Es gab eine Videoaufzeichnung aus einem Bus, die zu dem 17-Jährigen führte. Am 29. Dezember wurde er festgenommen. Fingerabdrücke an den Tatorten führten ebenfalls zu ihm. Er ist zum Teil geständig. Im Prozess, für den vier weitere Verhandlungstage terminiert sind, wird auch geprüft, ob der Täter in einer psychiatrischen Klinik untergebracht wird.