Bottrop-Kirchhellen. Britta Winkelhorst und Kerstin Cyrus-Yeginer haben schon viele Marathonstrecken unter die Füße genommen. Jetzt trainieren sie für das Original.

Stammbesucher des Tetraeders auf der Halde Beckstraße haben sich an den Anblick inzwischen gewöhnt: Zwei Frauen absolvieren den kräftezehrenden Tetraeder-Treppenlauf. Und wenn sie glücklich wieder unten angekommen sind - starten sie in eine weitere Runde. „Am Anfang haben die uns für bekloppt gehalten“, sagt Kerstin Cyrus-Yeginer. Aber die Tortur hat Methode: Gemeinsam mit Freundin Britta Winkelhorst trainiert sie für die Mutter aller Marathonläufe – den auf der Originalstrecke von Marathon nach Athen.

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Zum Laufen gebracht hat die beiden Freundinnen Gabi Fischedick-Marga, bei der TSG Kirchhellen stellvertretende Abteilungsleiterin für Turnen, Leichtathletik und Breitensport. Angefangen haben sie mit einem Halbmarathon. Aber dann wollten die beiden auch die Königsdisziplin über 42,195 Kilometer schaffen. Es folgten Läufe in ganz Europa. Zunächst jedes Jahr, zuletzt alle zwei Jahre. 2019 sind sie in New York gelaufen, 2021 den wohl schönsten, aber auch schwersten Lauf in der Schweiz: von Wengen im Berner Oberland hoch zum Eiger-Gletscher.

Seit drei Monaten bereiten sich die Freundinnen auf den Start in Griechenland im November vor. „Wir trainieren Herz, Kreislauf, Lunge und Muskulatur. Eisern.“ Und das sieht dann so aus: Sie trainieren lange Strecken und kurze Intervall-Läufe, kombiniert mit Haldenbesteigungen und Treppenläufen wie am Tetraeder. „Wir werden dabei getragen von der wunderschönen Aussicht auf der Halde Haniel oder rund um Gahlen.“

Sie war dabei: Britta Winkelhorsts Finisher-Medaille vom Schweizer Jungfrau-Marathon.
Sie war dabei: Britta Winkelhorsts Finisher-Medaille vom Schweizer Jungfrau-Marathon. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Am 12. November werden Britta Winkelhorst und Kerstin Cyrus-Yeginer auf der Strecke des allerersten Marathonlaufes starten. 490 vor Christus war der griechische Bote Pheidippipes die 42,195 Kilometer gelaufen, um den Athenern die frohe Botschaft vom Sieg in der Schlacht von Marathon zu überbringen

Wiederbelebt wurde der Lauf bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit im Jahr 1896. Das Ereignis war die Geburtsstunde einer neuen sportlichen Disziplin. Aber die Originalstrecke wurde über Jahrzehnte nicht mehr gelaufen; erst 1955 fanden wieder Marathonläufe nach Athen statt.

„Wir bekommen jedes Mal wieder Gänsehaut“

Das Streckenprofil kennen die beiden Frauen inzwischen auswendig. „Die ersten zehn Kilometer geht es die Küste entlang. Bis Kilometer 32 gibt es immer mal wieder kleine Steigungen, und danach fällt die Strecke bis zum Ziel ab.“ Und das ist nicht irgendein Ziel: Das Stadion von Panathinaikos Athen gilt als das schönste historische Stadion der Welt. Bis zu 18.000 Läuferinnen und Läufer werden sich dorthin auf den Weg machen, Tausende von Besuchern werden sie bejubeln beim Einlauf ins Stadion. „Wir bekommen bei diesem Gedanken, dass wir diesmal dabei sein dürfen, jedes Mal wieder Gänsehaut“, sagt Britta Winkelhorst.

Nach einer schweren Sprunggelenkverletzung hatte Britta Winkelhorst schon ans Aufhören gedacht. Doch die Verletzung ist besten ausgeheilt. Kraft und Luft sind auch wieder da, sagt sie: „Ich denke, mit meinen 60 Jahren auf dem Buckel fühle ich schon Dankbarkeit, dass ich meinem Körper das noch zumuten kann.“ Aber es geht um mehr als körperliche Fitness: „50 Prozent beim Marathonlauf ist Kopfsache.“

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Nach einer Zwangspause nach dem Brezelfest haben die Freundinnen ihr Trainingspensum noch einmal gesteigert. „Wir sind fit und bereit, diesen schönen Marathon anzugehen“, sagt Britta Winkelhorst. „Es wird ein unvergessliches Abenteuer werden. Jeder Marathonlauf ist eine Grenzerfahrung, aber dennoch das beste Gefühl der Welt!“