Bottrop/Essen. . Nur das Beste war ihnen gut genug. Wie der Einkaufszettel eines Feinschmeckerrestaurants liest sich die Anklage gegen zwei Gelsenkirchener, einen Bottroper und einen Duisburger vor der XVII. Essener Strafkammer. Wein und Fleisch sollen sie bei zahlreichen Einbrüchen gestohlen haben. Aber auch Fußballprofis, etwa der Schalker Jefferson Farfan, zählten sie laut Anklage zu den lohnenswerten Zielen ihrer Einbruchstouren.

Kopf der Bande, so sieht er sich auch selbst, ist der Bottroper Frank E. (41). Er ist zwar schon seit längerer Zeit keiner offiziellen Arbeit nachgegangen, bezog auch keine öffentlichen Gelder, soll sich aber durch illegale Geschäfte ganz gut finanziert haben. Nach Hinweisen aus dem Milieu ermittelte die Polizei seit Anfang des vergangenen Jahres gegen den Bottroper und seine 36 bis 54 Jahre alten Komplizen. Telefone wurden abgehört, Mikros im Inneren seines Autos angebracht. Im November glaubten die Ermittler, genug Beweise zusammen zu haben.

Vermutlich seit 2005, so der Verdacht, finanziert die Gruppe mit Einbrüchen ihren Lebensunterhalt. Spezialisiert haben soll sie sich auf hochwertige Fleischwaren und Weine, weil zu ihren illegalen Abnehmern ein Gastronom aus Gelsenkirchen und ein Weinhändler gehören sollen. Der Verdacht ist, dass sie auch Bargeld und Schmuck stehlen, etwa bei Hertha-Trainer Otto Rehagel im Essener Süden oder bei libanesischen Autohändlern im Essener Norden. Aber diese Vermutungen tauchen in der Anklage nicht auf, ließen sich wohl nicht erhärten.

Einen Fleischproduzenten in Bottrop, einen in Mettmann

Auch der versuchte Einbruch bei Schalke-Profi Jefferson Farfan ist schwer zu beweisen. Bei den Observationen hatte die Polizei festgestellt, dass das Wohnhaus des Spielers im Mai, August und September 2011 mehrfach angesteuert wurde. Einmal soll die Gruppe auch ausgestiegen sein und sich dem Anwesen von hinten genähert haben. Aber Frank E., der zum Prozessauftakt viele der angeklagten Taten gesteht, winkt in diesem Punkt ab. Darüber geredet hätte er oft, sei auch oft vorbei gefahren: „Der Farfan hatte sich in einem Boulevardblatt vor seinem mit Uhren gefüllten Tresor fotografieren lassen.“ Aber konkret, so Frank E., habe er den Einbruch nie geplant.

Laut Anklage gab es auch lohnendere Objekte: Einen Fleischproduzenten in Bottrop, einen in Mettmann. Dort seien 1,6 Tonnen Roastbeef und Rinderfilet sowie 20 Kilo Garnelen geklaut worden. Mal wird seltenes brasilianisches Roastbeef geklaut, mal 15 bis 20 Kisten Rotwein. Der finanzielle Wert beeindruckt: Im September vermerkt die Anklage den Diebstahl von Fleisch für 50 000 Euro, für das ihr Hehler ihnen 10 000 Euro gibt.

Am 22. November schlägt die Polizei zu, nachdem der Hehler eine Tonne Fleisch bekommen haben soll. Manches soll er weiterverkauft haben, aber im Kühlraum finden die Beamten noch Fleisch, das sie einem Einbruch kurz zuvor zuordnen können. Wie zum Beweis, dass der Endverbraucher beim Fleisch eben nie genau weiß, wo es herkommt.