Bottrop-Kirchhellen. Ohne Musik geht es nicht: Bernhard Eulering ist mit 84 Jahren das älteste Mitglied der Blaskapelle. Nächster Auftritt: Schützenfest Grafenwald.
Wenn ab Freitag das Schützenfest in Grafenwald steigt, ist Bernhard Eulering (84) selbstverständlich dabei. Das ist gar nicht anders vorstellbar. Auf den Vogel zielen wird er zwar nicht, dafür aber für die passende Musik zum Fest sorgen. Seit 70 Jahren ist Bernhard Eulering Mitglied der Blaskapelle Grafenwald. Eigentlich müssten wir ihm jetzt ein Ständchen spielen!
Lauscht man seinen Erzählungen, dann drängt sich fast der Eindruck auf: Dem Wöller blieb gar keine andere Wahl, als im Alter von 14 Jahren Mitglied des Musikvereins zu werden. „Die Blaskapelle wurde schon 1924 gegründet.“ Während des Zweiten Weltkriegs musste sie eine Zwangspause einlegen. Nach dem Krieg lebte die Blaskapelle dann wieder auf, allerdings fehlten Proberäume. Stattdessen konnte im Wohnzimmer von Bernhard Eulerings Eltern geübt werden – gegen ein wenig Hilfe beim Kartoffeln ziehen oder Kirschen pflücken.
Irgendwann kam die Frage: Willst du nicht auch spielen?
„Das war auch deshalb so, weil einige aus der Familie bei der Blaskapelle dabei waren. Ein Onkel von mir hat die damals auch ein bisschen auf Vordermann gebracht“, erzählt der Wöller. Er selbst habe bei den Proben dabei gesessen, an denen zum Beispiel auch sein Bruder teilnahm. Irgendwann sei er dann gefragt worden: Willst du nicht auch spielen?
Am Anfang fehlte eine Klarinette im Ensemble, also spielte Bernhard Eulering zunächst dieses Instrument. Später stieg er aufs Flügelhorn um, spielte nebenbei auch das Saxofon. „Nachher fehlte ein Tenorhorn“, also wechselte der musikalische Mann noch einmal das Instrument. „Dabei bin ich dann geblieben.“
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Seine Eltern haben sein Hobby immer unterstützt, gerade die Mutter war ein großer Blasmusikfan. Bernhard Eulering erhielt Unterricht ab seinem zehnten Lebensjahr. Er nennt Emil Lehrich als seinen Lehrer und später Karl Volke. „Der war damals gleichzeitig unser Kapellmeister. Heute ist das Uwe Krause.“ Übrigens auch schon bald seit 25 Jahren, und eingestiegen ist der ausgebildete Dirigent bei der Blaskapelle einst geradezu undercover als Schlagzeuger. Aber das ist eine andere Geschichte...
An einem Blasinstrument wie dem Tenorhorn ist Kondition gefragt
Musik machen, das ist mit viel Freude, aber ohne Zweifel auch mit Arbeit verbunden. Und damit ist nicht nur das nötige Üben der Stücke gemeint. Gerade an einem Blasinstrument wie dem Tenorhorn ist zudem Kondition gefragt. Ein bisschen kürzer getreten ist der 84-Jährige daher schon. Wirkt die Blaskapelle Grafenwald – wie so häufig – bei Umzügen oder Paraden mit, greift er statt zum Tenorhorn etwa zu den Becken. „Aber sonst geht es noch.“
„Sonst“ stehen zum Beispiel regelmäßig zwei große Konzerte im Jahr an, zudem Auftritte bei Festen oder zuletzt ein Ständchen zu einem 100. Geburtstag. In diesem Jahr scheinen die Schützenvereine weit und breit abgesagte Feste aus der Coronazeit nachholen zu wollen. „Von Anfang Mai bis Ende September hätten wir fast jedes Wochenende spielen können. In Duisburg, in Krefeld, in Oberhausen – überall.“ So manche Anfrage musste Bernhard Eulering, seit 1996 auch Kassierer der Blaskapelle, absagen. „Wir sind ja keine Profis!“
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Das Hobby Musik nimmt dennoch im Leben des gelernten Handwerkers einen großen Raum ein – und er bedauert ein wenig, seine beiden Töchter mit dieser Leidenschaft nicht angesteckt zu haben. „Ich habe auch im Männerchor Grafenwald gesungen“, erzählt der 84-Jährige. An die 40 Jahre lang – bis dieser sich jetzt aufgelöst habe. Viele Kapellen, Spielmannszüge und Vereine hätten es schwer, weil der Nachwuchs fehlt, und die Corona-Zwangspause hätten die Probleme noch verschärft.
Blaskapelle Grafenwald wirbt um Nachwuchs
Daher ist Bernhard Eulering froh über derzeit 25 Musikerinnen und Musiker der Blaskapelle im Alter von 18 bis 84 Jahren. „Ich bin der Älteste“, schmunzelt der Wöller. Zur Nachwuchsförderung sei zudem eine Jugendgruppe an den Start gegangen. „Ohne den Nachwuchs kann man alles vergessen.“
Daher sind neue Musikerinnen und Musiker bei der Blaskapelle Grafenwald 1924 e. V. unbedingt willkommen. Geprobt wird immer montags im Jugendraum der katholischen Kirche. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es online auf blaskapellegrafenwald.de