Gelsenkirchen. Die Raúl-Abschiedsgala wurde umrahmt mit dem 4:0-Sieg über Hertha BSC. Schalke-Manager Horst Heldt lieferte ein kurzes Saison-Resümee: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir von Rang 14 kommen, den weltbesten Torhüter ersetzen und einen Trainerwechsel vollziehen mussten.“

Wie viel Glück passt in einen Fußballnachmittag? Nun, beim FC Schalke 04, dem Meister der großen Emotionen, wohl eine ganze Menge. Erst der alle Champions-League-Zweifel ausräumende 4:0 (1:0)-Sieg über Hertha BSC, die den Begriff Abstiegskampf irreführten. Dann das Ruhrgebiets-Rührstück „Wir verabschieden einen Weltstar“. Und als wäre das noch nicht genug, musste Manager Horst Heldt in den tränenreichen Jubel noch einen draufsetzen: Die Vertragsverlängerung von Jefferson Farfán, der seine Liebe zu S04 über Nacht wieder entdeckte, gab es als Zugabe obendrauf, gleich bis 2016.

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Doch der Reihe nach. Das Spiel, dieser erst spät zustande gekommene, aber nie gefährdete 4:0-Sieg über bemitleidenswert schwache Berliner, hat wirklich niemanden mehr aufgeregt. Die wichtigste Entscheidung war laut Trainer Huub Stevens bereits vor dem Anpfiff gefallen: „Die größte Leistung hat diesmal unsere medizinische Abteilung vollbracht, indem sie Lars Unnerstall rechtzeitig fit bekommen hat. Einfach unglaublich, damit hatte ich nicht gerechnet.“ Und die nächste wichtige Änderung ereignete sich beim Warmmachen, wo Chinedu Obasi passen musste und durch einen José Manuel Jurado ersetzt wurde, der bei Einbruch des Sommers seine Spielfreude wieder entdeckte.

Raúl durfte sich mit Stochertor stilvoll verabschieden

So plätscherten die 90 Minuten herunter, garniert mit zwei Treffern von Klaas-Jan Huntelaar, des entschlossenen Lewis Holtby – und auch Raúl durfte sich mit einem Stochertor stilvoll verabschieden. Anschließend sank der 34-jährige Spanier auf die Knie und verneigte sich in tiefer Verbeugung vor den Fans.

Danach gehörte die Bühne den zu Verabschiedenden, während der Verlierer den Hinterausgang benutzte. Otto Rehhagel, ein Fußball-König ohne Gefolge, referierte im Presseraum vor einer Handvoll Journalisten, während oben Raúl, Schober und Co. verabschiedet wurden. Das war auch schon mal anders. Die Sätze des selbst ernannten Fußballweisen hätten durchaus mehr Zuhörer verdient gehabt. „Der Fußball-Gott hat heute gesagt: Leute, ich gebe euch noch eine Chance“, so Rehhagel vor dem letzten Spieltag, an dem sich die Berliner tatsächlich noch auf einen Relegationsplatz retten könnten. Die zurückliegende Spielzeit hatte aber nicht dazu animiert, ihnen hierfür die Daumen zu drücken, selbst Dino- Kollegen konnten sich an keinen schwächeren Bundesligagegner in der Arena erinnern.

Der Möchtegern-Hertha-Retter verabschiedete sich mit den Worten: „Heute hat man gesehen, warum die Schalker Champions League spielen – und wir gegen den Abstieg.“

Planungssicherheit für Schalke-Manager Horst Heldt

Dass dies seit Samstag garantiert ist, nahm Horst Heldt in Sachen Planungssicherheit sichtbar erleichtert zur Kenntnis: „Insgesamt eine tolle Leistung der Mannschaft über die Saison, wir mussten viel bewegen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir von Rang 14 kommen, den weltbesten Torhüter ersetzen und einen Trainerwechsel vollziehen mussten“, lieferte der Manager ein kurzes Saison-Resümee.

Aber da nach der Saison bereits vor der nächsten ist, geht die Arbeit für Horst Heldt weiter. Nachdem der Farfán-Vertrag seit Freitag in trockenen Tüchern ist, geht es nun um Huntelaar: „Wir sind in guten Gesprächen. Heute wär ein guter Tag, wenn er zwei, drei Bier auf hat, aber ich will die Situation nicht ausnutzen“, grinste Heldt. Mehr Glück hätte dieser Schalker Fußballabend auch nicht vertragen.