Bottrop. Bottrops Zentralmoschee ist von außen kaum zu sehen. Dabei will man hier Offenheit und die Gemeinschaft mit anderen Religionen fördern.
Seit mehr als zehn Jahren ist der Bau einer neuen Zentralmoschee in Bottrop geplant, am Dienstagnachmittag wurden erstmals konkrete Pläne vorgestellt. Wir haben zuvor den derzeitigen Standort besucht. Dass mitten in Bottrop an der Prosperstraße die Zentralmoschee der Bottroper Ditib-Gemeinde liegt, das wissen wohl nur wenige. Denn zwischen Lebensmittelläden ist der Zugang zur Zentralmoschee gut versteckt. Doch wer einen Blick hinter das Tor wirft, der wird von ihrer Größe und Pracht überrascht sein.
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„Zentralmoschee heißt für mich zentrale Anlaufstelle für alle Menschen“
„Wir sind die größte islamische Gemeinde in Bottrop und vertreten somit einen Großteil der Bottroper Muslime“, erklärt Ergin Kinac. Er ist seit rund anderthalb Jahren Vorsitzender der Zentralmoschee und hierfür ehrenamtlich im Einsatz. Ihm liege das Ehrenamt in der Gemeinde besonders am Herzen, da er den Kontakt und Austausch mit Menschen seiner Religion aber vor allem auch mit andersgläubigen Bottropern sehr schätze, so Kinac.
Denn der Bottroper hat sich als Vorsitzender vor allem der Gemeinschaft zwischen allen Religionen verschrieben. „Zentralmoschee heißt für mich eben nicht nur zentral gelegen, sondern auch zentrale Anlaufstelle für alle Menschen“, sagt er. So freue er sich über häufige Besuche von Nicht-Muslimen, die immer mal wieder vorbeikämen und sich für seinen Glauben und die Bottroper Moschee interessieren. „Ich erkläre ihnen dann sehr gerne den Islam und zeige ihnen die Moschee“, sagt der Vorsitzende.
Von außen kaum zu sehen – von innen groß und prachtvoll
Und dass auch Nicht-Muslime die Moschee von innen besichtigen möchten, erklärt sich spätestens beim Betreten des Gebäudes. Über drei Etagen erstrecken sich die Gebetsräume der Moschee und lassen einen über die Größe des Gebäudes staunen. Denn obwohl man die Zentralmoschee von der Straße aus kaum sieht und auch den Eingang als Nicht-Gemeindemitglied eher schwer findet, sind die Gebetsräume groß und imposant. „In der untersten Etage beten die Herren, in der oberen Etage dann normalerweise die Frauen“, erklärt Ergin Kinac.
Auf allen drei Etagen ist der Boden mit bunten Teppichen ausgelegt und die Wände bis zur Decke mit Fliesen verkleidet. Bunte Muster und arabische Schriftzüge schmücken die gefliesten Wände und fangen die Blicke auf sich. „Hier beten freitags mehrere Hundert Menschen“, erklärt Ergin Kinac stolz. Denn mit rund 500 Mitgliedern sei seine Moschee fast immer gut gefüllt.
Die Gemeinde wünscht sich neue Örtlichkeiten: Weg von der Hinterhofmoschee
„Unsere Räumlichkeiten sind mittlerweile leider sogar zu klein“, sagt er dennoch. Dies sei auch ein Grund für den seit Jahren geplanten Umzug der Zentralmoschee. Dieser ist aus verschiedenen Gründen bereits seit langem ein Thema in der Gemeinde, steht jedoch aktuell noch vor diversen Hürden. Unter anderem wolle man durch den Umzug mehr Räumlichkeiten für Gebete, Unterricht und Veranstaltungen schaffen, so Kinac.
Und noch etwas liegt dem Vorsitzenden am Herzen: Er möchte weg vom Ruf der Hinterhof-Moschee und sich in der Stadt durch den Umzug einladend zeigen. „Wir haben nichts zu verstecken und wollen uns offen zeigen. Auch anderen Religionen“, erzählt er. Über die neuen Möglichkeiten und die geplante öffentliche Präsenz in der Stadt kommt Ergin Kinac ins Schwärmen. Denn für ihn steht fest: Die Gemeinde ist offen für alle Menschen und das soll der neue Standort auch zeigen.
Mit der Zeit gehen und einer neuen Generation gerecht werden
In der Zentralmoschee selbst erklärt Ergin Kinac dann ausführlich wie der Islam hier praktiziert wird. Vom ersten und zweiten Lehrstuhl, der Tradition des Imams, der durch das Gebet leitet, bis hin zum täglichen Denkanstoß und Predigten, werden die Abläufe erklärt.
Und auch den Bildschirm, auf dem die Uhrzeiten zu sehen sind, zu denen Muslime traditionell fünf mal am Tag beten, zeigt der Vorsitzende stolz. „Wir wollen eben auch mit der Zeit gehen und modern bleiben“, sagt er. Es sei einfach eine andere, eine neue Generation am Zug und Zeit für Veränderung.