Bottrop. Lisa Krengel scheidet im Februar aus dem Pfarrdienst der evangelischen Gemeinde aus. Welche Funktion sie künftig in Düsseldorf übernimmt.

Niemals geht man so ganz – das gilt auch für Lisa Krengel. Zwar wechselt die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde zum 1. März nicht den allen übergeordneten Arbeitgeber, dafür aber die Landeskirche.

Denn Düsseldorf – dort übernimmt sie demnächst das Amt einer Kirchenrätin – ist bekanntlich die Zentrale der rheinischen Landeskirche, während Bottrop eindeutig zu der von Westfalen gehört. Aber immerhin: Bottrop bleibt Wohnort der Familie. Das haben ihr die Kinder von Anfang an abgerungen. Und: „Mein Mann, Sohn, Tochter und vor allem auch ich selbst fühlen uns hier gut und zuhause“, so die künftige Ex-Pfarrerin.

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Bottroper Pfarrerin darf auch nach Job-Wechsel noch taufen

Ex? Das stimmt. „Als Kirchenrätin bin ich nicht mehr Pfarrerin, übernehme daher auch keine gemeindlichen Aufgaben mehr, verlasse dann rechtlich betrachtet das Pfarrdienstverhältnis.“ Eine promovierte Theologin, Ex-Pfarrerin, die dann keine Gottesdienste mehr leitet, Sakramente spendet? „Nein, so nicht ganz“, lacht die engagierte Seelsorgerin, die in den vergangenen sieben Jahren nicht nur die Öffentlichkeitsarbeiterin der Bottroper Gemeinde gewesen ist, sondern darüber hinaus ein bekanntes Gesicht in kirchlicher wie weltlicher Gemeinde.

Denn sie hängt ihren Talar zwar an den sprichwörtlichen Nagel, behält aber die Ordinationsrechte, die ihr einst übertragen wurden, kann somit weiter taufen, beerdigen, das Abendmahl feiern und predigen. Ob und wie oft sie dieses Recht künftig wahrnimmt, kann die gebürtige Wattenscheiderin, die vor der Martinsgemeinde ihren Probedienst als Pfarrerin in Borken versah, jetzt noch nicht sagen.

Platzwechsel: Nicht mehr als Pfarrerin von Altar und Kanzel der Martinskirche wird Lisa Krengel den Gottesdienst erleben, sondern als Gemeindemitglied in der Kirchenbank. Ab März arbeitet sie als Kirchenrätin der rheinischen Landeskirche in Düsseldorf.
Platzwechsel: Nicht mehr als Pfarrerin von Altar und Kanzel der Martinskirche wird Lisa Krengel den Gottesdienst erleben, sondern als Gemeindemitglied in der Kirchenbank. Ab März arbeitet sie als Kirchenrätin der rheinischen Landeskirche in Düsseldorf. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Lisa Krengel feiert Abschiedsgottesdienst am 11. Februar

Zum vorläufig letzten Mal jedenfalls, am 11. Februar beim Abschiedsgottesdienst mit Entpflichtung durch den Superintendenten in der Martinskirche. Verschiedentlich habe es bereits Taufanfragen von Eltern gegeben. Und natürlich könnte sie aushilfsweise Gottesdienste übernehmen, in Düsseldorf, aber auch hier in Bottrop. So eng gefasst ist die Landeskirchenzugehörigkeit dann doch nicht. „Bis jetzt hat aber auch noch niemand gefragt.“

Auch eine Nachfolgeregelung für Lisa Krengel in der Gesamtgemeinde oder speziell für den Altstadtsprengel gibt es noch nicht. Das hänge sicherlich auch von der Entwicklung der Mitgliederzahlen ab und welche Schwerpunkte künftig in der Gemeinde, die inzwischen das gesamte Stadtgebiet umfasst, gesetzt würden.

Und die befindet sich gerade in einem Um- und Neustrukturierungsprozess mit derzeit drei zentralen Gottesdienstorten in der Stadt. Ein Prozess, den sie als Pfarrerin mit dem Schwerpunkt „Kirche mit Kindern“, aber auch als Verantwortliche für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit eng begleitet und kommuniziert hat.

„Kirche mit Kindern“ heißt der neue Bereich, den Lisa Krengel in Düsseldorf betreut

„Kirche mit Kindern“ ist auch der neue Bereich, den die evangelische Kirche im Rheinland künftig entwickeln und ausbauen will – mit Lisa Krengel als Kirchenrätin. Auch wenn die Bezeichnung so klingt: „Das ist kein Verwaltungsjob, ich kann da inhaltlich und konzeptionell arbeiten.“ Die Theologin kann im Rheinland im Grunde das, was sie hier in Bottrop im Kleinen angestoßen hat, nun im größeren Rahmen für die weit über 600 Gemeinden der Landeskirche umsetzen, auf- oder ausbauen.

Das Bespielen der unterschiedlichsten Klaviaturen, auch der sogenannten neuen Medien, gehört dazu. Was bis zur Corona-Pandemie kaum eine Rolle spielte, konnte in Bottrop entwickelt werden. Neuerungen wie das evangelische Magazin „einwort“, die verschiedenen Online-Formaten, der Legefilm, der in Bottrop entstand und später vom Eröffnungsgottesdienst des ökumenischen Kirchentags von der ARD aus Frankfurt übertragen wurde, sind nur einige Beispiele für diesen neuen Ansätze.

„Wir müssen mehr Menschen erreichen als nur die drei, vier Prozent Aktiven“

„Wir konnten und können so andere Menschen erreichen, mit denen wir sonst als Kirche vielleicht nie in Kontakt gekommen wären, 4000 Besucher, wie zuweilen online, erreichen wir bei herkömmlichen Angeboten eigentlich nie“, weiß Lisa Krengel. Eine wesentlich Frage sei aber: Wie kommen wir an die Menschen, die nicht zu den drei bis vier Prozent Aktiven gehören? „Wir müssen doch die 100 Prozent im Auge haben, die dazugehören.“ In Bottrop sind das derzeit noch etwa 22.000, in der westfälischen Landeskirche rund zwei Millionen, in der rheinischen Landeskirche gut 2,2 Millionen Protestanten.

Hören können Bottroper Lisa Krengel aber weiterhin mit Kirchenthemen, gehört sie doch zum Autoren-Pool von WDR 2 bei „Kirche im WDR“. Das nächste Mal im März geht es übrigens um das Thema Kirchenmitgliedschaft. Im WDR-Team ist sie in guter Gesellschaft – ihre Noch-Kirchenobere, Präses Annette Kurschus, gehört ebenso dazu wie ihr zukünftiger, Präses Thorsten Latzel.

Der Abschiedsgottesdienst für Lisa Krengel findet am Samstag, 11. Februar, 16 Uhr, in der Martinskirche in der Innenstadt statt.