Klasse 4c der Nikolaus-Groß-Schule durfte vom Lkw-Sitz aus überprüfen, was so ein Brummi-Fahrer überhaupt nur sehen kann

„Weiter, weiter, weiter weiter. Halt.” Jetzt erst hat Jessica ihre Mitschülerin Melissa gesehen. Denn jetzt erst hatte sich Melissa weit genug von dem gelben 12-Tonner entfernt, um vom Fahrersitz des Lkw aus über den Außenspiegel wahrgenommen zu werden. Dort oben auf dem „Bock” sitzt Jessica. Und staunt.

Wie auch die anderen Jungen und Mädchen der Klasse 4c der Nikolaus-Groß-Schule, die nach und nach den Brummi-Sitz erklimmen und über den Spiegel ihre Mitschüler orten wollen, die sich draußen vor und vor allem neben dem Lkw bewegen. So erleben die Kinder anschaulich, wie eingeschränkt die Sicht so eines Lkw-Fahrers ist. Und wie gefährlich nahe deshalb so ein Brummi Kindern kommen kann.

Vom toten Winkel hatten sie schon gehört im Sachkundeunterricht und in der Vorbereitung auf die Radfahrprüfung. Jetzt können die Kinder aber besser begreifen, dass der Lkw-Fahrer gar nicht sieht, was sich an bestimmter Stelle neben oder vor seinem Fahrzeug abspielt. Sehr gefährlich vor allem für die jüngsten Verkehrsteilnehmer. Besonders dann, wenn so ein Brummi auch noch nach rechts abbiegen will und gar nicht erkennt, dass neben ihm ein kleiner Radfahrer geradeaus fahren wollte.

Unfälle dazu gab's auch schon in Bottrop, auch tödliche.

Die Kinder umringen auf dem Parkplatz Ziegelstraße den Lkw und seinen Fahrer Reinhard Behler. Dessen Sohn besucht auch die 4c und hatte daheim erzählt, dass er in Vorbereitung auf die Radfahrprüfung etwas vom toten Winkel gehört hatte. Dem Vater und Brummifahrer kam die Idee, den Kindern doch einmal ganz praktisch zu zeigen, wie eingeschränkt der Blickwinkel eines Brummi-Fahrers ist.

Er bat seinen Arbeitgeber (Lieken Brot- und Backwaren) um Erlaubnis, das Fahrzeug für den Versuch zu entleihen und fuhr nun am Mittwoch, seinem freien Tag, den Parkplatz an.

Für jedes Kind aufs Neue wurde ausgetestet, ab welchem Moment es wirklich vom „Bock” des Lkw aus zu sehen war. Mit Körben war die beachtlich große Fläche abgesteckt, die man überhaupt nicht einsehen kann. Und schnell wurde den Kindern klar, was sie schon von der Polizei gehört hatten: Sicherer ist es, sich mit dem Fahrrad am besten hinter einem Lkw zu halten, sich nicht an ihm vorbei nach vorne zu schlängeln und neben ihn stellen vor einer Ampel. Und nicht dicht neben ihm halten, sondern in großem Abstand, am besten auf dem Bürgersteig.

Reinhard Behler nennt seine Methode, als Brummi-Fahrer die Kinder zu schützen: „Warten, Geduld haben, zur Not eine Ampel länger warten, wenn man sieht, dass Kinder in der Nähe sind.”