Bottrop. Der Norovirus-Ausbruch war für die Betreiber des Mylos ein Schock. Nun läuft das Bottroper Lokal aber wieder auf vollen Touren. Ein Besuch.

Mylos – die Mühle. Der Name für das Restaurant der Familie Giotis an der Kreuzung von Lamperfeld und Sterkrader Straße ist schnell gefunden. Der etwas versteckt liegende alte gemauerte Mühlenturm ist Inspiration und Ortsmarke zugleich, als Efstathios und Eleni Giotis 2005 das alte Lokal in dem hübschen Wohngebiet am Rande der Innenstadt übernehmen. Ein zweites Standbein, denn die Familie hat zu der Zeit bereits ein gut gehendes Restaurant in Oberhausen.

Echter Familienbetrieb im ruhigen Wohngebiet nahe der Bottroper Innenstadt

Offenbar schlägt das Herz aber für Bottrop, denn sie kaufen den markanten Altbau nahe beim Heidenheck und machen das Haus zu ihrem Lebensmittelpunkt. Bis heute wohnen Efstathios (kurz: Stathi) und Eleni über dem Restaurant, das heute mehr denn je ein echter Familienbetrieb ist.

Panagiotis Giotis, der älteste Sohn, führt inzwischen die Geschäfte. Bruder Jiannis ist ebenfalls im Betrieb und wenn es drauf ankommt, sind auch die Ehefrauen mit von der Partie. Stathi ist verantwortlich für das, was er seit gut 35 Jahren als seinen Beruf liebt: Einkauf und Küche.

Alt trifft neu: Das Restaurant Mylos an der Sterkrader Straße. Links der vor einiger Zeit neu angebaute moderne Wintergarten. Seit 2005 bewirtet Familie Giotis dort nicht nur Gäste aus dem Viertel. Die kommen auch aus der Region.
Alt trifft neu: Das Restaurant Mylos an der Sterkrader Straße. Links der vor einiger Zeit neu angebaute moderne Wintergarten. Seit 2005 bewirtet Familie Giotis dort nicht nur Gäste aus dem Viertel. Die kommen auch aus der Region. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Dahin verschwindet er zwischendurch immer mal wieder. Denn ein Klassiker wie der Gyrosspieß kommt bei Stathi nicht fertig vom Großhändler, sondern wird täglich frisch gesteckt. „Frisch“ ist überhaupt das Zauberwort, auf das die Familie schwört. Dazu gradlinig und ohne Schnickschnack.

Krautsalat aus dem Eimer? „Vergiss es“, sagt Panagiotis. „Jeder Weißkohl wird hier von Hand geschnippelt und dann zum Salat verarbeitet. Das Fleisch für Bifteki wird frisch vor Ort gehackt. Eleni liebt die Lammgerichte ihres Mannes. Haxe oder Kotelett: Egal. Die Service-Chefin – und spürbar gute Seele des Lokals – verdreht die Augen und lächelt.

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In ihrer Wohnung steht die Chefin meist aber selbst am Herd. Außer an Tagen wie dem orthodoxen Osterfest am letzten Wochenende. Von Stathis Lamm für das Familienessen schwärmt sie noch immer. Es waren auch die ersten Tage seit vielen Wochen, an denen Familie Giotis wieder durchatmen konnte, so etwas wie Feierstimmung verspürte. Denn was bis jetzt wie der berühmte weiße Elefant im Raum steht, wird nun ausgesprochen: Norovirus.

Ende Februar hatte sich der hochansteckende und hartnäckige Virus wie aus heiterem Himmel im Restaurant verbreitet. Zahlreiche Gäste waren mit zum Teil starken Beschwerden, die Vergiftungssymptomen ähnelten, nach Hause gekommen, einige von ihnen mussten behandelt werden. Gesundheitsamt und Lebensmittelüberwachung waren nach Hinweisen aktiv geworden.

„Die haben alles von den Gasträumen bis zur Küche und Kühlräumen auseinandergenommen, alle Lebensmittel untersucht – und da war nichts“, erinnert sich Panagiotis an die Tage. „Für einen Gastronomen ist das ein Tiefschlag, in wenigen Tagen scheint alles in Scherben zu liegen, was über viele Jahre aufgebaut wurde.“

Norovirusattacke: Wirt konnte tagelang nicht schlafen - emotionaler Ausnahmezustand

Als Koch sei man ja besonders nah dran. „Alle denken, du hast etwas falsch gemacht, eine Zutat oder ein Gericht war verdorben, die Küche schmuddelig oder so etwas in der Art“, sagt Efstathios Giotis. „Das hat mir weh getan im Herzen, ich konnte tagelang nicht schlafen.“ Es sei ein unglaubliches Gefühl der Hilflosigkeit, gegen fiese Sprüche im Netz kannst du nichts machen, auch wenn die Stammgäste dagegen halten. Und am Ende bleiben dann auch die Gäste weg, stornieren Reservierungen oder tauchen erst gar nicht auf.“ Panagiotis Giotis spricht von einer nennenswerten dreistelligen Gästezahl, die wegblieb.

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„Der Verlust war heftig“, sagt der Gastronom. Zwar hat er noch einen Hauptberuf, ist beamtet bei der Stadt Oberhausen, hat aber schon länger dort reduziert, um für die Familie und den Betrieb Zeit zu haben. Das Restaurant als Familienbetrieb ist ihm wichtig. „Manchmal wird es viel“, gibt Panagiotis zu. Aber das Mylos sei das Zuhause. Selbst seine Frau hat er im Mylos kennengelernt. „Sie arbeitete bei uns als Aushilfe während des Studiums und dann wurde es auf einmal mehr.“ Giotis-Junior lacht und nimmt seinen einjährigen Sohn auf den Arm, der zwischen den Tischen krabbelt.

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Inzwischen hat sich die Situation fast wieder normalisiert. „Es sind sogar neue Gäste gekommen, die von der Zwangsschließung und dem Virusskandal gelesen hatten und einfach mal schauen wollten“, erzählt Panagiotis. „Das Schöne: Sie kommen wieder.“ Die langjährigen Stammgäste seien ohnehin treu geblieben. Kein Wunder, denn das Mylos mit dem vor einigen Jahren errichteten großen Wintergarten strahlt auch äußerlich moderne Gastlichkeit aus. Säulen, „griechische“ Gipsstatuen oder wuchernde Kunstpflanzen sucht man zum Glück vergebens.

Umfangreiche Weinkarten mit spannenden Gewächsen aus Griechenland

Dafür ist die Weinkarte für ein griechisches Restaurant ziemlich üppig – und Panagiotis’ ganzer Stolz. Knapp 40 rote und weiße Gewächse ausschließlich aus Griechenland sind dort zu finden, auch eine gute Zahl autochthoner Rebsorten und einige Dessertweine. Wer Griechenland nur mit Imiglykos oder Retsina verbindet, wird eines Besseren belehrt. Dazu kommt Ouzo in mehren Varianten – eine sogar aus der Nachbarschaft von Giotis’ Heimatort – und diverse griechische Brände. Nachfragen lohnt sich – und die Sitze sind bequem im Mylos.

Sterkrader Straße 75. Geöffnet täglich. Infos und Kontakt: mylos-bottrop.de.