Bottrop. In der Kulturkirche lockt eine Tattoo-Walk-In Aktion viele Bottroper an. Von dem großen Ansturm sind auch die Tätowierer selbst überrascht.

Ein Tattoo gestochen neben einem Altar? Was absurd klingt, lockte am Wochenende viele Bottroper in die Kulturkirche. Denn im Zuge der Tattoo-Ausstellung „Glaube. Liebe, Hoffnung“ begeisterte am Samstag und Sonntag eine Tattoo-Walk-In-Aktion in Heilig Kreuz die Besucher. Hierbei konnten sie sich spontan ein Tattoo stechen lassen.

Das Studio Zeitgeist ist bei der Aktion am Wochenende mit seinen Tätowierern dabei und stellt verschiedene Motive zur Auswahl bereit, für die sich Interessierte vor Ort kurzfristig entscheiden können. Bereits seit dem 22. Juli locken verschiedene Programmpunkte der Tattoo-Ausstellung die Menschen in die Kulturkirche. Die Tattoo-Walk-In Aktion ist dabei nur eine Aktion von vielen, rund um die Kunst des Tätowierens.

Spontane Tattoos in Bottrop: „Man tätowiert nicht jeden Tag in einer Kirche“

Doch eben diese außergewöhnliche Aktion der Ausstellung kommt bei Veranstalter, Tätowierern und Bottropern besonders gut an. Die Motive passen zur Umgebung des außergewöhnlichen Tattoo-Studios. „Die Idee ist wirklich klasse. Es ist total besonders, was wir hier machen“, sagt Kimberly Hedwig. Sie ist Tätowiererin im Bottroper Studio Zeitgeist und von der Tattoo-Aktion begeistert.

Die Liege, auf der sie an den beiden Tagen die Tattoos sticht, steht keine drei Meter entfernt vom Altar und ist von neugierigen Zuschauern umgeben. „Man tätowiert eben nicht jeden Tag in einer Kirche“, erzählt sie lachend. Und auch das Motiv der zweiten Kundin des Tages passt zum außergewöhnlichen Ort: Eine Friedenstaube soll auf ihrem Arm verewigt werden. „Ich finde die Taube einfach schön und auch zeitgemäß“, schwärmt diese.

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Von der besonderen Aktion habe sie über das Internet erfahren und als Tattoo-Fan dann nicht lange gezögert. Doch nicht nur bei den jahrelangen Tattoo-Fans kommen die beiden Walk-In-Tage gut an. Denn auch viele neugierige Bottroper finden an diesem Wochenende den Weg in die Ausstellung. „Es ist nun mal eine einzigartige Sache, das lockt viele Menschen an, die auch einfach nur zuschauen wollen“, weiß auch Ron Raida, Inhaber von Zeitgeist. Er war sofort angetan, als er für die Tattoo-Flashdays angefragt wurde.

Alle Termine nach kurzer Zeit vergeben: Der Andrang auf die Time-Slots ist riesig

„Es kommt mehr als gut an. Wir sind selbst ganz überrascht vom großen Interesse der Leute“, sagt er. Denn mit so vielen Menschen, die sich im Zuge der Walk-In-Tage eines der Motive stechen lassen wollen, habe er nicht gerechnet. „Hätten wir das geahnt, hätten wir auch ruhig mit vier Tätowierern kommen können“, so Raida. Er und seine Kollegin Kimberly könnten den großen Ansturm auf die begrenzten Slots zu zweit kaum bewältigen. „Für heute sind schon jetzt alle Time-Slots vergeben und mehr Termine können wir heute nicht mehr annehmen“, sagt er bereits nach gut einer halben Stunde nach Beginn des zweiten Walk-In Tags am Sonntag.

So müsse er alle weiteren Tattoo-Interessenten leider enttäuschen und könne diese an dem Tag nicht mehr mit einem Tattoo beglücken. Dass die Aktion so gut ankommt, freue ihn sehr. „Es ist toll, dass man Tattoos und die Kirche dadurch verbinden kann“, sagt er. Dass dies auch für den leidenschaftlichen Tätowierer nichts Alltägliches ist, macht es für ihn nur noch spannender. „Sowas habe ich in den 30 Jahren als Tätowierer selbst noch nicht erlebt.“ Es sei eben etwas ganz Neues, auch für ihn.

„Ein Tattoo in der Kirche: Wer kann das schon von sich behaupten?“

Dabei sei die zweitägige Walk-In-Aktion nur „das Dessert der Ausstellung“, wie Ron Raida es betonen möchte. Schließlich sei die gesamte Ausstellung in der Kulturkirche eine durchweg super Sache. Und noch etwas freut den Tätowierer sehr: Neben vielen religiösen Motiven, habe er an diesem Wochenende auch das Organspende-Tattoo oft gestochen. „Das Interesse an diesem Motiv ist sehr groß“, weiß er.

Eine Friedenstaube: das passende Motiv in der Kirche.
Eine Friedenstaube: das passende Motiv in der Kirche. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Dass eben dieses Motiv so oft angefragt werde, sei ein schönes Zeichen, findet er. Denn durch das Organspende Tattoo mache man zum einen auf das Thema aufmerksam und zeige vor allem auf eine non-verbale Art, dass man Organspender sei, erklärt Raida. „Meine Mama hat mir von dem Organspende-Tattoo erzählt. Ich finde Organspende ist eine so wichtige Sache und das Tattoo echt cool“, sagt Hannah Alleblas. Die junge Frau ist zusammen mit ihrer Mutter in die Kulturkirche gekommen, um sich hier spontan ein Tattoo stechen zu lassen.

Das Organspende-Motiv sei es dann in letzter Minute doch nicht geworden. Stattdessen wird ein Motiv aus drei Herzen bald unter der Haut der Bottroperin verewigt sein. Für sie ist es nicht das erste Tattoo und Aufregung sei vor dem spontanen Tattoo eher zu Vorfreude geworden. Dennoch ist dieses Tattoo für sie nicht wie jedes andere. „Das Motiv hat dann auch eine besondere Geschichte. Ein Tattoo in der Kirche: Wer kann das schon von sich behaupten?“