Bottrop-Kirchhellen. Familie Feuerstein war zu Gast beim „Vater-Kind-Zelten“ der Kolpingsfamilie Kirchhellen. So war das Zeltlager, wo Mütter Hausverbot haben.

Die Zeltlandschaft ist schon von der Forststraße aus zu sehen. Das große Fallschirmzelt und das Feuer stehen wieder im Mittelpunkt. Dann weiß jeder in Kirchhellen: Die Kolpingsfamilie feierte vier Tage lang ihr „Vater-Kind-Zelten“ und verwandelte das Feld in einen Wohlfühlort.

Seinen Ursprung fand die Veranstaltung schon vor fünfzig Jahren und beherbergt in diesem Jahr Kinder zwischen zwei und sechzehn Jahren. Mit dabei sind auch sieben Organisatoren. Bereits Dienstag und Mittwoch haben die Väter und Organisatoren den ganzen Spaß aufgebaut. Dazu gehören nicht nur Zelte oder Sanitäranlagen, auch fünf verschiedene Spielstationen mussten auf dem großen Gelände an der Kirchhellener Straße verteilt werden.

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An Fronleichnam zog die gesamte Prozession von 330 Teilnehmenden vom Jugendkloster zum Zeltplatz. Vorher hielt Pater Francis da Cunha einen Gottesdienst ab.

Kolpingsfamilie Kirchhellen: Steinzeitkids bekommen viel Programm geboten

In diesem Jahr dreht sich alles rund um das Thema „Steinzeit“. Viele Kinder und Erwachsene sind verkleidet und schwingen ihre Keulen. Den „Rentforter Steinzeitkids“ wird bestimmt nicht langweilig: Bogenschießen auf ein Mammut, Familie Feuerstein erraten oder einen Steinzeitmenschen mithilfe eines Seiles auf Schienen aus Stöckern ziehen. Ausgehungert wie die ersten Menschen sind, sie am Abend auf jeden Fall.

Väter und Kinder zelten in Kirchhellen

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Lagerleiter Oliver Stumpf hat so einiges in petto: „Jeden Abend grillen wir oder essen Pizza. Danach machen wir so eine Art Theater. Wer sich nicht an die Benimmregeln hält, wird dann von einer Jury aus Richtern, Geschworenen oder Anwälten beurteilt. Als Strafe gibt es beispielsweise das Wasserloch oder das Gefängnis, wo dann 230 Wasserpistolen auf dich warten.“ Nicht jedes Kind möge aber den Anblick, wenn sein Vater beschossen wird. Verständlich.

Seit 2019 dient die Wiese an der Grenze zu Gladbeck als Zeltplatz. Nach der Corona-Pandemie ist die Zahl von 112 Väter und 218 Kindern vielversprechend. Die Finanzierung übernehmen die Teilnehmer selbst. Dafür wird ihnen auch viel geboten: Die Kinder dürfen Basteln, Billard spielen oder eigene T-Shirts bedrucken lassen. Mütter sind übrigens strengstens verboten, stellt Oliver Stumpf klar.

Hitze beim „Vater-Kind-Zelten“ in Kirchhellen: Feuerwehr sorgt für Abkühlung

Das jüngste Mitglied der großen Steinzeitfamilie ist gerade erst zwei Jahre alt – und verschläft manch wilde Aktion. Dazu gehört auch das Feuerwehrauto der Ortsfeuerwehr. Bei Temperaturen an die dreißig Grad kommt das Wasser aus dem Rohr wie gerufen. Die Kinder schnappen sich Badeanzug und Shorts und lassen sich begeistert nassmachen.

Manchmal ist auch ein Fotograf vor der Dusche nicht sicher. Normale Straßenkleidung auch nicht. „Das machen wir doch gerne und dafür sind wir auch da!“, verabschieden sich die Feuerwehrmänner.

Die Feuerwehr sogt beim Vater-Kind-Zelten der Kolpingsfamilie Kirchhellen für Abkühlung von oben.
Die Feuerwehr sogt beim Vater-Kind-Zelten der Kolpingsfamilie Kirchhellen für Abkühlung von oben. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Olivia (11) ist schon zum vierten Mal beim Vater-Kind-Zelten dabei: „Am besten gefällt mir der Lagerüberfall am letzten Abend. Dann darf man jeden mit Wasserpistolen abschießen.“ Wer bei dem Wort „Überfall“ jetzt vor Schreck sein Getränk verschüttet, darf beruhigt sein: Als Abschlussevent dürfen die Älteren andere Kinder aussuchen, die dann gemeinsam die Kolpingsflagge stehlen müssen. Bewacht von den Älteren müssen diese die geballte Wasser- und Kinderkraft standhalten.

Am Tag zuvor gab es eine Schatzsuche, verrät Olivia: „Ein Papa musste eine Karte malen und wir haben den Schatz gefunden. Der war ganz hinten in der Ecke unter Steinen vergraben. Es gab Gezanke, denn nicht für alle war etwas da.“ Eine raue Zeit für die Steinzeitkids.

Auch die Väter kommen um ein bisschen Arbeit nicht herum. Jeder muss einen Dienst wie Küchen- oder Toilettendienst übernehmen. Auch sogenannte „Papa-Papas“ (laut Olivia), also die Großväter der Kinder, waren da. Dann gab es selbst gebackenes Brot für die gesamte Truppe.

Kolpingsfamilie: „Kinder lernen hier Gemeinschaft“

Auch der geistliche Leiter der Kolpingsfamilie Dorsten/Recklinghausen hat dem Vater-Kind-Zelten einen Besuch abgestattet: „Hier erleben die Kinder Gemeinschaft und sind losgelöst von Familienkonflikten. Es ist einfach Begeisterung pur“, so Ulrich Unterberg.

Eine Aktion wurde noch hinzugefügt: Anlässlich des diesjährigen Schützen- und Brezelfestes bekommen die Kinder noch Fragen dazu gestellt, damit sie ja Brezelfest sicher sind. Für manche Kinder ist dies auch das erste Brezelfest ihres Lebens. Da können sie schon mit viel Wissen und Schlachtrufen glänzen. Auch beim Abbau des Zeltlagers am Sonntag packen alle mit. Oliver Stumpf fasst das Ganze prägnant zusammen: „Danach sieht es so aus, als wären wir nie hier gewesen“.