Bottrop. Zwei Geschäfte in Bottrop hat ein 34-jähriger Mann überfallen – mit Schraubendreher und Eisenstange. Jetzt beginnt der Prozess gegen ihn.
Erst spielte er den harmlosen Kunden, dann zeigte er sein wahres Gesicht: Auf der rastlosen Suche nach neuem Drogengeld hat ein 34-Jähriger in Bottrop gleich zwei Ladenlokale überfallen. Seine Waffen: eine Eisenstange, ein Messer, ein Schraubendreher. Seit Montag steht er in Essen vor Gericht – und gibt alles zu.
„Ich war fix und fertig“, sagte er den Richtern nach Rücksprache mit seinem Verteidiger Jens Tuschhoff. Drogen, Haftstrafen, Gewalt: Seit 15 gebe es kein Halten mehr. „Ich steigere mich da immer weiter rein.“ Die Überfälle in Bottrop scheinen ihn selbst schwer zu belasten. „Sowas darf nie wieder vorkommen. Ich will das nicht mehr.“
Kundin in Bottroper Postfiliale: „Lass den Mist, Junge“
Die letzte Tat passierte am 6. April 2022. Der Angeklagte betrat kurz vor Ladenschluss eine Postfiliale an der Gladbecker Straße. Er suchte zwei Grußkarten aus, legte sie auf die Kassentheke, zückte dann einen Schraubendreher. „Kohle her“, soll er der Kassiererin zugerufen und sie dann zur Seite geschubst haben. Die Beute: 90 Euro. „Das war alles ohne Sinn und Verstand“, sagte der 34-Jährige den Richtern der 21. Strafkammer am Essener Landgericht.
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Eine weitere Frau, die damals noch mit im Geschäft war, hätte sogar noch nett auf ihn eingeredet. „Die hat sowas gesagt wie: ,Lass‘ den Mist, Junge.’“ Doch das sei bei ihm nicht mehr angekommen. „Ich war in Panik.“
Bottroper Angeklagte: „Immer bei 1,2 Promille“
Am 24. August des Vorjahres hatte der Angeklagte bereits den ABC-Schuhladen an der Essener Straße überfallen. Dort hatte er die Kassiererin mit einer kurzen Eisenstange und einem Messer bedroht. Die Beute dort: 400 Euro. Alkohol und Amphetamine machen dem Bottroper offenbar schon seit der Jugend schwer zu schaffen. „Wenn ich drauf bin, bin ich immer bei 1,2 Promille“, sagte er den Richtern. Manchmal sei er vier Tage am Stück wach. Einige Wochen vor dem Überfall auf die Postfiliale hatte er sich sogar selbst einweisen lassen. Weil es offenbar nicht mehr weiterging.
Doch auch das war nicht von Erfolg gekrönt. Wie eigentlich alles in seinem Leben bislang schiefgelaufen ist. Elternhaus, Kinderheim, Pflegefamilie, Schule und Beziehung: Alles endete nach eigenen Angaben immer mit einem großen Knall.
Seine Hoffnung setzt der Bottroper nun auf eine professionelle Langzeit-Therapie. Er hat im Gefängnis sogar Weihnachtskarten an Mutter und Familie geschrieben. Die Übergabe im Gerichtssaal haben die Richter ohne „Postkontrolle“ jedoch nicht erlaubt. Die Karten müssen von ihnen zuerst gelesen werden. Man könne ja nie wissen, was wirklich drinsteht. Der Prozess wird fortgesetzt.