Bottrop-Kirchhellen. Der Rassegeflügelzuchtverein Kirchhellen hat zur Geflügelschau geladen – aber ohne Geflügel. Wie die Landwirte mit der Vogelgrippe umgehen.
Wie gewohnt sollte die Jahresausstellung des Rassegeflügelzuchtvereins Kirchhellen (RGZV) am ersten Wochenende im November stattfinden. Die Ausstellung war lange vorgeplant, die Reithalle am Vogelsrauh angemietet, die Preisrichter bestellt. Die Plakate waren auch schon gedruckt und wurden jetzt mit einem „Plan B“ -Aufdruck versehen. Wie schon fast gewohnt machte auch diesmal eine Infektionskrankheit die Pläne zunichte, nur war es in diesem Fall ausnahmsweise mal nicht Corona, sondern die Vogelgrippe, die Anfang Oktober die Tiere eines Kirchhellener Hobbyzüchters befallen hatte.
Vereinsvorsitzender Jens Pastrik musste erst einmal alle Mitglieder über die Krankheit und die notwendigen Maßnahmen informieren und sich mit den städtischen Ämtern absprechen. Lobenswerterweise sei die Stadt auf den Vorschlag eingegangen, die Maßnahmen in mehreren Sprachen bei den Futtermittelhändlern auszuhängen, da es inzwischen viele ausländische Züchter gebe.
Geflügelpest in Kirchhellen: Hoffen auf Aufhebung der Maßnahmen
Zwar gibt es inzwischen eine Impfung gegen die Newcastle-Geflügelpest, aber aktuell noch nichts gegen die Vogelgrippe, die europaweit im Vormarsch sei. Das Wichtigste sei, die Übertragung zu verhindern, deshalb ist auch die strikte Stallhaltung notwendig. Die zuständige Veterinärin habe in den letzten Wochen im Schutzanzug alle Tiere in den Ställen und Volieren kontrolliert. Da die vierwöchige Frist verstrichen ist, hoffen die Tierliebhaber, dass die Maßnahmen in der kommenden Woche aufgehoben werden.
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Die Auswirkungen der Quarantäne werden von den Züchtern unterschiedlich betrachtet. Jens Pastrik musste sich einiges einfallen zu lassen, um seine Vögel, die Freilandhaltung gewohnt sind, zu beschäftigen, auch um „Kannibalismus“ zu verhindern. Kleine Ställe mit großen Freiflächen seien besonders betroffen.
Geflügelzüchter wollen Vereinsleben aufrecht erhalten
Engelbert Preuchen findet es „nicht so tragisch, weil meine Zwerghühner auch bei schlechter Witterung im Stall sind“. Siegfried Küper muss nicht unbedingt auf Ausstellungen gehen: „Ich habe auch zu Hause Spaß an meinen Tauben.“ Der amtierende Preisrichter Ralf Scheschi hingegen vermisst die Ausstellungen, die er aufgrund des „Verbringungsverbots“ seiner arabischen Trommeltauben versäumen musste.
Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder, der gewöhnlich als Schirmherr der Veranstaltung fungiert, hat die Anschaffung neuer Hühner aufs Frühjahr verschoben. Dass die Ausstellung ausfallen musste, war schnell klar, aber man wollte mit „Plan B“ wenigstens das Vereinsleben aufrecht halten, da Corona schon genug Unheil angerichtet hatte. „Wir hatten mehr Beerdigungen als Taufen!“ sagt Jens Pastrik sarkastisch.
„Wir werden immer weiter auseinander getrieben“
Außerdem musste ja auch die neu gestaltete Theke eingeweiht werden. Kurzerhand lud man am Samstag zur „Geflügelzuchtschau ohne Geflügel“ in die Reithalle ein. Viele Vereinsmitglieder und Freunde folgten dieser Einladung und genossen neben kalten Getränken auch die gewohnte Hühnersuppe und Owis leckeren Eierlikör und fachsimpelten entspannt ohne die gewohnten Geräusche der Ausstellung.
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Die Auswirkungen der Pandemien sind für viele Vereine existenzbedrohend. Bundesweit fallen laut Jens Pastrik etliche Geflügelschauen aus, die Meldezahlen bei den stattfindenden Ausstellungen gehen erheblich zurück: „Wir werden immer weiter auseinander getrieben, es fehlen uns die Vergleiche.“ Außerdem seien die meisten Vereine auf die Einnahmen bei den Ausstellungen angewiesen. Auch die hohen Energiepreise für die Brutmaschinen oder Wärmelampen sowie die stark gestiegenen Getreidepreise machen Züchtern zu schaffen.