Bottrop. .

33 Jahre lang hat er dort gearbeitet, wo andere ihre Freizeit verbringen - im Revierpark Vonderort. Herbert Wesely, der die Freizeitanlage seit 1994 geleitet hat, geht zum Jahresende im Alter von 63 Jahren in den Ruhestand. Ein Rückblick nach schweren Zeiten.

Die Gründung der Revierparks hatte auch wirtschaftliche Gründe und ist mit der Geschichte der Region verknüpft. Wie ist ihre Erinnerung?

Als der Park 1974 angelegt wurde, stand der Gedanke im Hintergrund, die Abwanderung aus dem Ruhrgebiet nach den Arbeitsplatzverlusten in Bergbau und Stahlindustrie zu bremsen, indem man der Bevölkerung attraktive Freizeitstätten und Parks bot. Man wollte die Region interessanter gestalten und den Bürgern - jedermann, nicht nur den in Vereinen organisierten - Räume zur Verfügung zu stellen, ihnen für ihre Freizeit Impulse geben. Als ich ab 1978 das Programm mitgestaltete, wollte ich den Leuten zeigen, was man unternehmen kann, und unser Ziel war das Miteinander bei Sport, Spielfesten, Musikveranstaltungen und kreativen Angeboten. Die Bürger zogen auch mit, sie waren neugierig, wollten kostengünstig Neues kennenlernen.

Sie wollten die Initialzündung für Freizeitgestaltung geben?

Das war auch ein basisdemokratisches Anliegen. Ich erinnere mich an die Tennisplätze im Parknordteil: Die Mitgliedschaft im Verein war teuer, bei uns kostete die Stunde auf dem Platz 3 DM. Aber die Nachfrage ließ nach, wir haben die Plätze in den 90-er Jahren aufgegeben.

Sie mussten immer wieder das Angebot dem geänderten Freizeitverhalten der Bürger anpassen.

Diese Notwendigkeit bestand immer, Leerstand in den Räumen können wir uns nicht leisten. Anfang der 80-er Jahre spürten wir, dass Schulen, Kirchen und Kitas sich öffneten und Angebote im Freizeitbereich organisierten. Daraufhin haben wir die Gruppenveranstaltungen reduziert und mehr auf Pilotveranstaltungen wie die Spielfeste im Park gesetzt. In den 80-er Jahren - aus meiner Sicht die Blütezeit des Parks - wurde auch die Eislaufhalle eröffnet und in den ersten Jahren gut angenommen. Heute interessiert dieser Sport keinen mehr, bekanntlich ist die Halle geschlossen, auch wegen des Sanierungsbedarfs. Aber wir konnten sie in den 80-er Jahren im Sommer gut nutzen für Konzerte mit Herbert Grönemeyer, Götz Alsmann, Piet Klocke. Sehr erfolgreich war auch das Open-Air-Kino im Park - wir hatten bis zu 4000 Besucher. In den 90-er Jahren blieben viele Besucher aus, seither vermieten wir mehr Räume an Gruppen.

Wie sehen sie die künftige Entwicklung?

Die Sicht der Bürger auf den Park hat sich sehr verändert, und der Boom der Freizeitindustrie und die Kommerzialisierung haben uns überrollt. Wir haben viel angeboten zum Nulltarif - und die Leute ziehen doch den Kommerz vor, sie gehen ins Musical in der Nachbarstadt.

Die Besucher kommen wegen Sauna, Solbad und wegen der Trödelmärkte; um die Bereiche mache ich mir keine Sorgen. Die Grünflächen spielen in der Wahrnehmung keine Rolle mehr. Die Attraktivität des Parknordteils ist auch nicht mehr so, wie es erwartet wird. Die Gesellschafter - der RVR, Oberhausen und Bottrop - haben ihre Beiträge auf eine Mio Euro pro Jahr reduziert; die letzten Jahre waren hart. Die Instandhaltung der Grünflächen kostet 100000 Euro jährlich - und damit nimmt man keinen Cent ein.