Bottrop-Kirchhellen. Das war der vorletzte Festakt der viertägigen Dauerfeier in Bottrop-Kirchhellen. Beim Brezelwerfen krönt sich Michael Möllmann zum Brezelkönig.

Das neue Kirchhellener Brezelkönigspaar kommt aus Feldhausen. In einem im Wortsinn heißen Wettkampf hat beim Brezelwerfen auf dem Josef-Terwellen-Platz das Team von Michael „Michi“ Möllmann mit ihren Knüppeln den schwersten Brezel der letzten Jahre von der Stange geholt.

Möllmann ist Leutnant der zweiten Kompanie und Gründungsmitglied der „Ultras“. Bei der Proklamation im Festzelt machte der neue Brezelkönig Marion Enbergs zu seiner Brezelkönigin.

Sie brach früh, aber sie fiel spät: Die Riesenbrezel kurz vor dem Abwurf an der Stange.
Sie brach früh, aber sie fiel spät: Die Riesenbrezel kurz vor dem Abwurf an der Stange. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Bunter, schriller, ein wenig im besten Sinne verrückter und entschieden familientauglich: So charakterisieren Brezelbrüder den Unterschied zwischen Schützen- und Brezelfest. Sichtbar wird das schon am Rahmenprogramm und daran, dass der Festplatz beim Brezelfest schon am Morgen voll ist. Und im Laufe des Tages trotzdem noch voller zu werden scheint.

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Dicht gedrängt standen die Besucher vor allem an den wenigen Schattenplätzen: Es war heiß beim Brezelfest. Was dem Getränkeumsatz erkennbar förderlich war. Und nur fair: Noch am Donnerstag beim Brezelabholen hatten die Brezelbrüder vor dem Haus von Brezelkönig Egbert „Ecki“ Schnieder noch ganz schön im Regen gestanden.

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Brezelfeste beginnen früh für die Offiziere. Bereits um 7 Uhr treffen sie sich zum Brezelaufnähen plus Frühstück am Dahlberg. Gleichzeitig lassen die Wachhabenden Robert Soppe und Benedikt Risthaus vor den Häusern des Brezelkönigspaares die Brezelwachen aufziehen. Die ersten Böllerschüsse des Tages ertönen beim Abmarsch zum Festplatz. Die ganz dicke Trumm lassen die Brezelkanoniere da aber noch in Reserve: Die legendäre „dicke Bertha“ wird erst für den neuen Brezelkönig abgefeuert.

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Während die „flotten Pfannenwenderinnen“ schon die ersten Buchweizenpfannkuchen backen, gibt es im Festzelt beim Stammtisch neben Getränken: klar, Brezel. Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen war gekommen, um sich die „Kollegen“ von der Brezelpolizei mit ihren liebevoll gepflegten Fahrzeugen anzuschauen. Oberbürgermeister Bernd Tischler hätte am Stammtisch eine Verwaltungsvorstandssitzung einberufen können.

Beim Brezelwerfen ist das Dorf leer bis auf den Festplatz: Publikum auf dem Josef-Terwellen-Platz.
Beim Brezelwerfen ist das Dorf leer bis auf den Festplatz: Publikum auf dem Josef-Terwellen-Platz. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Vor dem Brezelwerfen steht seit 2008 das Stutenwerfen. Denn so steht es in der Brezelchronik: 1883 ist das Brezelwerfen von einer bunten Truppe um Franz Xanten erfunden worden, weil sie nach drei Tagen Schützenfest immer noch nicht genug hatten.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch: In Kirchhellen hatte das Schützenfest einst vier Tage gedauert, dieser Brauch war von den Preußen beschränkt worden. So ist das Brezelfest auch als ein Stück Widerstand gegen die Hoheiten entstanden.

Brezelfest in Kirchhellen: Um 13.13 Uhr bricht die Brezel

Geworfen wurde damals mit Steinen auf Stuten. 2008, zum 125-jährigen Bestehen, hat die Brezelgesellschaft als Erinnerung daran das Stutenwerfen wieder eingeführt, berichtete Brezelchronist und Moderator Christoph Wrobel den Zuschauern.

Die Stuten erwiesen sich übrigens als hartleibig, denn erst kurz nach 12 Uhr holte sich die Königinnenwache den ersten Stuten. Wenige Minuten später traf Christian Rommeswinkel den zweiten. Ein Vorzeichen: Im Finale kostete die 20 Kilo schwere und 137 Zentimeter breite Brezel den beiden Wurfteams Extra-Schweißtropfen. Vorher musste Fotograf Christian Schmieding aber nochmals auf die Stange klettern: Der Akku der Live-Webcam schwächelte.

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Um 13.13 Uhr war die Brezel dann gebrochen und abgestürzt. Zwei Wurfteams um Stefan Küdde und Michael Möllmann hatten sich einen „harten, aber immer fairen“ Wettkampf geliefert, für den sich der spätere Brezelkönig bedankte. Während er im Festzelt von Brezeldirektor Heiner Schenke noch proklamiert wurde, setzte sich der Traktor mit den Brezelwachen schon in Bewegung, damit die Wachen vor den Häusern des Königspaares aufziehen konnten.