Bottrop. Das Unkraut sprießt auf Bottrops Parkfriedhof, ein ganzes Grabfeld ist zugewuchert. Eine Angehörige ist „tief erschüttert“ über fehlende Pflege.

Diesen Familienbesuch in der alten Heimat Bottrop wird Andrea Durow-Rocholl in Erinnerung behalten. Aber nicht in guter. Ein Besuch auf dem Parkfriedhof hat sie so „tief erschüttert“, dass sie ihrer Bestürzung in einem Schreiben an Oberbürgermeister Bernd Tischler Ausdruck verliehen hat.

Sie berichtet von Gräbern, die völlig von Unkraut überwuchert waren: „Das Bild, das sich geboten hat, ist nicht in Worte zu fassen und eines Friedhofes absolut nicht würdig.“ Der Fachbereich Grün hat inzwischen den gröbsten Wildwuchs beseitigt.

„Liederlich und beschämend für die Stadt Bottrop“

Oma, Mutter und Tochter waren nach Bottrop gekommen, um einen Verwandten (70) zu besuchen und ihm bei der Pflege des Grabes eines Angehörigen auf dem Parkfriedhof zu helfen. Der Bottroper hat damit wegen einer Beinprothese Schwierigkeiten.

Was sie dann auf den Grabfeld 41 mit Gräbern aus der Mitte der 90er-Jahre sahen, waren nicht nur überwucherte Gräber, sondern auch zugewachsene Pfade abseits des geschotterten Hauptweges. Andrea Durow-Rocholl: „Dass Gräber aus verschiedensten Gründen nicht gepflegt werden können, mag ja sein, aber das Sie als Stadt Bottrop derart liederlich und beschämend mit den Grabstellen und den Zuwegen umgehen und das Unkraut meterhoch wachsen lassen, ist mir absolut unverständlich.“

„Wir sind jetzt in der ganz starken Vegetationsphase“

Das Problem ist im Fachbereich Umwelt und Grün bekannt, aber derzeit schwer zu lösen, sagt Stadtsprecherin Sarah Jockenhöfer. Überall in der Stadt sprießt derzeit das Grün. Die Mitarbeiter des Fachbereichs müssen sich derzeit gleichzeitig um das Straßengrün kümmern, müssen Privatleute zum Schneiden mahnen, deren Hecken schmale Gehwege zuwuchern, und Bäume zurückschneiden. „Wir sind jetzt in der ganz starken Vegetationsphase, da kommen unsere Leute kaum nach.“

Dazu kommt, dass sich um die Gräber aus den Jahren 1994 bis 1996 eigentlich die Angehörigen kümmern müssten. Aber: „Es gelingt uns bei diesen Gräbern immer seltener, die Nutzungsberechtigten zu erreichen“, sagt Sarah Jockenhöfer und verspricht: „Das Unkraut auf den Friedhöfen wird gestutzt, sobald Kapazitäten frei sind.“

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Auf dem Grabfeld 41 des Parkfriedhofes ist das am Dienstag passiert. Ein Trupp mit Sensen hat Gras und Unkraut gemäht. Soweit gut. Aber: Jetzt liegt der welkende Grünschnitt auf dem frisch gesäuberten Grab. Andrea Durow-Rocholl schüttelt den Kopf: „Der Parkfriedhof, zumindest im meinen Kindheitserinnerungen, war immer ein würdevoller Ort. Ich frage mich, was in Bottrop passiert ist, um diesen Zustand zu erreichen?“