Bottrop. Die Politik berät über Bottrops Schulentwicklung im Geheimen. Einer Schule droht das Aus, eine andere könnte umgewandelt werden. Die Details.
Über die Entwicklung der Bottroper Schullandschaft beraten Ratsleute derzeit intensiv. Eine Schule könnte ganz schließen, eine andere umgewandelt werden.
Wird am Standort der Janusz-Korczak-Gesamtschule in Bottrop eine neue Realschule mit einem Hauptschulzweig aufgebaut? Mit dieser Überlegung setzt sich nach Informationen der WAZ der Kreis von Ratsvertreterinnen und Ratsvertretern auseinander, der sich seit Monaten hinter verschlossenen Türen mit der Zukunft der Bottroper Schulen befasst.
Bei der nächsten Sitzung dieser Arbeitsgemeinschaft soll es voraussichtlich im November explizit um die weiterführenden Schulen gehen. Bei den Beratungen stehe einmal mehr auch die Frage im Raum, so Insider: Soll die Gustav-Heinemann-Realschule in der Stadtmitte nun doch aufgegeben werden?
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Die Stadt hat wie beim vorigen Schulentwicklungsplan auch diesmal wieder die Bildungsplaner des Unternehmens Biregio aus Bad Godesberg mit der Ausarbeitung ihres neuen Zukunftsplanes beauftragt. Die Schulexperten haben dazu Eltern und Schüler befragt und beraten mit einem speziell ausgewählten Kreis von Ratsvertreterinnen und Ratsvertretern bisher nur intern über die Zukunftspläne für die Bottroper Schulen in den kommenden Jahren. Die Vorberatungen über die Perspektiven der Grundschulen seien inzwischen abgeschlossen, bestätigt Schuldezernentin Karen Alexius-Eifert.
Geringe Anmeldezahlen an Janusz-Korczak-Gesamtschule
Der gesamte Schulentwicklungsplan insgesamt soll zu Beginn des kommenden Jahres vorliegen. Mit den Zukunftsplänen für die weiterführenden Schulen in der Stadt komme nun die weitaus komplexere Materie auf die Tagesordnung der Arbeitsgemeinschaft, heißt es. Denn die Stadt muss dabei zum Beispiel auch das Problem lösen, wie nach dem Aus der letzten Bottroper Hauptschule in Zukunft solche Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden, für die sich herausstellt, dass sie besser Hauptschulunterricht erhalten sollten.
Daher kommt es auch zu der Überlegung, an der jetzigen Janusz-Korczak-Gesamtschule zu handeln, dort womöglich eine Realschule zu etablieren und einen Hauptschulzweig anzugliedern. Aus dem Kreis der Schularbeitsgemeinschaft erfuhr die WAZ jedenfalls, dass dies in den Raum gestellt worden sei, „Das ist eine von mehreren Optionen, die in der Diskussion sind“, betont Schuldezernentin Karen Alexius-Eifert allerdings. Die Gesamtschule an der Horster Straße steht dabei im Fokus, weil sie schon seit Jahren immer wieder recht geringe Anmeldezahlen aufzuweisen hat.
Aus für Heinemann-Schule war schon einmal empfohlen
Das trifft so ähnlich auch für die Gustav-Heinemann-Realschule zu. Eine womögliche Schließung sei daher „von einzelnen Personen in den Raum gestellt worden“, stellt die Schuldezernentin klar. „Wir befinden uns in einem Diskussionsprozess“, schließt sie aber auch nichts aus. Letztlich gelte dies für die Zukunftsplanung der Schulen insgesamt.
Es handele sich um Empfehlungen, über die zunächst die Ratsparteien noch intern beraten und der Stadtrat dann entscheiden müsse. „Beschlossen ist nichts“, sagte sie. Allerdings war eine Schließung der Heinemann-Realschule schon vor Jahren empfohlen worden. Deren Zusammenlegung mit der benachbarten Marie-Curie-Realschule ließ sich schließlich aber nicht verwirklichen.
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Karen Alexius-Eifert erläutert, dass im Laufe der Beratungen auf jeden Fall die übergeordnete Schulaufsicht und auch die jeweiligen Schulen Stellung nehmen sollten. „Die Meinungen der Schulleitungen sind da sehr wichtig“, erklärt die Dezernentin.
Allerdings wächst auch der Handlungsdruck, weil trotz des Endes der Hauptschulen in Bottrop die Zahl der Schülerinnen und Schüler, für die ein Hauptschulbildungsgang zu empfehlen ist, deutlich zunimmt. Das liege auch daran, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler aus geflüchteten Familien auch wegen des Ukrainekrieges angewachsen ist.
Eigene Hauptschulklassen auch für geflüchtete Schüler
Zum kommenden Schuljahr 2024/25 endet für gut 150 Schülerinnen und Schüler der Unterricht in den Förderklassen, sie müssen aber selbstverständlich weiterhin zur Schule gehen. Rund 80 Prozent der geflüchteten Schülerinnen und Schüler sollten in einem Hauptschulbildungsgang unterrichtet werden.
„Das sind Einschätzungen des Landes, die aber abweichen können. So genau wissen wir daher nicht, wie viele es denn tatsächlich sind“, sagte Karen Alexius-Eifert. Vorsorglich geht die Stadt aber von bis zu 120 Quasi-Hauptschülern aus. „Das wären dann fünf Klassen“, erklärt die Schuldezernentin.
Noch sei nicht klar, wie diese Schüler auf die Schulen verteilt werden können. Auch deshalb spielt bei den internen Beratungen über die Zukunft der weiterführenden Schulen über die Überlegungen zur Janusz-Korczak-Gesamtschule hinaus, die Möglichkeit eine Rolle, zusätzliche Hauptschulzweige ab Klasse 7 an den Bottroper Realschulen zu bilden. Das Land macht dies per Gesetz zur Sicherung von Schullaufbahnen jedenfalls bereits möglich. Die Quasi-Hauptschüler werden dann in eigenen Klassen unterrichtet.