Bottrop. Beschwerden über verschmutzte Schultoiletten in Bottrop kommen immer wieder auf. Das geht seit Jahrzehnten so. Kriegt man das nicht in den Griff?
Mal blieben Kloschüsseln lange verstopft, mal führten Wasserhähne zum Händewaschen kein Wasser, und es stinkt oft fürchterlich. In der Jungentoilette einer Realschule fehlten irgendwann sogar Türen vor den Kabinen und es wucherte Schimmel. Manches liegt länger zurück, doch seit Jahren gibt es immer neue Beschwerden von Schülerinnen und Schülern über schlimme Zustände in den Toilettenräumen ihrer Schulen. Nicht wenige ekeln sich regelrecht davor, in der Schule aufs Klo zu müssen.
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Die SPD hat nicht erst jetzt die Nase voll und fordert die Verwaltung dazu auf, dem Problem systematisch nachzugehen, eine Mängelliste zu erstellen und die Probleme zu beheben. Sprecher Daniel van Geister führt an, dass es bis heute immer wieder zu Beschwerden von jungen Leuten und ihren Eltern komme. „Aus diesem Grund ist es wichtig, eine Bestandsaufnahme der Mängel von Bottroper Schultoiletten zu erheben“, argumentiert er. Die Verwaltung bekam im Bauausschuss jetzt auch mit Stimmen von SPD, Linkspartei und DKP den Auftrag dazu.
Gespräche mit jungen Leuten im Jugendparlament
Bauausschussvorsitzender Rüdiger Lehr will außerdem auch im Jugendparlament mit den gewählten Vertreterinnen und Vertreter der jungen Leute in Bottrop in Kontakt bleiben. Erste Gespräche zeigten, dass die jungen Parlamentarierinnen und Parlamentarier die Zustände in den Toilettenräumen ihrer Schulen eher kritisch einschätzen. Denn verbessert hat sich offensichtlich wenig. Schließlich ist es gar nicht so lange her, dass zum Beispiel Jacob Schraven, der frühere Schülersprecher am Heinrich-Heine-Gymnasium, feststellte: „Es ist einfach unheimlich ekelhaft und auch demütigend auf die Toilette zu gehen“. Er bedauerte seinerzeit, dass es an dem Gymnasium keine Aufsichtsperson für die Toiletten mehr gebe.
SPD-Ratsherr van Geister weist darauf hin, dass es wissenschaftlich festgestellt sei, dass sogar eine Mehrheit der Schülerinnen und Schüler es bewusst vermeide, ihre Schultoiletten aufzusuchen. Herausgefunden hat dies das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit/Public Health (IHPH) am Universitätsklinikum Bonn durch eine Studie zu Sanitäranlagen an Berliner Schulen. „Das hat doch auch negative Auswirkungen auf den Lernerfolg“, bemängelt der Fuhlenbrocker Ratsherr. Auch an Bottroper Schulen aber wuchsen sich die unhygienischen Zustände der Toiletten zum Dauerproblem aus.
Rundgänge durch die Schulen sollen Klarheit bringen
„Ich wäre ja froh, wenn das Fazit lauten würde: Mit den Schultoiletten in Bottrop ist alles in Ordnung“, sagt daher Bauausschussvorsitzender Rüdiger Lehr mit Blick auf die von der SPD geforderte Bestandsaufnahme in den Schulgebäuden. „Ich habe aber das Gefühl, dass wir da einiges unternehmen müssen, um erst alles in Ordnung zu bringen. Da sind bestimmt eklatante Mängel“, befürchtet der Ratsherr. Lehr schlägt daher auch vor, dass Ratsleute selbst sich bei Rundgängen durch die Schulen einen Eindruck verschaffen. „Gemeinsam mit den Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertretern“, meint er.
