Bottrop. Mit Werner Jelinek zeigt wieder ein Bottroper Kulturpreisträger seine Werke in der B12. Warum die Collagen des Bottropers so ungewöhnlich sind.

Nachdem erst kürzlich die Schau mit Arbeiten der Kulturpreisträgerin Brigitte Wiegmann erfolgreich zu Ende gegangen ist, setzt die Galerie B12 nun mit Werner Jelinek erneut auf einen bekannten Bottroper Künstler und Kulturpreisträger. Seine Collagen, überwiegend im größeren Format, gehören seit rund 50 Jahren zu den ungewöhnlichen und stets wiedererkennbaren Arbeiten ihrer Art.

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Dabei erfordert es zumeist einen detaillierten Blick, um das collagenhafte in Jelineks Arbeiten überhaupt erst zu entdecken. In seiner Ölmalerei fallen zwar zunächst Strukturen, der Raum, die Linie oder die zuweilen schroff in- oder gegeneinander gesetzten Farbflächen in den Blick. Denn entdecken die Betrachtenden aber auf einmal – wie in dem „Bild mit Husky“ – ein Hundegesicht und die arttypischen blauen Augen dieser Schlittenhunde zwischen den unterschiedlichen Blautönen.

Der Maler gehörte 1979 zu den Mitbegründern des Bottroper Künstlerbundes

Die übermalten Fotodetails gehen in der Gesamtkomposition auf, die zwar formal betrachtet noch eine Collage ist, aber mit dem zuweilen vordergründigen Material- und Mediensammelsurium dieser Kunsttechnik wenig gemein hat. Diese Art zu arbeiten gehört zu den Konstanten in Jelineks Werk. Bereits zwei frühe Werke aus dem Jahr 1975 des Mitbegründers des Bottroper Künstlerbundes zeigen dies.

Diese beiden frühen Werke aus dem Jahr 1975 von Werner Jelinek sind ebenfalls in der Ausstellung in der Galerie B12 zu sehen. Sie tragen die zunächst kryptischen Titel „Sagenocrinites“ oder „Merycoidodon“.
Diese beiden frühen Werke aus dem Jahr 1975 von Werner Jelinek sind ebenfalls in der Ausstellung in der Galerie B12 zu sehen. Sie tragen die zunächst kryptischen Titel „Sagenocrinites“ oder „Merycoidodon“. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Hinter den zunächst kryptischen Namen „Sagenocrinites“ oder „Merycoidodon“ verbergen sich eine ausgestorbene Wasserlilienart oder eine ebenfalls ausgestorbenes urzeitliches Säugetier. Deren Pflanzenkörper oder das aufgefundene Schädelfragment, scheinen in diesen zunächst abstrakt daherkommenden Arbeiten „aufzutauchen“ wie aus der Urzeit, in der sie existierten. Es ist immer wieder das organische Element, eine Pflanzenform oder ein Kreis, der vielleicht an ein Auge erinnert, das sich aus den Schichtungen und Flächen des Bildes herausschält und so zunächst unterschwellig den Blick zu lenken scheint.

Kampf gegen den Sehverlust – Mit der Kunst gegen physische Defizite

Scheinbar Konkretes wird so Teil eines Bildraumes, einer Gesamtkomposition sich überlagernder Ebenen. Die Bilder des Wahl-Bottropers „leben“ so zwischen Spannung und Ruhe – ein bisschen wie im wirklichen Leben. Die spätere Farbenfreudigkeit mit ihren beherrschenden Blau-, Rot- oder Gelbtönen, wie sie zum Beispiel in Jelineks Zyklus „Wahrnehmung“, vorkommt, ist dort noch nicht zu finden. Wie auch in seiner Arbeit „Guernika und ich – oder Juni 1937“ herrschen Erdtöne, Grau, Schwarz oder gebrochenes Weiß vor.

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In den letzten Jahren verlegt sich Werner Jelinek mehr und mehr auch auf kleinere Formate. Ein Miniaturquadrat nahe beim Eingang mit teilweise fast durchsichtigem Farbauftrag ist auch mit seinem hohen Weiß-Anteil sofort als „ein Jelinek“ zu erkennen, nur kompakter und etwas weicheren Linien.

Auch eine Serie von detailreich gemalten Kleinformaten, die zwischendurch an den Pointillismus später Impressionisten denken lassen, überrascht. Vor allem auch deshalb, da Werner Jelinek seit Jahren mit rapide schwindender Sehkraft zu kämpfen hat. Vielleicht ist das seine Art, sich gegen zunehmende physische Defizite aufzulehnen, es jetzt gerade noch einmal „wissen zu wollen“ und sich mit kleinen Strichen und Punkten abzumühen.

Für die Kuratorin Katrin Reck ist diese Ausstellung auch so etwas wie ein „Zurück zu den Wurzeln“: „Werner Jelinek war der erste Bottroper Künstler, den ich kennenlernte und mit dessen Arbeiten ich meine erste Ausstellung machte, als ich 1996 nach Bottrop gekommen bin.“ Daher freut sie sich besonders, in der neuen B12 Arbeiten des Künstlers zu zeigen, den sie seit über 25 Jahren kennt und schätzt.

Eröffnung am Samstag mit Musik

Die Ausstellungseröffnung ist am Samstag, 22. April, um 11 Uhr in der Galerie B12 am Kulturhof, Böckenhoffstraße 12.

Für die Musik sorgt dabei erstmals Moritz Beck, der gerade sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Musikschule absolviert. Er „vertont“ Werner Jelineks Bilder für Basstrompete und Ensemble.

Das Sextett besteht aus aus Rolf von Ameln (Klavier), Georg Dybowski (Gitarre), Many Miketta (Bass), Frank Kurbelt (Perc.) und Gerd Debring an der Trompete – also ein bewährtes Quintett mit einem Newcomer.