Bottrop. Notärzte sind als Helfer unverzichtbar. Experten erklären, wie das Bottroper Notarztsystem funktioniert und was sich künftig ändern wird.
Wenn rettungsdienstliche Maßnahmen nicht ausreichen, kommen sie zum Einsatz: Notärzte. Man kennt sie als zupackende Helfer vor Ort. Künftig soll in Bottrop darüber hinaus ein Tele-Notarzt per Video-Chat dabei helfen, Leben zu retten.
Schauen wir aber zunächst auf den Ist-Zustand: In Bottrop sind an jedem Tag des Jahres umgerechnet 1,5 Notärzte im Dienst. Dabei ist einer rund um die Uhr abrufbar und im der Feuer- und Rettungswache nahe gelegenen Marienhospital stationiert. „Bei einem Einsatz wird er alarmiert und von dem Notarzteinsatzfahrzeug abgeholt“, erläutert Michael Thomas, stellvertretender ärztlicher Leiter Rettungsdienst.
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Von 7.30 Uhr bis 19.30 Uhr ist täglich zudem ein zweiter Notarzt im Dienst, um den statistisch einsatzreicheren Tageszeitraum abzudecken. Weil dieser vom weiter entfernten Knappschaftskrankenhaus gestellt wird, ist er stets in der Feuerwache vor Ort und rückt bei Einsätzen direkt selbst mit dem Notarztfahrzeug aus.
In Bottrop sind maximal zwei Notärzte gleichzeitig im Einsatz
Doch wann rücken Notärzte eigentlich aus? Da in Bottrop aktuell maximal zwei Notärzte gleichzeitig im Dienst sind, können diese gar nicht standardmäßig zu jedem Einsatz mitfahren. Ob ein Notarzt gebraucht wird, wird schon beim eingehenden Notruf durch die strukturierte Notfallabfrage ermittelt. „Dabei antwortet der Anrufer auf vorgegebene Fragen. So wird anhand eines Punkte-Systems entschieden, welches Fahrzeug letztlich zum Einsatzort geschickt wird“, erläutert Thomas.
Übrigens: Sollten beide Bottroper Notärzte im Einsatz sein und weitere gebraucht werden, greifen Kräfte aus Nachbarstädten oder eine Rettungshubschrauber-Besatzung ein.
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Immer vor Ort sind dagegen die Notfallsanitäter. Sie rücken zum Einsatz aus und werden dann gegebenenfalls von einem Notarzt unterstützt. In Bottrop funktioniert das über das Rendezvoussystem, wobei Notfallsanitäter und Notarzt in getrennten Fahrzeugen zum Einsatzort fahren. „Das hat den Vorteil, dass der Notarzt zeitlich nicht an die Notfallsanitäter gebunden ist. So ist er vor Ort flexibel und kann, wenn er nicht mehr gebraucht wird, schon zum nächsten Einsatz weiterfahren“, erklärt Michael Duckheim, Pressesprecher der Bottroper Feuerwehr.
Bottrop: Ersthelfer und Notärzte unterscheiden sich in Ausbildung und Befugnissen
Das erklärt sich auch in den Kompetenzen und Aufgabenbereichen, die Notfallsanitäter und Notärzte im Rettungsdienst abdecken. Letztere sind studierte Ärzte einer bestimmten, praxisnahen Fachrichtung. Etwa Unfallchirurgen oder Anästhesisten. Mit der „Fachkunde Rettungsdienst“ müssen sie zudem eine spezielle Ausbildung nachweisen. Darunter fallen eine achtzehnmonatige Ausbildung im Krankenhaus während der Zeit als Assistenzarzt, ein Notarztkurs, sowie mindestens zehn lebensrettende Einsätze. Durch regelmäßige, notfallspezifische Fortbildungen müssen sie sich zudem auf dem neusten Stand halten.
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Notfallsanitäter verfügen dagegen über die „höchste, nicht-ärztliche Qualifikation im Rettungsdienst“, erklärt Duckheim. Bei jeder Bottroper Rettungswagen-Besatzung muss der Transportführer als Notfallsanitäter ausgebildet sein. Sein Begleiter kann auch Rettungssanitäter sein. In der Praxis sind sie in der Regel als Erste am Einsatzort und helfen. „Einige Maßnahmen sind aber ausschließlich Ärzten vorbehalten, weshalb in schwereren Fällen eben dann ein Notarzt direkt mitgeschickt oder nachträglich hinzugerufen wird“, erläutert Duckheim weiter. Neben etwa chirurgischen Eingriffen fällt darunter auch die Gabe bestimmter Medikamente.
Dementsprechend unterscheiden sich auch die Rettungs- und Notarztfahrzeuge in ihrer Ausstattung. So hat das Notarztfahrzeug spezielle ärztliche Ausrüstung an Bord, die auf einem Rettungswagen nicht gebraucht wird – etwa chirurgisches Werkzeug. Ein Notarzt wird in Bottrop übrigens immer von einem zusätzlichen Notfallsanitäter begleitet. Neben zwei Notarztfahrzeugen, die regelmäßig im Dienst sind, steht ein Reservefahrzeug stets auf Abruf bereit.
Bottrop: Tele-Notarzt soll 2024 kommen
In Zukunft wird sich der Handlungsspielraum von Notfallsanitätern erweitern. Dafür sorgt der oben erwähnte Tele-Notarzt, der in NRW per Erlass flächendeckend eingeführt wird. Dabei kommunizieren Helfer vor Ort mit einem verantwortlichen Arzt per Videochat. „Sollte kein Notarzt vor Ort sein und der Notfallsanitäter etwa ein starkes Schmerzmittel verabreichen wollen, kann der Notarzt dieses per Videochat freigeben“, erklärt Thomas. Dafür spricht der Mediziner mit dem Patienten und beobachtet das mit übertragene EKG. So soll er in geeigneten Fällen eingreifen können, ohne eben selbst am Einsatzort zu sein.
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Bottrop wird mit dieser Technologie gemeinsam mit Herne, Gelsenkirchen und Bochum an den Start gehen und mit den Kommunen zusammenarbeiten. Es wird allerdings noch etwas dauern. „Wir rechnen damit, den Tele-Notarzt 2024 einzuführen“, erklärt Duckheim.