Bottrop/Aachen. Bei der beliebten Exkursion von „Orgel Plus“ begaben sich 170 Interessierte im Wortsinn auf Orgelsuche in Aachen und Umgebung. Das ist passiert.

Das mit rund zwölf Stunden längste Programm bei Orgel Plus ist traditionell die beliebte Exkursion. Die gehört auch jetzt wieder zu den besucherstarken Veranstaltungen des Festivals. Gut 170 Musik- und Orgelfans zieht es bei ausflugstauglichem Witterung ins historische Kernland Mitteleuropas. Die alte Kaiserstadt Aachen atmet förmlich - neben immer noch präsentem Printenduft - Geschichte. Und im Dom, der alten Palastkapelle Karls des Großen, hängen noch die Weihrauchschwaden als das große Requiem für den verstorbenen Papst Benedikt endlich zu Ende ist und auch die weniger Frommen wieder Einlass finden.

Da war sie begraben, die heilige Corona im Aachener Dom. Stadtarchivarin Heike Biskup und Kulturamtsleiterin Martina Schilling-Graef finden die Grabplatte. Der goldene Schrein steht aber seit Kurzem wieder im Depot der Schatzkammer.
Da war sie begraben, die heilige Corona im Aachener Dom. Stadtarchivarin Heike Biskup und Kulturamtsleiterin Martina Schilling-Graef finden die Grabplatte. Der goldene Schrein steht aber seit Kurzem wieder im Depot der Schatzkammer. © DA

Die Bottroper Gesichter finden sich nur vereinzelt wieder. Der erste gemeinsame Programmpunkt führt nämlich nicht in den Dom, sondern erst viel später in die benachbarte Foillan-Kirche. So bleibt für einige Interessierte Zeit, sich neben den großen bekannten mittelalterlichen Goldschätzen im schimmernden Weltkulturerbe, für eine Suche nach einer Besonderheit, die in den letzten Jahren ganz weltlich in den Fokus des Interesses rückte: Grab und Schrein der Heiligen Corona.

Die Heilige passend zur Seuche findet sich in Aachen

Eine zufällige Namensgleichheit mit der Seuche, die weltweit immer noch nicht passé ist. Aber, so heißt es in der dortigen Schatzkammer, die frühchristliche Märtyrerin solle eventuell auch bei Seuchen zuständig sein. Fast 1000 Jahre ruhten ihre Gebeine in der Kirche - eine Grabplatte zeigt das bis heute. Anfang des 20. Jahrhunderts erhob man ihre (und andere) Reliquien und schuf kurz vor dem Ersten Weltkrieg einen prächtigen Schrein, der aber seit Kurzem wieder für Besucher unsichtbar im Depot der Schatzkammer schlummert.

Fast mystisch wirkt das berühmte Oktogon des Aachener Domes, als sich Türen nach dem Requiem für den verstorbenen Papst wieder für Besucher öffnen. Das Sonnenlicht bricht sich in den letzten Weihrauchschwaden.
Fast mystisch wirkt das berühmte Oktogon des Aachener Domes, als sich Türen nach dem Requiem für den verstorbenen Papst wieder für Besucher öffnen. Das Sonnenlicht bricht sich in den letzten Weihrauchschwaden. © Wilma Reidick

Immerhin: Die unscheinbare Grabplatte stößt ebenso auf Interesse wie die großen Schreine im Dom, die goldene Kanzel oder der ebenfalls goldene Altarvorsatz. Später in St. Foillan (Patron ist spätantiker irischer Missionar, wie Festivalleiter Gerd-Heinz Stevens weiß) geht es um die Musik. Die Koreanische Kantorin Ahreum Jo stellt „ihr“ Instrument vor, eine romantische Klais-Orgel von 1913, die nach Wanderschaft durch diverse Kirche in dieser alten Kirche fast in Hörweite des Doms gelandet ist. Äußerlich unscheinbar - der ursprünglich barocke Prospekt blieb in der alten Abtei Kornelimünster, dem ersten Standort - wurde das Gehäuse mit 1965 markanten Bilder geschmückt, hat es das Werk aber in sich.

Spannend Ahreum Jo’s Wiedergabe von Barockwerken von Bach und Dietrich Buxtehude auf dieser grundtönig-dunkel disponierten Orgel, die heute die zweitälteste in Aachen ist und unter Denkmalschutz steht. Als Jo Mendelssohn intoniert, scheint dies dem Instrument hörbar mehr entgegen zu kommen. Speziell interessierte Teilnehmer zieht es danach wie immer nach oben auf die Empore.

Festivalleiter Gerd-Heiz Stevens mit Kantorin Ahreum Jo, die später „ihre“ denkmalgeschützte Klais-Orgel von 1913 in der Aachener St. Foillan-Kirche vorführte. Die Orgel hat keinen Schmuck-Prospekt, wurde dafür aber 1965 mit zahlreichen Bildern „verkleidet“.
Festivalleiter Gerd-Heiz Stevens mit Kantorin Ahreum Jo, die später „ihre“ denkmalgeschützte Klais-Orgel von 1913 in der Aachener St. Foillan-Kirche vorführte. Die Orgel hat keinen Schmuck-Prospekt, wurde dafür aber 1965 mit zahlreichen Bildern „verkleidet“. © DA

Dann geht die Fahrt Richtung Kornelimünster. Die frühere alte Reichsabtei ist genauso alt wie das Aachener Stift, er heutige Dom, das hübsche Örtchen nun ein Vorort Aachens. Man strebt gen Kirche, ein großer Baukomplex mit barocker Abtsresidenz, schönen Gärten. Der Schock: Geschlossen. Schäden des Hochwassers sind immer noch nicht restlos beseitigt.

Verwirrung um zwei Abteien am selben Ort

Was offensichtlich zur Verwirrung führte: Es gib eine zweite, noch von Benediktinern besiedelte, Abtei in Kornelimünster. Modern, im Neubaugebiet. Eine Odyssee zu Fuß und per Bus beginnt. Am Ende begrüßt Abt Friedhelm in dem großem Schlichten Gotteshaus die Bottroper Aktiven dieses Schlussakkords, wie Propst a. D. Paul Neumann (Texte), Superintendent Steffen Riesenberg (Gesangssoli), den langjährigen Mitorganisator der Exkursionen Gerhard Kemena, der ebenso wie Festivalassistent Joel Keller einen Part an der Klosterorgel übernimmt.

Sportliches Finale einer Orgel-Tour in die Voreifel - Am Ende Applaus, wie in jedem Jahr

Am Ende murrt niemand ob der unerwarteten Odyssee. Die Wanderer nehmens sportlich, die anderen kutschieren die Busse. Die finden am Abend den Weg nach Bottrop dann fast wieder wie von selbst.