Bottrop. Gerhard Kemena übergíbt sein großes Wittmayer-Cembalo für einen symbolischen Preis der Bottroper Kulturkirche Heilig Kreuz. Der Musiker freut sich, dass sein Instrument in der Stadt bleibt und künftig öffentlich zu hören ist.

Heilig Kreuz entwickelt sich regelrecht zur Musikkirche. Jetzt sind, Dank einer großherzigen Spende von Gerhard Kemena, auch Barockkonzerte in dem denkmalgeschützten Gotteshaus möglich. Denn der frühere Kirchenmusikdirektor der Martinskirche übergab nun - eher für einen symbolischen Betrag - sein großes, zweimanualiges Cembalo dem Förderverein der Kulturkirche. Rechtzeitig zum Konzert bei Kerzenschein am morgigen Sonntagnachmittag.

Mit über zwei Meter Länge gehört das Instrument des Cembalobauers Wittmayer zu den großen seiner Art. So verfügt es über insgesamt neun Registriermöglichkeiten, die über die vier Pedale, einen so genannten Lautenzug und eine Schiebekoppel betätigt werden. Damit lassen sich unterschiedliche Klangmischungen und Effekte erzeugen, die einen vielseitigen Einsatz ermöglichen, solistisch wie auch als ideales Begleitinstrument für Solisten oder als Basso Continuo im Ensemble.

Hofcembalist des Sonnenkönigs

Das Modell hört auf den stolzen Namen „Chambonnières“. Damit erinnert es an Jacques Champion de Chambonnières, einen der großen französischen Cembalisten des 17. Jahrhunderts, als das Instrument seine Blütezeit erlebte. Chambonnières war einige Zeit sogar Lehrer und Hofcembalist des französischen Königs Ludwig XIV.

Gerhard Kemena spielte allerdings lieber Bach auf seinem alten Instrument, das er Ende der 90er Jahre in einer Dortmunder Kirche entdeckte, die damals abgerissen werden sollten. „Wir besichtigten dort die Orgel, die wir für die Paul-Gerhard-Kirche ankaufen wollten“, erinnert sich Kemena. Die Orgel kam in die Kirche, das Cembalo kaufte der Musiker selbst.

Aus dem Nussbaumkorpus strömt ein wunderschöner Klang, auch in den tieferen Lagen und füllt den hohen Raum von Heilig Kreuz mühelos. „Bisher habe ich das Instrument nur zuhause gehört und gespielt und bin gespannt, wenn es am Sonntag seine Feuertaufe hier in der Kirche haben wird“, sagt Gerhard Kemena, während Gerd-Heinz Stevens bereits der ersten eleganten Läufe silbriger Töne perlen lässt.

Stevens ist am Sonntag nicht nur solistisch zu hören, sondern begleitet vor allem auch die jungen Musiker Rebekka Lammerding und Justus Luerweg (Flöte) und den Cellisten Richard Ersel. Mit einer Suite für zwei Blockflöten und Basso Continuo - hier übernommen von dem neuen Cembalo - von Jacques Paisible (1650 - 1721) nähert man sich ungefähr der Zeit Chambonnières, dem das Modell ja seinen Beinamen verdankt.

Für Dirk Helmke, Vorsitzenden des Fördervereins von Heilig Kreuz, ist es selbstverständlich, das Instrument wie einen Augapfel zu hüten. Der Raum bleibe bei Nichtnutzung konstant auf 12, 5 Grad geheizt. Denn nichts vertragen Cembalo, Orgel oder Klavier schlechter, als ständige Temperaturschwankungen oder zu viel Wärme.

Gerhard Kemena wirkt erleichtert. Es war für ihn nicht einfach, sich nach so langer Zeit von seinem Instrument zu trennen. Aber: „Ich bin froh und stolz, das es in Bottrop bleibt und hier in der Kulturkirche zu hören sein wird“, so der Vollblutmusiker, der mit über 80 Jahren immer noch aktiv ist.

Erstes Konzert am Sonntag

Das erste Konzert, bei dem das Cembalo zum Einsatz kommt, beginnt am Sonntag, 21. Dezember, um 16 Uhr in Heilig Kreuz, Scharnhölzstraße. Rebekka Lammerding und Justus Luerweg (Flöte), Richard Ersel (Cello) und Gerd-Heinz-Stevens (Orgel uhnd Cembalo) spielen Werke des Barock und der Romantik.