Schon vor 15 Jahren nämlich beklagten Eltern sich in einer WAZ-Umfrage darüber, dass es ihren Kindern in den Schultoiletten zu eklig sei. Ratsherr Lehr kennt die Hygiene-Probleme sogar schon aus der eigenen Schulzeit an der damaligen Jungenrealschule. Er und Ratsherr Markus Kaufmann wüssten aus Familien und von Freunden, dass am Heinrich-Heine-Gymnasium und am Vestischen Gymnasium viele Schülerinnen und Schüler sich den Gang zur Toilette lieber verkneifen, bis sie zu Hause seien. „Meine Tochter hat am Heine kaum die Toilette aufgesucht“, erzählt Rüdiger Lehr. Das sei also nicht erst heute, sondern seit Jahren so.
„Sollen die anderen etwa in die Büsche gehen?“
Der Ratsherr spielt darauf an, dass die für Schulgebäude zuständige Verwaltung den Umgang mit Toiletten fürs eigene Personal und Besucher anders regele. Im Rathaus gebe es Toilettenräume, die verschlossen seien und zu denen sich nur bestimmte Beschäftigte Zutritt verschaffen können. „Da gibt es sogar eine Hierarchie, wer welche Toiletten aufsuchen kann“, stellt er fest. Auch die SPD-Ratsleute wissen selbstverständlich von den immer neuen Versuchen einiger Schulen, die Situation zu verbessern, und erkennen die Bemühungen an. Manches stößt aber auch auf Skepsis.
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Dass etwa Lehrkräfte auch noch als Aufsichtspersonen für Toilettenräume dienen sollen, leuchtet Rüdiger Lehr nicht gerade ein. Dazu seien die Lehrerinnen und Lehrer bei ihrer hohen Qualifikation letztlich ja auch zu teuer. Wenn Schulen oder ihre Fördervereine eigenes Aufsichtspersonal beschäftigten, komme es wiederum sehr darauf an, wie der Toilettenbesuch regelt werde. Fürs Aufsuchen der Schultoilette dann bezahlen zu müssen, komme aus seiner Sicht jedenfalls nicht in Frage. „Dann haben wir am Ende Toiletten für jene, die sich das leisten können oder wollen, und wo bleiben die anderen? Sollen die etwa sehen, wo sie bleiben oder in die Büsche gehen?“
Wie Schüler und Eltern Sauberkeit in Schulen beurteilen
Dabei wissen auch Beschäftigte der Verwaltung sowie Ratsvertreterinnen und Ratsvertreter aus dem Schulausschuss gut, dass auch den Schülerinnen und Schülern der Zustand ihrer Schulen wichtig ist. Nach einer Umfrage aber, die die Stadtverwaltung in den achten Klassen an allen weiterführenden Bottroper Schulen durchführen ließ, beurteilt insgesamt gut die Hälfte der Schülerinnen und Schüler die Sauberkeit ihrer Schulen schlechter als befriedigend. Zehn Prozent halten sie für ungenügend, 17 Prozent für mangelhaft und 24 Prozent für ausreichend.
Auffallend schlecht schneiden dabei die Marie-Curie-Realschule und die Willy-Brandt-Gesamtschule ab: An der Realschule sehen 57 Prozent und an der Gesamtschule 41 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Sauberkeit insgesamt als mangelhaft und ungenügend an. Überdurchschnittlich viele vergeben auch am Vestischen Gymnasium (36 %), an der Sekundarschule Kirchhellen (31 %) sowie an der Janusz-Korcak-Gesamtschule (33 %) in Sachen Sauberkeit die beiden schlechten Noten.
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Auch beim WAZ-Familiencheck hatten Eltern die Schulen in Bottrop bei einer Durchschnittsnote von 2,2 zwar alles in allem gut bewertet, der Zustand der Schulen schnitt aber mit der Note 2,9 schlechter ab. Dabei gaben Eltern auch zu den Zuständen in den Schultoiletten negative Kommentare ab. So hieß es: „Die Toiletten sind unbenutzbar. Türen lassen sich nicht schließen, keine Privatsphäre.“