Bottrop. Auf dem Berliner Platz wird die Kunsteisbahn aufgebaut. Je nach Tageszeit fahren Kinder hier kostenlos. Was die Runde auf der Bahn sonst kostet.

Die Hammerschläge knallen über den Berliner Platz. Dort verlegen Arbeiter große weiße Plastikplatten. Auf denen sollen die Bottroperinnern und Bottroper ab Donnerstag mit den Schlittschuhen flitzen können. Die Eisbahn nimmt rasch Gestalt an. Eine hölzerne Unterkonstruktion, darauf liegt eine weiße Plastikplane, auf der die eigentliche Bahn verlegt wird.

Wer es sich genau anschaut: Es erinnert irgendwie an das Verlegen von Laminat – nur eben alles eine Nummer größer. Rund zwei Quadratmeter ist eine der weißen Platten groß und wiegt gut 39 Kilogramm. Aber wie besagtes Laminat wird auch hier mit Nut und Feder gearbeitet, um die Platten miteinander zu verbinden. Mit dem Hammer leisten die Aufbauhelfer „Überredungshilfe“, damit auch ja keine Spalten in der Kunsteisfläche übrig sind.

Echte Eisbahn mit ihrem hohen Energieverbrauch passt nicht in die Zeit

Dirk Helmke, Werner Salfeld und Joachim Pawlenka sehen den Fortschritt der Arbeit mit Wohlwollen. Sie sind verantwortlich für diesen Teil des Bottroper Weihnachtsmarktes. „Bottroper Eiszauber“ haben sie ihn getauft. Und eigentlich hätte auf dem Berliner Platz eine Bahn mit echtem Eis stehen sollen. Angesichts der Energiepreise aktuell und auch der politischen Lage passt so etwas nun überhaupt nicht in die Zeit. Daher also nun die Kunsteisbahn.

Am Donnerstag, 17. November, geht es los, bis zum 8. Januar ist sie täglich geöffnet. Im Vormittagsbereich gibt es eine Besonderheit. Von 11 bis 14 Uhr gehört die Bahn den Bottroper Schülerinnen und Schülern, die hier kostenlos Eislaufen können. Das Schulamt sei informiert und organisiere entsprechende Ausflüge der Schulen, sagt Dirk Helmke. Per Bus kommen die Kinder und Jugendlichen in die Stadt. Er und seine Mitstreiter freuen sich, dass die Vereinte Volksbank durch ihr Sponsoring diese Aktion und überhaupt die Eisbahn möglich gemacht hat. In den Ferien reicht es, wenn die Kinder vormittags einen Schülerausweis vorzeigen.

Schulklassen laufen vormittags kostenlos auf der Bottroper Eisbahn

Nachmittags ab 14 Uhr ist die Bahn für alle Bottroperinnen und Bottroper geöffnet. Kinder zahlen 3,50 Euro Eintritt, Erwachsene fünf Euro. Dazu kommen Leihgebühren für die Schlittschuhe. Die liegen für Kinder bei 3,50 Euro, für Erwachsene bei 4,50 Euro. „Uns war wichtig, dass wir preislich am Ende unter den zehn Euro liegen“, erläutert Werner Salfeld. Alternativ bieten die Macher eine Familienkarte für zwei Erwachsene und zwei Kinder zum Preis von 25 Euro an – inklusive Schlittschuhe.

Wer mag, der kann auch mit seinen eigenen Schuhen kommen. Allerdings müssten die für die Kunsteisbahn mit einem speziellen Schliff versehen werden, einem sogenannten Hohlschliff. Das sei vor Ort prinzipiell möglich, erläuterte Dirk Helmke, allerdings sei man nicht in der Lage, das wieder rückgängig zu machen. Und in Bottrop gebe es keinen entsprechenden Anbieter, so dass der Aufwand vergleichsweise groß sei. Daher der Tipp, sich die Schuhe besser vor Ort zu leihen. 500 Paare in allen Größen stehen parat.

RTL-Soap „Alles was zählt“ arbeitet mit demselben Kunsteis wie in Bottrop

Und wie ist das Gefühl auf dem Kunsteis? Sven Köhler ist Geschäftsführer von Glice Deutschland, die solche Eisbahnen derzeit zuhauf montieren. Zu wie viel Prozent die Kunststoffbahn einer echten Eisbahn nahekommt, vermag er nicht zu sagen, das sei subjektiv. Der Anfang sei meist etwas schwererer, aber wenn die Kufen auf das stark verpresste Kunststoff treffen, öffnen sie die Moleküle der Oberfläche und es werden Substanzen freigegeben, die es gleitfähiger machen. So werde es Runde um Runde leichter – auch dadurch, dass sich die Kufen erwärmten.

Großer Vorteil einer solchen Bahn aus Köhlers Sicht: „Sie verbrauchen im Betrieb keinen Strom und kein Wasser. Anders selbstverständlich in der Herstellung, doch da habe man pro hergestellter Platte einen Baum gepflanzt. Hinzu kommt: Ausgelegt sind die Platten auf eine Lebensdauer von 20 Jahren. Glice kommt ursprünglich aus der Schweiz und man habe mit dem Bau solcher Kunsteisbahnen für den Sport, also etwas für Eishockey, begonnen, erläutert Köhler. Inzwischen sei die Nachfrage groß. So arbeitet das Unternehmen etwa auch fürs Fernsehen. Wenn in der RTL-Soap „Alles was zählt“ die Darsteller übers Eis flitzen, dann tun sie es auf einer Bahn wie sie nun auf dem Berliner Platz entsteht.

Gastronomie ist allzeit trocken im direkt angrenzenden Zelt untergebracht

Im angrenzenden Zelt ist neben dem Schlittschuhverleih die Gastronomie untergebracht. „Im Prinzip kann hier die Oma im Trockenen sitzen, einen Glühwein trinken, während die Enkel Schlittschuhlaufen“, formuliert es Joachim Pawlenka etwas überspitzt. Aber es sei eben tauglich für jedes Wetter. Zumal im Zelt auch Platz sein wird für Verkaufsstände. Die Macher bieten Bottroper Künstlern und Kunsthandwerkern an, hier am Wochenende ihre Werke zu verkaufen. Dirk Helmke: „Wir favorisieren wechselnde Aussteller an den Ständen“. Wer Interesse hat, kann sich bei Werner Salfeld melden, 0160 7204470.