Bottrop-Kirchhellen. Für ihre Biogasproduktion verwenden die Landwirte Miermann in Kirchhellen außer Mais testweise nun auch Silphie. Das freut auch Insekten.
Gegenüber dem Friedhof an der Loewenfeldstraße/ Im Pinntal lockt ein Schild die neugierigen Leser an: „Herzlich Willkommen bei ihren Silphienbauern.“ Auf drei Hektar haben die Bauern Miermann die „Durchwachsene Silphie“ angebaut . Am gelblühenden Feld erläutern weitere Schilder die Besonderheit dieser Pflanze. „Schöne Energie aus der Natur“ heisst es dort oder „Gute Gründe für die Energiewende“.
Auf dem Gelände der Miermanns steht seit einigen Jahren eine Biogasanlage, die mit Schweinegülle, Rindermist und anderen Zutaten betrieben wird, zu denen auch Silomais gehört, dessen Einsatz in der Öffentlichkeit umstritten ist, unter anderem weil Nahrungsmittel zur Energieerzeugung benutzt werden. Johannes Miermann jun. hat daher nach Alternativen gesucht, ein Versuch mit besonderem Gras war wenig erfolgreich.
Die Aussaat rechnet sich über die Jahre
Strom und Heizenergie
Durch Verbrennen des Biogases wird Strom erzeugt, der nicht nur den Energiebedarf des eigenen Hofes deckt. Die Überschüsse werden ins öffentliche Stromnetz eingespeist.
Außerdem werden öffentliche Gebäude in Kirchhellen wie Schulen, Hallenbad, Feuerwehr und das Antonius-Krankenhaus mit Hilfe der Biogasanlage beheizt.
In Fachzeitschriften hat Miermann über den Korbblütler Silphie gelesen und diesen prompt ausprobiert. Mais hat zwar den Vorteil, dass er viel Biomasse bildet, ist aber im Anbau teuer, da er jedes Jahr gesät werden muss. Die vom Hersteller auch „Donau-Silphie“ genannte Staude ist mehrjährig, muss nur einmal gesät werden und ist jährlich zu ernten. Zwar ist die Aussaat erheblich teurer, rechnet sich aber über die längeren Zeiträume.
2018 wurde die erste Aussaat zusammen mit Mais vorgenommen, brachte aber im letzten Jahr noch keinen Ertrag, weil sich die Stauden erst voll ausbilden müssen. Miermann konnte ohne Pflanzenschutzmittel auskommen und musste nur mit der Hacke durchfahren. Gedüngt wurde biologisch mit den Vergärungsresten der Biomasse. Schmunzelnd erzählt Miermann, dass sie zuerst von den Kollegen milde belächelt wurden: „Was macht ihr denn da? Unkrautvermehrung?“
Das kann für die Landwirte eine lohnende Sache werden
Inzwischen wird nicht mehr gelacht, wenn man die jetzt hochstehenden, immer wieder neue Blüten bildenden Pflanzen betrachtet. Neben dem Silphie-Feld wurde eine gleich große Parzelle traditionell mit Mais bepflanzt, um einen Vergleich der Erträge zu haben. Wegen des trockenen Sommers erwartet man allerdings auch keine Spitzenerträge, wenn im September geerntet wird. Johannes Miermann ist dennoch beeindruckt: „Wenn der Gasertrag dann auch stimmt, ist das eine lohnende Geschichte.“
„Die Insektenwelt freut sich“, äußert sich auch Imker Werner Gahlen euphorisch. Im Gegensatz zum nichtblühenden Mais finden hier viele Insekten bis in den Spätsommer hinein Nahrung, vor allem Wildbienen wie Wespen und Hornissen, die Nahrungsquellen in der Nähe benötigen, weiß der Fachberater zu berichten. Aber auch 15 Honigbienenvölker sind im Umkreis zu finden. Da keine Chemie eingesetzt wird, siedeln sich auf den Feldern auch Ackerbegleitkräuter wie Kamille oder Beifuß an. Für den Wasserschutz bietet die Pflanze einen weiteren Vorteil, da die Stauden im Winter Stickstoff binden. Deshalb wird das Projekt im Rahmen der Wasserkooperation vom Wasserwerk Dorsten unterstützt.