Bottrop/Oberhausen. Zehn Euro pro Tag und Person wollen Laura Kempmann und Christopher Herbrich aus Bottrop auf ihrer Weltreise ausgeben. Wie das klappen soll.
Zehn Euro pro Person pro Tag – mehr wollen Laura Kempmann und Christopher Herbrich nicht ausgeben, wenn sie bald auf ihre Weltreise starten. Zwei Jahre lang wollen sie unterwegs sein, möglichst trampen statt Zug fahren, auf jeden Fall mit dem Schiff über die großen Meere statt mit dem Flugzeug.
Eigentlich hatten sich die beiden gerade erst in der Corona-Zeit ein altes Zechenhaus in Oberhausen-Sterkrade gekauft, haben es aufwendig kernsaniert. Christopher Herbrich kommt aus dem Fuhlenbrock, seine Freundin aus Osterfeld. Aber die Idee, einmal um die Welt zu reisen, schlummerte schon lange in dem jungen Paar. „Eigentlich passt es nie“, sagt Laura Kempmann, „aber jetzt passt es auch nicht schlechter als wann anders.“
Einmal trampend um die Welt: Start bei der Weinernte in Italien
Mit dem Fahrrad ist das Paar bereits durch Deutschland gereist, vor Pandemie-Zeiten, hat dort die ersten Videos aufgenommen und so die Reise festgehalten. Für ihre Weltreise haben die beiden eine Internetseite aufgebaut (www.glueckauf-welt.de) mit einem Videoblog, wollen auf Instagram regelmäßig berichten, wie es ihnen ergeht, sich aber auch nicht den Druck machen, ständig Inhalte zu liefern, wie Christopher Herbrich berichtet.
Eigentlich sollte es immer im Frühjahr losgehen, weil das Paar mit dem Zelt reist und europäische Winter ungemütlich sein können. Nun starten die 25-Jährige und der 29-Jährige aber bereits im Oktober, beginnen mit der Oliven- und Weinernte im süditalienischen Kalabrien, wollen anschließend den Winter über in österreichischen Skigebieten Gelegenheitsjobs annehmen, bevor der eigentliche Reisestart im März 2023 ansteht.
Paar aus Bottrop und Oberhausen reist über die Seidenstraße nach Ostasien
Die zunächst geplante Route über die Ukraine und Russland gen Osten hat sich aufgrund des Krieges in der Ukraine zerschlagen und so soll es über den Balkan und die Türkei entlang der Seidenstraße nach Ostasien gehen. Wie genau sie über den Pazifik setzen, wissen sie noch nicht, aber angedacht ist eine Schiffsreise von Japan nach Mexiko, von wo aus es dann Richtung Süden über Peru, wo Freunde der beiden leben, nach Brasilien gehen soll. Die USA und Kanada lassen sie aus, auch, weil es nicht ins Budget passt.
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Um mit 20 Euro täglich auszukommen, wollen Laura und Christopher meist im Zelt schlafen oder auf der Couch von Fremden beim so genannten „Couchsurfing“, vielleicht auch mal im Hostel. Sie haben sparsam gelebt in den vergangenen Jahren, eine Kleinwagen-Summe angehäuft. In ihrem selbstrenovierten Haus sind sie ins Dachgeschoss gezogen, vermieten auf jeden Fall den unteren Teil und eventuell auch ihre Wohnung, so dass es sich finanziell alleine trägt.
Ihre Jobs haben sie gekündigt, Laura hat auf Lehramt studiert, aber mit Blick auf die Reise noch kein Referendariat gemacht, das will sie nach der Welttour angehen. Christopher hat bei einem Wohnungsunternehmen in Gelsenkirchen gearbeitet, bekam gerade noch ein Glückwunschschreiben seines Chefs zum zehnjährigen Firmenjubiläum. Wie es für ihn beruflich nach der Reise weitergeht, wird er in zwei Jahren sehen.
„Wir wollen auf jeden Fall zurück in den Pott“
Dass sie zurückkommen, steht außer Frage für die beiden. „Wir haben hier unsere Freunde, unsere Verwandtschaft“, sagt Christopher Herbrich. „Wir wollen auf jeden Fall zurück in den Pott.“ Die Gefühle der Eltern waren zu Beginn noch gemischt, „Freudenschreie waren da nicht“, aber jetzt freuen sie sich für das Paar. „In zwei Jahren sind wir ja auch wieder da und dann ist gut.“
Und wie übersteht man so eine Reise als Paar, immer zusammen, auf knappem Raum? „Das ist natürlich eine Härteprobe“, sagt Christopher und lacht. „Zusammen zu renovieren und zu arbeiten war schon eine Challenge.“ Auf was sie sich miteinander einlassen, wissen er und Laura Kempmann sehr genau – sie sind seit neun Jahren ein Paar.