Bottrop-Kirchhellen. Auf einer Weide in Bottrop-Kirchhellen hat mutmaßlich ein Wolf elf Tiere gerissen. Zudem gibt es den Nachweis: Ein neuer Wolf ist im Revier.
Auf einer Weide in Kirchhellen hat es in der Nacht zum Samstag die ersten Nutztierrisse der Saison gegeben. Das Land spricht von sechs getöteten Tieren, das Bürgerforum Gahlen von elf. Zudem steht jetzt fest: In Kirchhellen gibt es einen neuen Wolfsrüden. Dafür ist der Halbbruder von Rudelgründerin „Gloria“ verschollen.
Aus einer Herde von 30 Kamerunschafen, Bentheimer Landschafen, Ziegen und Heidschnucken sind auf der Weide in der Nacht zum Samstag sieben Tiere gerissen worden. Am nächsten Tag sind drei von vier vermissten Tieren tot aufgefunden worden. Eine Ziege ist weiter verschwunden, meldet das Bürgerforum Gahlen.
Das Landesumweltamt Lanuv meldet bisher nur sechs gerissene Schafe. „Das ist nicht ungewöhnlich“, sagt Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann. „Wir arbeiten mit den Zahlen, die unser Wolfsberater aufnimmt, wenn er Spuren sichert, die Voraussetzung sind für einen Wolfsnachweis. Wenn weitere tote Tiere nachgemeldet werden, ergänzen wir unsere Meldung.“
Neuer Wolf hat bisher nur in Kirchhellen Spuren hinterlassen
Das Umweltamt bestätigt zudem, dass ein weiterer Wolf durch Spuren in Kirchhellen nachgewiesen worden ist, der nicht aus dem ansässigen Rudel stammt: „Über zwei Losungsfunde vom 9. Juni konnte das Senckenberg Forschungsinstitut Gelnhausen den männlichen Wolf ,GW3616m’ nachweisen. Das Individuum wurde in Kirchhellen erstmalig genetisch erfasst und kann keinem Herkunftsterritorium zugeordnet werden.“ Auch über das Alter des Rüden geben die Spuren keine Hinweise.
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Bisher kann das Umweltamt nur darüber spekulieren, ob der neue Wolf die Nachfolge von „GW 1587m“ angetreten hat, Halbbruder von Wölfin Gloria und Vater der Welpen aus den letzten Jahren. „Der letzte Nachweis des territorialen Rüden ,GW1587m’ im Rudel Schermbeck stammt vom 30. Januar 2022. In dem Jahr konnte er auch als Vater der Nachkommen bestätigt werden. Seither gilt ,GW1587m’ als verschollen. Bislang steht nicht mit Gewissheit fest, ob das neue Männchen GW3616m den alten Rüden abgelöst hat und nun gemeinsam mit der Fähe ,GW954f’ (Gloria) das Territorium besetzt.“
Die letzte Spur von Wölfin „Gloria“ stammt aus dem März
Ist Gloria selbst überhaupt noch da? Man weiß es nicht, sagt das Lanuv: Ihr letzter Nachweis stammt vom 13. März. Auch auf Nachwuchs im Wolfsrudel Schermbeck aus diesem Jahr hat das Umweltamt noch keine Hinweise. Es sei nicht ungewöhnlich, dass im Wolfsgebiet Tiere verschwinden oder verdrängt werden. In solchen Fällen spricht das Umweltamt von „Ausfällen territorialer Wölfe“. Dafür gab es in den vergangenen Jahren mehrere Beispiele.
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Neben „GW1587m“ ist zum Beispiel auch die territoriale Fähe „GW1415f“ des Leuscheider Rudels seit April 2022 nicht mehr nachgewiesen worden. Genetische Untersuchungen lassen das Umweltamt vermuten, dass eine ihrer Töchter (GW1999f) sie verdrängt hat. Gleiches gilt vermutlich für den territorialem Wolfsrüden „GW2347m“. Er wurde zuletzt im September 2022 genetisch bestätigt. Zuletzt wurde ein anderer Rüde mit der Kennung „GW3150m“ in dem Territorium nachgewiesen.
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Verdrängung gab es möglicherweise auch im zweiten Schermbecker Rudel. Das Wolfsweibchen „GW2890f“und der Rüde „GW2889m“ galten eigentlich als Gründer eines Rudels im Territorium Dämmerwald-Üfter. Ihr letzter Nachweis stammt ebenfalls aus September 2022. Seither wurde in dem Gebiet nur noch der Wolfsrüde genetisch bestätigt.
Die Gründe für diese „Häufung von Ausfällen territorialer Wolfsindividuen“ seien nicht genau bekannt, sagt das Lanuv. „Mögliche Ursachen könnten Auseinandersetzungen sein oder natürliche Todesumstände (Geburtskomplikationen, Krankheiten wie Räude).“
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Für den Bottroper Naturschutzbund Nabu sind die neuerlichen Nutztierrisse keine Überraschung. Ab September werde wie in den Vorjahren die Zeit der Wolfssichtungen beginnen, hatte der Vorsitzende Rolf Fricke im August angekündigt. Wenn Weidetierhalter staatlich finanzierte, wolfsabweisende Zäune bauen und sachgemäß betreuen, ist auch die Gefahr von Nutztierrissen nachweisbar deutlich eingegrenzt.
„Im Schermbecker Wolfsgebiet sind im letzten Jahr einige gute Zäune gebaut worden, aber es gibt immer noch zu viel gefährlichen Leichtsinn.“ Auf der Kirchheller Weide, auf der nun die elf Tiere gerissen worden sind, soll laut Bürgerforum Gahlen ein 120 Zentimeter hoher Zaun unter Strom stehen und mit einem Untergrabungsschutz versehen sein.