Bottrop-Kirchhellen. Andrang bei Miermann wie bei einer Wallfahrt zur köstlichen Knolle. Die Gäste lassen sich weder vom Regen abschrecken noch von langen Schlangen.
Beim Kartoffelfest auf dem Hof Miermann, traditionell am letzten Wochenende im September, steht alles im Zeichen der beliebten Knolle, die in allen denkbaren Varianten zubereitet und frisch angeboten wird. Bereits seit 26 Jahren lockt das Fest zahlreiche Besucher an: „Dieser Termin ist seit Jahren bei uns im Kalender geblockt“, sagt eine Familie aus Dorsten. Bereits am frühen Samstagnachmittag sind die Parkplätze voll, die umliegenden Straßen zugeparkt und fast unpassierbar, an jedem Baum und freien Zaunstück stehen Fahrräder.
„Herzlich Willkommen“ grüßt eine große Plane über dem Eingang, ein handgemalter Lageplan sorgt für den ersten Überblick über Hof und Scheune. Überall riecht es verführerisch nach Kulinarischem aller Art: Kartoffelsuppe, Ofenkartoffeln, Reibekuchen, Schmorkartoffeln finden reißenden Absatz. Die Biertischgarnituren und Stehtische sind voll belegt. Die Reibekuchen sind so begehrt, dass sich lange Schlangen vor der Ausgabe bilden. Ellen Bresche aus Oberhausen und Familie Schulz aus Moers haben eine halbe Stunde Wartezeit in Kauf genommen, „weil die Reibekuchen so gut sind.“ Die meisten der geduldig wartenden sind Stammgäste, eine Radgruppe aus Dinslaken, die das Ereignis fest im jährlichen Tourenplan hat, ließ sich weder durch die Wartezeit noch den Regen abschrecken.
Durch mehr Angebote habe man versucht, die Wartezeiten auf die handgemachten Leckerbissen nach Rezept von Mutter Angelika zu verkürzen, sagt Johannes Miermann, aber „Handwerk braucht auch Zeit.“ Das Kartoffelportfolio wurde erstmals mit Ofenkartoffeln erweitert. Ermöglicht wurde dies durch die Zusammenarbeit mit dem Hof Maaßen, der den speziellen Ofen dafür zur Verfügung stellte. „Es ist alles ein bisschen größer geworden, aber man braucht auch mal was Neues“, erläutert Johannes Miermann. Und wie immer ist „die ganze Familie eingespannt, wir sind damit groß geworden.“
Neben der neuen Milchbar von Bauer Matthias gibts auch Stärkeres: Gin aus Kirchhellen
Neu ist auch die Milchbar von Milchbauer Matthias. Wer es etwas hochprozentiger mag, ist bei den Jungs vom „Kirchhellener Gin“ richtig, die Cocktails mit ihrem Erzeugnissen anbieten. Sie sind wieder dabei, weil das erste Mal „große Klasse“ war. Die Holzofen-Freunde Kirchhellen, die den Brezelbäckern vom Brezelfest verdächtig ähnlich sehen, sind wie immer dabei und produzieren frischen Flammkuchen im Akkord. Wer es nicht ganz so vegetarisch mag, bedient sich mit Bratwurst und Nackensteaks.
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Kleine Regenschauer am Samstag trieben die Besucher kurzfristig unter die Sonnenschirme und die Scheunen, vor allem auch in die Weinscheune. Die Gäste sind zufrieden: „Die Atmosphäre ist fantastisch, das Essen lecker und die Preise nicht übertrieben.“ Am Maislabyrinth ist Kinderzeit: An den drei Hüpfburgen und der Strohburg ging es ebenso lebhaft zu wie an den drei Spielständen der Brezelspaß-Platzpatronen, die sich mit zwölf Mann in blauen Kitteln wie in jedem Jahr um die Kinderbelustigung beim Tischkegeln, Wurfgolf und Säckchenwurf kümmerten. Die Fahrten auf dem Treckeranhänger waren so beliebt, dass sich Ben und Sebastian schon 20 Minuten vor der Abfahrt geduldig einen Platz sicherten, weil sie im letzten Jahr immer zu spät gekommen waren.
Wer nicht nur zum Essen gekommen war, konnte sich an den zahlreichen Marktständen mit Selbstgestricktem aller Art, Lampen, Schmuck, Seife, Honig, und Geschenkideen eindecken oder auch eine „Gebrauchsanweisung für zehn Minuten Auszeit“ erwerben. Bei „Holt ut ‘n Wold“ gab es große und kleine Holzdekorationen für den Garten zu entdecken. Für die musikalische Untermalung sorgte wie immer Rainer Migenda mit eingängigen Songs zur Gitarre, beim sonntäglichen Frühschoppen spielte wie gewohnt die Blasmusik. Auf dem Heimweg deckten sich noch viele Besucher am Ausgang mit Kartoffen, Zwiebeln, Kürbissen oder „Glücklichen Äpfeln vom freilaufenden Bauern“ ein.