Bottrop. Manjit Singh stammt aus Indien – und ist Fan der deutschen Hausmannskost. Ihre Schlemmer-Kiste in Bottrop leidet unter dem Weggang von Benteler.

Abends ist An der Knippenburg nichts mehr los. Auf jeden Fall nicht das, was Manjit Singh sich für seinen Imbiss wünscht. Denn Laufkundschaft wie in der City oder den Bottroper Wohnvororten gibt es im Industriegebiet nämlich nicht. Wer die Schlemmer-Kiste besucht weiß zwar, was man bekommt - neben Schnitzel, Pommes, Currywurst auch mal Hausmannskost wie Gulaschsuppe oder Grünkohl - aber ab nachmittags ist eben niemand mehr da. Nach dem Ende des Stahlrohrwerks Benteler fehlen noch einmal gut 250 potenzielle Kunden.

„Das spüren wir natürlich“ sagt Manjit Singh. Mit seiner Frau Inderjeet Kaur betreibt der gebürtige Inder seit 2015 den Imbiss, der gerade an trüben Tagen wie eine Oase in der Wüste wirkt. Gemütlich warm ists nämlich im Mini-Lokal mit seiner rustikalen Road-Stop-Anmutung. Auch die Schwingtür hat etwas von American Diner, nur dass der „Highway“ hier die Kreuzung Knippenburg/Braker Straße ist und die Schlemmer-Kiste mitten auf der grünen Wiese steht (im Sommer mäht Singh das Gras selbst).

Betreiber mit indischen Wurzeln outet sich als Fan deutscher Hausmannskost

Zwei Männer von der Entsorgung in charakteristischer orangefarbener Arbeitskleidung bestellen Kaffee. Ein Stammgast hat gerade sein zeitiges Mittagessen verspeist und reicht das Geschirr über die Theke. „Hier könnense gut hingehen, alles selbst gemacht und lecker“, sagt er im Rausgehen.

Für Inhaber Manjit Singh und seine Frau Inderjeet Kaur bedeutet die Schlemmer-Kiste in erster Linie gute Team-Arbeit, die beiden Spaß macht. Auf weniger Beschäftigte im Industriegebiet An der Knippenburg reagieren sie allerdings mit reduzierten Öffnungszeiten. Durchhalten wollen sie aber auf jeden Fall.
Für Inhaber Manjit Singh und seine Frau Inderjeet Kaur bedeutet die Schlemmer-Kiste in erster Linie gute Team-Arbeit, die beiden Spaß macht. Auf weniger Beschäftigte im Industriegebiet An der Knippenburg reagieren sie allerdings mit reduzierten Öffnungszeiten. Durchhalten wollen sie aber auf jeden Fall. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Manjit Singh outet sich als Fan deutscher Hausmannskost. „Das ist natürlich nicht nur das klassische Imbissangebot, sondern eben auch Eintöpfe und Suppen.“ Kein Kulturschock für einen gebürtigen Inder? Ach was. „Zusammen mit den Burgern, die wir damals auf die Karte gesetzt haben, ist das doch international“, lacht der 39-Jährige. Aber ab und zu gibt es auch mal etwas Indisches. Currys, Huhn, Lamm… „Aber nur als Mittagsaktion“, betont der Inhaber.

Ab nachmittags ist das Bottroper Industriegebiet essenstechnisch Niemandsland

Mittag endet in der Schlemmer-Kiste um 14.30 Uhr. Danach ist das Industriegebiet essenstechnisch betrachtet Niemandsland. Früher hatten sie noch bis 16 Uhr geöffnet. Seit Corona lohnt das nicht mehr. Auch morgens öffnen sie inzwischen „erst“ um 6 Uhr. Bei den Autohändlern sei weniger los, andere Firmen seien schon vor Benteler weggegangen. Auch der neue Logistiker auf dem großen Gelände, auf dem gerade Abrissarbeiten stattfinden, wird viel weniger Menschen beschäftigen. 20, 30 Prozent weniger Kunden? Singh will sich nicht auf Zahlen festlegen.

Auch interessant

Abends oder nachts kann es dagegen schon mal ungemütlich werden. „Es gab in den letzten Jahren einige Einbrüche, warum, weiß ich nicht, wir lassen ja keine Einnahmen oder Wertgegenstände hier“, so der Betreiber. Kaputte Türen und eingeschlagene Fenster sind ärgerlich genug. Manjit Singh hat die Fotos noch auf dem Handy. An Wochenenden gebe es auch schon mal abendliche Saufgelage. Warum hier im Industriegebiet? Singh hat darauf keine Antwort, weiß nur, dass er morgens Müll und Flaschen wegräumen muss. „Nicht so gut“, sagt er knapp und wischt über das geblümte Wachstuch auf dem großen Tisch im Mini-Gastraum.

Lesen Sie weitere Berichte aus Bottrop:

Aufgeben? Kein Gedanke. „Wir machen weiter, für unsere Stammkunden und die, die hier mit ihren Lkw Halt machen, bevor es wieder auf die Autobahn geht.“ Aber es mache ja auch Spaß, vom Einkauf drei Mal pro Woche bis zum Zubereiten, das Manjit und Inderjeet sich teilen. „Und deshalb bleiben wir und hoffen, dass mit neuen Firmen auch neue Kundschaft kommt.“ Und: Nicht nur die Bratwurst hat übrigens unter Insidern einen richtig guten Ruf.