Bottrop. . Als Arbeitsmarktprojekt wurde Kaufnet 2008 mit zwei Mitarbeitern gegründet, heute gibt es 32 in fünf Filialen. Die Zentrale sitzt in Bottrop.

Nicht so groß wie ein Möbelhaus, aber ähnlich gut sortiert: In der einen Ecke stehen die Wohnzimmerschränke dicht gedrängt, direkt gegenüber sind ein paar Esstische aufgebaut und daneben ein ganzes Sortiment an Esszimmerstühlen. Die Diakonie hat die Tür geöffnet zu ihrem Lager, in dem all die Dinge gesammelt und sortiert werden, die später im Secondhand-Kaufhaus Kaufnet angeboten werden.

Längst nicht nur Menschen mit einem schmalen Geldbeutel sind Stammkunden bei Kaufnet, sondern auch die Sammler. „Vom Anwalt über den Zahnarzt oder den Fotografen kommen alle zu uns“, verrät der Chef Marco Bensberg. Denn oft finden sich unter den alten Sachen echte Schätzchen, edles Porzellan oder eine besondere Lampe. Manchmal fragen die Sammler auch gezielt nach Medaillen beispielsweise oder Schallplatten. Alte LP’s von David Bowie, der Anfang des Jahres gestorben ist, seien dieses Jahr sehr gefragt gewesen, erinnert sich der Bereichsleiter. Die gab’s aber nicht im Sortiment des Kaufhauses.

Wiederverwertung statt Müllhalde

Stühle stapelten sich beim Besuch der WAZ im Lager von Kaufnet.
Stühle stapelten sich beim Besuch der WAZ im Lager von Kaufnet. © Winfried Labus

Kaufnet füllt sein Lager mit all den Gegenständen, die andere Menschen los werden wollen. Das Team des Diakonischen Werkes Gladbeck-Bottrop-Dorsten macht Haushaltsauflösungen und Entrümpelungen, nimmt Möbelspenden entgegen, sammelt Kleidung und Kleinwaren. Manchmal landet auch die nagelneue B-Ware von großen Möbelhäusern hier.

Gegen kleines Geld werden alle gut erhaltenen Gegenstände weiter verkauft, anstatt auf dem Müll zu landen. Antiquitäten können schon mal mehr kosten, das teuerste Stück im Sortiment war lange Zeit ein altes, verstimmtes Klavier für 1500 Euro. Hartz IV-Empfänger und Flüchtlinge erhalten bei Vorlage einer entsprechenden Bescheinigung einen Nachlass von 20 Prozent auf die Waren.

Das Arbeitsmarktprojekt ist 2008 entstanden

Marco Bensberg ist der Bereichsleiter der Diakonie für Kaufnet. 32 Mitarbeiter sind hier beschäftigt.
Marco Bensberg ist der Bereichsleiter der Diakonie für Kaufnet. 32 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. © Winfried Labus

Entstanden ist das Secondhand-Kaufhaus in Bottrop 2009. Erst war es an der Robert-Florin-Straße untergebracht, 2014 ist es in die neuen Räume an der Friedrich-Ebert-Str. 93 umgezogen. An der Robert-Florin-Straße befindet sich jetzt noch das Lager. Das Diakonische Werk unterhält mittlerweile fünf Kaufnet-Filialen, neben Bottrop auch in Gladbeck, Castrop-Rauxel und zwei in Gelsenkirchen. Die Zentrale, von der aus alles gesteuert wird, befindet sich in Bottrop.

In Gelsenkirchen aber hat 2008 alles angefangen. Das soziale Arbeitsmarktprojekt startete mit zwei Mitarbeitern. Ziel damals wie heute ist die Beschäftigung und Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen, die auf dem Ersten Arbeitsmarkt kaum eine Chance haben, darunter sind auch Menschen mit Behinderung.

Mittlerweile hat Kaufnet 32 Mitarbeiter. Davon arbeiten allein zwölf in Bottrop im Verkauf, im Lager und in der Verwaltung. „Wir machen die Leute hier fit für den Arbeitsmarkt“, erklärt Marco Bensberg. Das Instrument dafür ist die Arbeitsgelegenheit (AGH), der sogenannte „1,50-Euro-Job“. Für viele hat sich daraus schon eine „richtige“ Beschäftigung auf dem Ersten Arbeitsmarkt ergeben, beispielsweise in einer Möbelspedition.

Eine feste Arbeitsstelle

Auch Alexandra Rohde ist vor fünf Jahren mit einem 1,50-Euro-Job bei Kaufnet gestartet und mittlerweile fest übernommen worden. Sie arbeitet im Fahrdienst und Transport der Diakonie, leert u.a. auch die blauen Altkleider-Container aus, die die Diakonie überall im Stadtgebiet stehen hat. Sie kontrolliert jede eingeworfene Tüte und sortiert den Inhalt.

„Da darf man nicht zimperlich sein“, meint Marco Bensberg. Aber Alexandra Rohde hat kein Problem mit den getragenen und nicht immer sauberen Textilien: „Man kann sich ja die Hände waschen.“

Hier stehen die blauen „Fusselmonster“ der Diakonie

Die Diakonie sammelt auch Textilien und Schuhe für den guten Zweck. Die Kleidungsstücke werden aufbereitet und zu kleinen Preisen in den Secondhand-Kaufhäusern verkauft oder in Kleiderkammern kostenlos an Obdachlose abgegeben. Nicht mehr verwendbare Sachen werden an Recyclingfirmen verkauft, die Einnahmen aus diesem Verkauf fließen zurück in die Arbeitsmarktprojekte. Letztlich geht also kein Teil verloren, mit jeder Spende werden soziale Projekte unterstützt.

An zehn Standorten hat der Sozialverband seine (blauen) Altkleidercontainer aufgestellt, die sich selber als „Fusselmonster“ vorstellen: Neustraße 25, Ottenschlag 27, Industriestr. 10, An der Knippenburg 52, Welheimer Str. 87, Heinrich-Lersch-Str. 15, Kirchhellener Ring 98/100, Beckstr. 103/103a, An der Sandbahn 10 und Friedrich-Ebert-Str. 93.

Das Kaufnet Kaufhaus, Friedrich-Ebert-Str. 92, ist geöffnet: mo - fr, 9.30 - 18 Uhr, sa 9.30 - 14 Uhr. Telefonische Nachfragen, Abholtermine und Haushaltsauflösungen können unter Tel. 02041/7733134 vereinbart werden.