Bottrop. Der 77-jährige Wahl-Bottroper erhält den mit 4000 Euro dotierten Preis für sein künstlerisches Lebenswerk aber auch für seinen Einsatz für die Kunstszene in Bottrop und darüber hinaus. Verliehen wird die Auszeichnung am 13. November im Kammerkonzertsaal des Kulturzentrums.
Wenn Werner Jelinek am kommenden Donnerstag im Kammerkonzertsaal den Kulturpreis der Stadt Bottrop erhält (die WAZ berichtete), dann werden natürlich Bilder um ihn sein. Seine Bilder. Wohl drei Großformate, in denen sich der Maler vor zehn Jahren mit der Emscher auseinandersetzte. Zwar gilt der Wahl-Bottroper, der seit 1966 in Kirchhellen lebt, und an der Düsseldorfer Akademie sein Kunststudium absolvierte, nicht als der malende Chronist seiner Ruhrgebietsheimat - geboren wurde er in Wanne-Eickel, aufgewachsen ist er in Essen - oder einer, der sich mit Hut und Staffelei in die Landschaft setzt oder Porträts malt. Aber auch wenn seine „Themen“ in der Malerei eher die Strukturen, der Raum, die Linie oder die zuweilen schroff in- oder gegeneinander gesetzten Farbflächen sind, schließt das eine konkrete Verortung wie in diesem Falle nicht aus. „Dieser Fluss prägt die Region bis heute, an ihm wird gearbeitet und als ich mit meiner Frau vor Jahren den Fluss von der Quelle bis zur Mündung entlangfuhr, faszinierten mich das letzte Pumpwerk in Duisburg vor der Mündung, die markante Kuppelkonstruktion, die Wassermassen, die durch Gitter und entlang der Betonwände dort herunter strömten“, so der 77-Jährige. „Seine“ Emscher kommt ebenso wie unzählige andere Arbeiten in der vorherrschenden Farb-Trias Blau, Weiß, Rot daher. Grau oder Schwarztöne nehmen dort die unwirkliche Umgebung auf, während sie in einer anderen dreiteiligen Arbeit „Wahrnehmung“ scheinbar wie Schläge in die Komposition einzugreifen scheinen. „Meine Wutbilder“, nennt Jelinek die Bilder, seine letzten Großformate, an denen er arbeitete, als die Diagnose einer Augenkrankheit eintraf. 20 Prozent Sehfähigkeit. Für einen Maler eine vernichtende Perspektive. Aber er hat sich damit arrangiert.
Auf dem Tisch liegen nun zahlreiche Kleinformate. Farbiger Filzstift auf Leinwand. Zwischen dem zarten Liniengewebe, dessen Fluss oft minimal durch den rauen Untergrund unter unterbrochen wird, scheinen minutiöse Zeichnungen von Kolben, Reagenzgläsern, ganze Versuchsaufbauten wie aus dem Chemiebuch auf. „Collagiert“, lacht Werner Jelinek. Das alte Schulbuch lag auf dem Müll, nachdem sein früheres Gymnasium, an dem er Kunst unterrichtete, ausgemistet hatte. Daraus stammen die Zeichnungen.
Lehren und die eigenen künstlerische Arbeit waren für den Kulturpreisträger immer ergänzende Aspekte in seinem Leben.
Seine Beziehung zur Wahlheimat Bottrop begann für das Gründungsmitglied des Künstlerbundes ganz unkünstlerisch. „Als junger Mann war ich in Essen im Tennisclub, als wir aufstiegen hatten wir ein Turnier in Bottrop, bei Blau-Weiß. Seitdem mochte ich die Stadt.“ Man glaubt Werner Jelinek das aufs Wort.