Bottrop. Die Bottroper Autorin Sylvia Sabrowski hat ihren dritten Zechenkrimi vorgelegt. Er beginnt auf Prosper-Haniel, der Movie Park kommt auch vor.

Hobbyermittlerin und Psychologiestudentin Liesa Kwatkowiak aus Batenbrock hat ihren dritten Kriminalfall gelöst. Ausgedacht hat ihn sich die in Bottrop aufgewachsene Autorin Sylvia Sabrowski, die auch in ihrem dritten Zechenkrimi „Zechenhölle“ dem Bergbau ein Denkmal setzt. Diesmal sogar im Wortsinn.

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Der Krimi beginnt im Herbst 2019 vor dem Doppelbock des Bergwerks Prosper-Haniel im Fuhlenbrock, und er beginnt mit einer Debatte über Abriss oder Erhalt des markanten Fördergerüstes. Zum Glück hat es diese Debatte nie ernsthaft gegeben, und seit Herbst 2022 sind Fördergerüst mit Seilscheiben sowie drei Bergwerkshallen zum Baudenkmal geworden. Aber besagte Debatte bringt die Begegnung zwischen Liesa und einer jungen Frau, die sich ebenfalls von dem Bergbau-Relikt angezogen fühlt.

Als diese Frau wenig später in einem stillgelegten Bergwerk in Herten tot aufgefunden wird und die Polizei sehr geneigt scheint, von einer Selbsttötung auszugehen, sind Liesa, Freund Timo, Oma Kwatkowiak und der Ex-Knacki Onkel Willi mitten drin in ihrem dritten Fall. Denn die Mutter der Toten, gut bekannt mit Oma Kwatkowiak, wehrt sich entschlossen und mit Hilfe der Hobbyermittler gegen die Selbstmord-These.

Hier beginnt der Weg in die „Zechenhölle“: Fördergerüst und drei Hallen des Bergwerks Prosper-Haniel stehen seit Oktober 2022 unter Denkmalschutz. Unser Bild entstand im November 2021.
Hier beginnt der Weg in die „Zechenhölle“: Fördergerüst und drei Hallen des Bergwerks Prosper-Haniel stehen seit Oktober 2022 unter Denkmalschutz. Unser Bild entstand im November 2021. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

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Die Spur führt in die „Lost Places“ des Ruhrgebietes, aufgegebene Bergbau- und Industrieareale, und die Szene der „Urban Explorer“, die diese verlassenen Orte erkunden. Die Autorin hat hier einen realen Fall eingebaut: Im April 2019 machte ein Video Schlagzeilen, das eine Gruppe von „Urbexern“ beim Einbruch in den damals noch nicht verfüllten Schrägschacht von Prosper II an der Knappenstraße zeigt. Liesa gelingt es, sich in eine solche Gruppe einzuschleusen. Und tatsächlich führt diese Spur zum Täter und zu einem dramatischen Showdown in der „Zechenhölle“ zu Halloween, der Nacht vor Allerheiligen. Das Datum lässt ahnen, was der Movie Park damit zu tun haben könnte.

Bottroper Hobbyermittlerin kämpft mit ihren Ängsten

Auch im dritten Zechenkrimi lässt Sylvia Sabrowski ihre Ermittlerin wieder mit ihren Ängsten kämpfen: Mit Verlustängsten nach dem Tod der Mutter, Versagensängsten nach einem verlorenen Semester wegen einer Psychotherapie und der Höhenangst beim Durchklettern einer alten Schachtanlage auf dem Weg in die „Zechenhölle“. Mit einem raffinierten dramaturgischen Trick spitzt sie das Finale zu: Für die letzte Konfrontation hat Liesa eine Sicherung eingebaut. Welche, verrät sie erst nach dem Höhepunkt der Handlung. Und im letzten Kapitel gönnt sie sich das offenkundig unvermeidliche Vergnügen aller Krimiautorinnen und -autoren: Den Leser noch einmal durch die jetzt sauber geglätteten Fäden der Handlung zu führen.

Auch der dritte Zechenkrimi zeigt Sylvia Sabrowksis emotionale Nähe zur Geschichte des Ruhrgebietsbergbaus, die ihr in die Wiege gelegt wurde. „Ich bin in einem Zechenhaus aufgewachsen. Drei Generationen meiner Familie haben im Bergbau vor Kohle gearbeitet“, berichtet sie. „Um den Bergbau komme ich nicht herum.“

Prima, dann gibt es also spätestens in zweieinhalb Jahren, so lange hat Sylvia Sabrowski an „Zechenhölle“ geschrieben, einen vierten Zechenkrimi? „Ehrlich gesagt: Das weiß ich jetzt noch nicht“, sagt die Autorin. Für einen vierten Band spricht ihre Einschätzung: „Auserzählt sind die Geschichten noch nicht.“ Zum Beispiel die komplizierte Beziehung zwischen Liesa und ihrem Computernerd Timo. Und dann ist da noch der Satz auf Seite 359: Liesa verabschiedet sich, „bis sich die Kwatkowiak-Frauen samt Timo und Willi in den nächsten Fall hineinstürzen würden“. Aber gerne doch.

Sylvia Sabrowski: Zechenhölle. Gmeiner Verlag, Taschenbuch, 368 Seiten, 15 Euro,. E-Book 11,99 Euro, ISBN 978-3-8392-0317-0