Bottrop/Essen. Bei einem Tankstellenüberfall in Bottrop erbeutet ein Mann über 400 Euro. Doch schon kurz darauf packt ihn das schlechte Gewissen.
Neun Monate nach einem bewaffneten Raubüberfall auf die Aral-Tankstelle an der Hans-Sachs-Straße hat vor dem Essener Landgericht der Prozess begonnen. Angeklagt ist ein 41-jähriger Bottroper, dessen Leben offensichtlich schon seit längerem auf der schiefen Bahn verläuft.
„Ich habe ein Drogenproblem“, räumte der 41-Jährige gleich zu Prozessbeginn ein. Schon mehrmals habe er deshalb im Gefängnis gesessen. Zum Zeitpunkt des Überfalls befand er sich noch nicht einmal ein ganzes Jahr wieder in Freiheit.
Bottroper mit vielen Vorstrafen
Schon kurz nach seiner Haftentlassung im Oktober 2021 will der Bottroper wieder in die Sucht abgerutscht sein. „Es fing an mit Heroin, später kamen auch Alkohol und Kokain dazu“, sagte er den Richtern. Das alles habe ihn aber nicht daran gehindert, seinen Job bei einer Gerüstbaufirma zu erledigen. „Die Arbeit war mein Anker, mein Halt“, sagte der Angeklagte. Ein Unfall auf der Baustelle habe ihn ab Sommer 2022 jedoch kaltgestellt. „Danach bin ich immer weiter abgerutscht.“
Unfall auf der Baustelle
Am frühen Morgen des 22. Oktober 2022 erwachte der Bottroper schließlich mit einem Kater und schweren Entzugserscheinungen. Da fasste er den Plan, sich Geld für Kokain mit einem Überfall zu besorgen. Mit dem Fahrrad gelangte er zur Aral-Tankstelle an der Hans-Sachs-Straße. Dort bedrohte er den jungen Angestellten mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole und erbeutete so 415 Euro Bargeld. Noch im Herauslaufen packte ihn dann aber schon das schlechte Gewissen. „Tut mir leid“, murmelte der Mann, ehe er auf sein Rad stieg.
Mehr als 400 Euro Beute
Am ersten Verhandlungstag wiederholte der 41-Jährige diese Entschuldigung gegenüber dem Angestellten der Tankstelle. „Das war echt nichts Persönliches“, ließ er den 19-jährigen Auszubildenden wissen. Viel erreichen konnte er damit jedoch nicht.
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Als der junge Zeuge mit seiner Aussage fertig war, kullerten Tränen über seine Wangen. „Ich kann ihn bis heute nicht allein in der Frühschicht einsetzen“, sagte sein Chef später. „Dieser Überfall hat echt was mit ihm gemacht.“
Keine Frühschicht mehr allein
Nach dem Geständnis ist klar, dass der Angeklagte mit einer erneuten Haftstrafe rechnen muss. Die wichtigsten Fragen sind jedoch, wo er diese verbüßen muss und wie lange seine Zeit in Unfreiheit diesmal ausfällt. Das Gericht hat bereits im Vorfeld der Verhandlung einen psychiatrischen Sachverständigen eingeschaltet. Dieser soll vor allem klären, ob der Bottroper ein Fall für eine geschlossene Drogen-Entziehungsklinik ist. Das Gutachten soll an einem der kommenden Verhandlungstage erstattet werden.